Skandal um gefälschte Titel: Pakistanischer IT-Konzern-Chef festgenommen

Asiatischer Wirtschaftskrimi: Der nach eigenen Angaben "weltweit führende IT- Konzern" Axact wird des schwunghaften Handels mit falschen akademischen Titeln und Zertifikaten beschuldigt.

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Skandal um gefälschte Titel: Pakistanischer IT-Konzern-Chef festgenommen

In Videobotschaften appellierte Axact-Gründer Shoaib Ahmed Shaikh an die pakistanische Regierung.

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Von
  • Torsten Kleinz

Tiefer Fall für den Axact-Gründer Shoaib Ahmed Shaikh: Auf der Webseite seines Konzerns sind noch die Pläne zu lesen, wie er Pakistan bis 2019 reformieren und dank seiner Milliardengewinne 10 Millionen Kinder aus der Armut befreien wolle. Nun verbreiten pakistanische Medien die Nachricht seiner Festnahme durch die Bundespolizei FIA. Der von Shaikh gegründete Nachrichtensender BOL kollabiert unterdessen noch vor der ersten Sendung.

Ausgelöst wurde der Skandal durch einen Bericht der New York Times. Deren Reporter hatten Hinweise und Zeugenaussagen zusammengetragen, dass der Konzern ein Netz von insgesamt 370 Fake-Webseiten betreibt, die allesamt ein Ziel verfolgen: teure Bildungszertifikate zu verkaufen. Das Angebot soll vom falschen Universitätsabschluss für 4000 Dollar bis hin zu High-School-Zeugnissen für 350 Dollar gereicht haben.

Die Webseiten der Fake-Universitäten erscheinen professionell. Teilweise werden auch Online-Kurse angeboten.

(Bild: Screenshot)

Der Reporter Declan Walsh, der 2013 aus Pakistan ausgewiesen worden war, berichtet auch über Drückermethoden. So sollen Axact-Kunden mit rechtlichen Konsequenzen genötigt worden sein, immer neue Zertifikate zu kaufen. Dabei schreckten die Fälscher auch vor dreisten Methoden nicht zurück: Sie warben gar mit der Unterschrift von US-Außenminister John Kerry unter offiziell wirkenden Zertifikaten. In Schwung gehalten wurde das Fake-Imperium von der Firmenzentrale in Karachi. Zwar vertreibe Axact auch einige legale IT-Produkte, die Haupteinnahmequelle seien aber die illegalen Verkäufe gewesen, berichtete die New York Times.

Zwar waren die Aktivitäten der Fake-Universitäten in den vergangenen Jahren immer wieder aufgefallen und auch vor Gerichten gelandet, doch bisher konnten sie nicht bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgt werden. Axact ging aggressiv gegen Berichte vor, die den Konzern mit dem Geschäft in Verbindung brachten. Doch dieser Schutzschild versagte nun: Nach der Veröffentlichung des Artikels der New York Times wurde die Firmenzentrale von pakistanischen Behörden durchsucht. In einem Gebäude neben der Firmenzentrale sind auch tausende gefälschter Zertifikate gefunden worden, melden pakistanische Medien. Mittlerweile sei auch die amerikanische Bundespolizei FBI um Amtshilfe gebeten worden.

Obwohl die Zertifikate der Rochville University bereits vor Jahren als wertlos entlarvt wurden, ist die Webseite noch online.

(Bild: Screenshot)

Axact versuchte die Behörden mit einer PR-Kampagne zu stoppen. Auf seiner Webseite bezeichnet der Konzern die Vorwürfe als haltlos und falsch und legt eine Verschwörung von konkurrierenden Medienkonzernen nahe. Diese wollten den Start von Axacts neuster Geschäftssparte, dem Nachrichtensender BOL, verhindern. In Videobotschaften appellierte Firmenchef Shaikh an die pakistanische Regierung, sein Unternehmen gewähren zu lassen.

Doch selbst im eigenen Konzern stoßen diese Beteuerungen offenbar auf wenig Glauben. So haben sich mehrere Journalisten öffentlich vom Nachrichtensender BOL gelöst, darunter auch der Chefredakteur Kamran Khan.

Die pakistanische Regierung dementiert unterdessen, dass Regierungsstellen in das lukrative Geschäft mit den Fälschungen verstrickt gewesen seien. "Ich hoffe, dass Sie dem Gesetz in Pakistan seinen Lauf lassen, die Verantwortlichen zu bestrafen, wenn diese schuldig befunden werden", schreibt der pakistanische Presseattaché in Washington an die New York Times. (anw)