"Sicherheitsmängel": Frankreich verbietet Ministern WhatsApp, Signal & Telegram

Vom 8. Dezember an sollen Regierungsmitglieder die französischen Messaging-Alternativen Olvid oder Tchap nutzen. Die bekannteren Apps enthielten Schwachstellen.

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Hand an Smartphone mit WhatsApp offen

(Bild: Yohanes Herman Nggebu/Shutterstock.com)

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Die französische Premierministerin Élisabeth Borne hat die Minister ihres Kabinetts und deren Teams aufgefordert, die weit verbreiteten Messaging-Apps WhatsApp, Telegram und Signal nicht mehr zu verwenden. Dies berichtet das Magazin Le Point unter Verweis auf eine entsprechende Anweisung der Politikerin. Die beliebten Chat-Werkzeuge sind demnach "nicht frei von Sicherheitsmängeln und können daher die Sicherheit der über sie ausgetauschten Gespräche und Informationen nicht garantieren". Borne setzte den anderen Regierungsmitgliedern eine Frist bis zum 8. Dezember, um auf die französische Alternativen Olvid oder Tchap umzustellen.

Der französische Digitalminister Jean-Noël Barrot erklärte auf X (vormals Twitter), die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Olvid sei von der Cybersicherheitsbehörde Anssi zertifiziert. Die App sammele "keine personenbezogenen Daten". Er und sein Team verwendeten das Programm schon seit Juli 2022. Zugleich bestätigte Barrot den Medienbericht: "Im Dezember wird die gesamte Regierung Olvid nutzen, das sicherste Instant Messaging der Welt." Entwickelt hat die Anwendung der Kryptologe Thomas Baignères zusammen mit seinem Forscherkollegen und Firmenmitgründer Matthieu Finiasz. Olvid hat die Sicherheitszertifizierung der ersten Stufe von Anssi erhalten – im Gegensatz zu WhatsApp, Signal oder Telegram. Experten fühlten dazu dem Quellcode auf den Zahn und führten Penetrationstests durch.

Tchap wiederum baut auf dem Matrix-Protokoll auf – genauso wie etwa der BWMessenger der Bundeswehr oder der TI-Messenger für das deutsche Gesundheitswesen. Die französische WhatsApp-Alternative startete 2019 aber mit einem Fauxpas: Einem Hacker gelang es nach kurzer Zeit, unbefugt ein Nutzerkonto anzulegen und sich innerhalb der ersten angelegten Kommunikationsräume umzusehen.

Auch der französische Präsident Emmanuel Macron muss nun wohl wechseln: Er gilt als eifriger Messaging-Nutzer mit einer Vorliebe vor allem für Telegram. Zuvor forderte Frankreichs Regierung Beamte bereits auf, alle Arten von Social-Media-, Gaming- und Streaming-Apps wie TikTok, CandyCrush und Netflix aus Gründen der Cybersicherheit und des Datenschutzes von ihren Arbeitsgeräten zu entfernen. Ende Februar verbot auch die EU-Kommission allen ihren Mitarbeitern zum Schutz personenbezogener Daten die Installation von TikTok auf ihren Smartphones. Parlament und Ministerrat in Brüssel folgten. Die US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) lobte 2016 bei WhatsApp neben der "starken Verschlüsselung" auch die einfache Handhabung. Noch besser schnitten bei ihr Signal und Telegram ab, wenn Nutzer dort den verschlüsselten Chat einschalten.

(mho)