Smart Meter für 20 Euro: Lob und Kritik für Gesetzentwurf der Bundesregierung

Verbraucherschützer begrüßen den Plan der Bundesregierung, Smart-Meter-Kosten für Nutzer zu senken. Branchenverbände fordern jedoch weiteren Bürokratieabbau.

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(Bild: Netze BW/Markus Born)

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Die Pläne der Bundesregierung, die Akzeptanz und Verbreitung von Smart Metern zu fördern, stoßen auf ein geteiltes Echo: Verbraucherschützer begrüßen die geplante Absenkung der Kosten für Haushalte. Verbände der Energiebranche kritisieren jedoch, dass die Bundesregierung beim Bürokratieabbau nicht weit genug gehe und die Gesamtkosten für die vernetzten Stromzähler dadurch weiterhin hoch halte.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) begrüße die geplante Absenkung der Preisobergrenzen bei Smart Metern für Verbraucherinnen und Verbraucher, sagte ein Sprecher gegenüber c't. Zugleich sei ein flächendeckendes Angebot von dynamischen Stromtarifen und die Einführung von zeitvariablen Netzentgelten nötig. "Dieses Zusammenspiel würde Smart Meter für Verbraucherinnen und Verbraucher finanziell attraktiver machen und somit die Akzeptanz des Rollouts erhöhen", sagte der Sprecher.

Laut einem Anfang Dezember bekannt gewordenen Gesetzentwurf sollen Verbraucher künftig in der Regel nur noch 20 Euro im Jahr für ein Smart Meter zahlen. Einen Großteil der Kosten für die "intelligenten Messsysteme" sollen stattdessen die Netzbetreiber übernehmen, sodass die Netzentgelte steigen dürften. Diese werden von allen Haushalten mit der Stromrechnung bezahlt – ob sie ein Smart Meter nutzen oder nicht.

Indirekt könnten Smart Meter die Kosten für den Netzbetrieb aber auch reduzieren, meinen die Verbraucherschützer: Verbrauchsseitige Flexibilität und die verbesserte Datengrundlage könnten "zu erheblichen Kosteneinsparungen im Bereich der Stromnetze führen", sagte der vzbv-Sprecher.

Der Stromanbieter Tibber begrüßt die geplante Verpflichtung für Messstellenbetreiber, innerhalb von vier Monaten ein Smart Meter einzubauen, wenn zum Beispiel der Anschlussnutzer das verlangt. "Wir freuen uns, dass die Bundesregierung die Bedeutung der Digitalisierung für eine erfolgreiche Energiewende erkannt hat – und ein Recht auf Smart Meter plant", sagte Deutschlandchefin Marion Nöldgen. Die Bundesregierung treibe damit "einen echten Smart-Meter-Rollout von Verbraucherseite voran". Die Reduzierung der Kosten auf 20 Euro pro Jahr schaffe dabei zusätzliche Anreize für Haushalte.

Kritik am Gesetzentwurf kommt unter anderem vom Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne). "Wir hätten uns gewünscht, dass die Zertifizierung der Geräte sehr viel einfacher wird und dadurch die Kosten noch stärker sinken", sagte bne-Geschäftsführer Robert Busch. Der Zertifizierungsprozess sei "um ein Vielfaches teurer als das Gerät selbst", und daran ändere der Gesetzentwurf nichts. "Dieser deutsche Sonderweg verhindert somit auch weiterhin, dass die Geräte wirklich günstig und schnell verfügbar werden", kritisierte Busch.

Aus Sicht des Forums Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) geht "der Bürokratieabbau an vielen Stellen nicht weit genug". Es fehlten zum Beispiel Anpassungen im Eichrecht und eine weitergehende Vereinfachung der Lieferkette. Nötig seien außerdem Anreize für Kunden, "um über Digitalisierung benötigte Flexibilität aus E-Mobilität, Wärmepumpen und Stromspeicher bereitzustellen". Denkbar sei etwa ein reduziertes Netzentgelt, wenn Kunden zu bestimmten Zeiten einen Teil ihrer Leistung bereitstellen. (cwo)