Shell Jugendstudie '97: Angst vor Arbeitslosigkeit

Die Ergebnisse der 12.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Die Ergebnisse der 12. Shell Jugendstudie "Jugend 97" liegen jetzt vor.

Was ist das: Es ist "unglaubwürdig, interessengeleitet, langweilig, trocken, unehrlich, korrupt und vom Alltagsleben Schaltjahre entfernt"?

Richtig! - das ist die Beschreibung von Jugendlichen im Alter zwischen 12 bis 24 Jahren für Politik und Politiker. "Politiker reden zuviel, aber machen nichts - egal, wer gewählt wird ...", sagt ein 19jähriges Mädchen aus Westdeutschland und bringt mit dieser Aussage die grundsätzliche Haltung der Jugendlichen auf den Punkt.

Die am 13. Mai vorgelegte 12. Shell Jugendstudie: "Jugend '97" enthält mehr gesellschaftlichen und politischen Zündstoff, als so manchem lieb sein dürfte. Und: Sie ist weniger ein Beweis für die angebliche Resignation oder Entpolitisierung der heutigen Jugend, denn ein Armutszeugnis für all jene, die über 30 Jahre sind.

"Die Krisen im Erwerbssektor, Arbeitslosigkeit, Globalisierung, Rationalisierung ... sind inzwischen nicht mehr 'bloß' eine Randbedingung des Aufwachens ... Sie haben inzwischen vielmehr das Zentrum der Jugendphase erreicht, indem sie ihren Sinn in Frage stellen."

So verwundert auch das Ergebnis nicht: "Unsere Studie zeigt deutlich und an vielen Stellen, daß von allen Problemen am stärksten die Probleme der Arbeitswelt die Jugend beschäftigen und nicht die klassischen Lehrbuchprobleme der Identitätsfindung, Partnerwahl und Verselbständigung."

Fast jeder zweite Jugendliche nannte bei der Befragung als Hautproblem der Jugend die Arbeitslosigkeit. Dabei gab es keine geschlechtsspezifischen Unterschiede noch solche zwischen ost- und westdeutschen Jugendlichen. Bei den geschlossenen Fragen wurde die "steigende Arbeitslosenzahl" von mehr als 92%(!) für "ein großes oder sehr großes Problem für unsere Gesellschaft" gehalten; mehr als 88% sehen darin ein Problem, "das die persönliche Zukunft stark beeinträchtigen wird". Offenkundig ist das die "prägende Generationserfahrung"!

Politische Parteien genießen von allen gesellschaftlichen Organisationen am wenigstens Vertrauen."

Jugendliche wollen sich engagieren, egal ob aus einer "nutzenorientierten" oder einer "zielorientierten Motivation" heraus. Natürlich durchschauen sie die Politik als Anhängsel der Wirtschaft und wissen sehr gut, wo in der modernen, medialen Gesellschaft die Wurst hängt: "Auffallend viele der porträtierten Jugendlichen basteln an einer Berufskarriere in den Bereichen Werbung, Marketing, Journalismus, Kulturmanagement und Kommunikationswissenschaften ... - alle haben kapiert, worauf es ankommt in dieser Gesellschaft: Sich selbst und das eigene Anliegen möglichst optimal zu verkaufen."

Stefan Becht (fr)