Selbstregulierung: Online-Werber ziehen positive Bilanz

Mit einem Kodex und Informationspflichten will die Werbewirtschaft Vertrauen schaffen. Deutsche schalten Werbecookies relativ selten ab.

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Von
  • Torsten Kleinz

Seit über einem Jahr gehört Werbung mit dem prägnanten Info-Piktogramm zum Alltag in europäischen Browsern. Hintergrund ist eine Selbstverpflichtung der europäischen Online-Werbewirtschaft, mehr Transparenz bei personalisierter Werbung zu schaffen. Der für die deutsche Online-Werbewirtschaft zuständige Deutsche Datenschutzrat Online-Werbung (DDOW) hat nun seine erste Jahresbilanz vorgelegt.

Das Mini-Icon zeigt in Werbebannern, dass Nutzerdaten erhoben werden.

Der DDOW zeigt sich erfreut von der breiten Akzeptanz der Transparenz-Regeln: Im November 2013 sei eine Marktabdeckung von 89 Prozent erreicht worden. Allerdings liegt diesem Wert nur eine kursorische Prüfung vor: Marktforscher untersuchten die personalisierte Werbung auf den größten Webseiten der einzelnen Werbemärkte. In neun von zehn Fällen war Werbung vorhanden, die sich an die neuen selbst gesetzten Standards hielt. Der Kodex der DDOW sieht unter anderem vor, dass sich Werbeanbieter identifizieren und dem Verbraucher mitteilen, welche seiner Daten für Werbezwecke ausgewertet und übermittelt werden. Das Info-Icon wurde nach Zählung des DDOW 120 Milliarden Mal angezeigt.

Weiterer zentraler Baustein ist das zentrale Präferenzmanagement. Das Online-Tool ermöglicht es den Verbrauchern, die Cookies der teilnehmenden Werbedienstleister zu deaktivieren. Das Tool verhindert nicht, dass Werbung angezeigt wird -- lediglich der Personenbezug wird aufgehoben. Insgesamt kamen im vergangenen Jahr 16,5 Millionen Nutzer auf die Online-Plattform der Werbewirtschaft, 6,3 Prozent davon sperrten das "Online Behavioral Advertising" (OBA). In Deutschland griffen nur 4,1 Prozent zu der Sperre, in England gar nur 2,4 Prozent. Allerdings gibt es viele mächtigere Tools -- von den Google Anzeigenvorgaben, die detaillierte Informationen über das eigene Werbeprofil bereitsstellen, über Ghostery bis hin zu dem neu vom EFF entwickelten Browser-Plugin Privacy-Badger.

Von den Beschwerdemöglichkeiten der Online-Werber machten nur sehr wenige Nutzer Gebrauch: lediglich 128 Anfragen von Nutzern verzeichnete die DDOW. Nur in einem Fall wurde ein Unternehmen wegen Verstoß gegen den gemeinsamen Kodex abgemahnt, in drei Fällen besserten die Werbeanbieter ihre Angebote nach Information durch die Selbstregulierungsorganisation nach. Die Zahl der Unterzeichner des Kodex stieg 2013 von 177 Unternehmen auf 210, dazu kommen noch 95 Lizenznehmer. Im laufenden Jahr will sich der DDOW nun verstärkt um Tranparenzlösungen für Werbung auf Mobilgeräten einsetzen. (jo)