Sony-TVs: OLEDs und Mini-LEDs, aber bitte nicht zurück ins Röhrenzeitalter

Sony setzt in seinen neuen Highend-TV auf QD-OLEDs und helle LCDs mit Mini-LED-Backlight. Kritik übt der Hersteller an den EU-Vorgaben zur Energieeffizienz.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 169 Kommentare lesen

(Bild: Ulrike Kuhlmann / c't)

Lesezeit: 7 Min.
Inhaltsverzeichnis

Lichtstarke Displays, rasante Bildwechsel und satte Farben, das verspricht Sony für seine neuen Fernseher. In den Highend-Modellen nutzt der japanische Hersteller QD-OLED-Panels von Samsung, während WOLED-Panels von LG nur zweite Geige spielen. Stattdessen rücken jetzt LCDs mit dimmbarem Mini-LED-Backlight auf, in ihnen sieht Sony die idealen Geräte fürs Gaming und Fernsehgucken in heller Umgebung.

Alle 4K-TVs von Sony erreichen die Effizienzvorgaben der aktuellen Ökodesign-Richtlinie, doch für Energielabel jenseits der EEI-Klassen G oder F müsste die Displayhelligkeit merklich reduziert werden. Dunkle Schirme seien aber kein Fortschritt, bemängelt der Hersteller.

Die Spitzenleuchtdichte des High-end-Modells A95L wurde laut Sony gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Dank ihr soll das Display auch in sehr hellen Räumen bestehen können. Hier dürften die Sony-TVs mit WOLED-Panel zurückfallen, da Sony die Mikrolinsentechnik (MLA) von Panelhersteller LG Display im A80L zumindest derzeit nicht nutzt. Sie verbessert die Lichtausbeute der WOLEDs erheblich.

Beim Design setzt Sony auf elegante Schlichtheit, wobei sich die Modellreihen auf den ersten Blick durch ihre Füße unterscheiden: Rechts ein QD-OLED-TV mit außen angebrachten, leicht gewinkelten Füßen, links ein WOLED-TV mit etwas zur Mitte versetzen, geraden Fußleisten.

Auf die Frage, warum man sich für das neue QD-OLED-Panel von Samsung und gegen das neue WOLED-Panel von LG entschieden habe, führten die Entwickler die besseren Farben und die höhere Leuchtdichte an. Im Gespräch mit c’t räumten sie allerdings ein, dass die QD-OLEDs weniger energieeffizient sind. Sie stellten eine Art Effizienz-Ranking bei gleicher Leuchtdichte auf: LCD mit Mini-LED verwerten die eingespeiste Energie am effektivsten, gefolgt von LCDs mit herkömmlichem Backlight, danach kämen die WOLEDs und am energiehungrigsten seien die QD-OLEDs.

Dass helle Displays mehr Energie benötigen, verdeutlicht Sony in seinen neuen TVs mt der sogenannten Eco-Dashboard-App mit animiertem Baum. Je nach Menüeinstellung wachsen dessen Blätter, etwa wenn man den Umgebungslichtsensor aktiviert oder das TV beim Nichtbenutzung automatisch in den Standby versetzen lässt. Die effektivste Maßnahme besteht jedoch darin – das zeigt der Baum auch – die Displayhelligkeit zu reduzieren. Mithilfe des Eco-Dashboards lasse sich der Energiebedarf der Fernseher um bis zu 32 Prozent verringern, erklärte Sony. Allerdings dürfte das dann auf ein deutlich dunkleres Bild hinauslaufen.

Per Eco-Dashboard sollen die Nutzer dazu bewogen werden, ihre TVs so einzustellen, dass sie möglichst wenig Energie benötigen. Die Blätter des Baums wachsen mit jeder Optimierung des Energieverbrauchs.

In Sachen Energieeffizienz beklagt Sony wie andere Hersteller auch die EU-Regeln zum Öko-Design, die zum 1. März nochmal verschärft wurden. So hielten es Entwickler der TV-Sparte für nahezu ausgeschlossen, dass Fernseher in den nächsten fünf Jahren wieder ein Energieeffizienzlabel der Klassen A oder B tragen werden. Das sei allenfalls möglich, wenn man dunkle Displays mit kleinem Farbraum in den Handel brächte. Und das wäre ja ein Schritt zurück ins Röhrenzeitalter, den niemand gehen wolle.

In der Folge hat Sony wie einige andere Hersteller keine neuen Fernseher mit 8K-Auflösung (7680 × 4320 Pixel) vorgestellt. Diese sind wegen ihrer vielen Pixel und damit einhergehenden intransparenten Zuleitungen und Transistoren deutlich energiehungriger als 4K-TVs. Stattdessen sollen die 8K-Modelle mit 75 und 85 Zoll Diagonale aus dem vergangenen Jahr weiter verkauft werden; die verschärfte Ökodesign-Richtlinie gilt nur für neue Geräte, die noch nicht im Handel sind.

Die hauseigenen 4K-Modelle (3840 × 2160 Pixel) waren laut Sony bereits 2022 konform zu den EU-Vorgaben. Allerdings sind auch diese weit entfernt von den besseren Energieeffizienz-Klassen A bis D. So soll nur der 65X85L in EEI-Klasse E landen, einige weitere in Klasse F und der Rest in der untersten Klasse G. Achtung: Damit schneidet Sony im Vergleich keineswegs schlecht ab, denn die allermeisten Fernseher tragen heute das Label G.

Die Sony-Fernseher machen auch von hinten eine gute Figur, hier die beiden OLED-TVs und das LCD mit Mini-LED-Backlight.

Dass die Öko-Vorgaben die Produktentwicklung beeinflussen, steht für Sony außer Frage. Zumal Europa ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Markt für den japanischen Unterhaltungselektronikspezialisten ist. Deshalb werde man Presets finden, in denen die Fernseher die geforderten Grenzwerte einhalten. Wenn Nutzer solcher Geräte später in einen helleren Bildmodus wechseln wollen, erscheint bei jeder Änderung ein Hinweis, dass dadurch der Energiebedarf steigen kann. Das ist hilfreich, kann bei mehrfachen Änderungen aber auch nerven.

Bei den X95L-Modellen handelt es sich um neue LCD-TV mit Mini-LED-Backlight, bei denen Sony die Anzahl der dimmbaren Zonen nach eigenen Angaben nochmals erhöht hat. Dadurch wird das Blooming um schnelle bewegte Objekte reduziert, wenn diese Zonengrenzen überschreiten. Wie viele Dimming-Zonen es im X95L genau sind, verrät Sony nicht. Wir werden es in kommenden Tests herausfinden. Der neue XR-Prozessor im Gerät soll zudem die Farbauflösung erhöhen, für eine schärfere Darstellung und weniger Banding in Farbverläufen sorgen.

Das schmal eingefasste LCD-TV mit Mini-LEDs aus der X95L-Serie zählt Sony mit dem QD-OLED-TV aus der A95L-Serie zu seinen Spitzengeräten; rein äußerlich ähneln sich die beiden Modellreihen sehr.

Sämtliche Fernseher ab Modellreihe A80L/X80L unterstützen das HDR-Format Dolby Vision, der A95L mit QD-OLED-Panel sogar beim Gaming. Das ist insofern bemerkenswert, als sich Samsung selbst bislang gegen den Einsatz von Dolby Vision in seinen TVs entschieden hat. Wobei Panelhersteller Samsung Display nicht identisch mit dem TV-Hersteller Samsung Electronics ist, beide gehören aber zum selben Mutterkonzern.

Die besseren Modellreihen halten für Gamer einen separaten Gaming-Modus bereit und eine Game Bar. Diese zeigt alle fürs Spielen wichtige Parameter und erlaubt schnelle Einstellungen, ohne dass man das Spiel verlassen muss.

Alle neuen Sony-Fernseher nutzen mit Google-TV das aktuellste Android-Betriebssystem.

Alle neuen Sony-TVs nutzen nun Google TV als Betriebssystem; im Vorjahr hatten einige noch den Vorgänger Android-TV an Bord. Für die Sprachsteuerung hat Sony jetzt ein Mikrofon direkt in die TVs eingebaut. Dadurch muss man nicht mehr die Fernbedienung mit dem darin steckenden Mikrofon bemühen, sondern kann frei sprechen – natürlich wie bei Alexa & Co. üblich mit einem Keyword zur Eröffnung. Das Mikrofon lässt sich bei Nichtgefallen im Schnellmenü deaktivieren oder bei der Erstinstallation gar nicht erst anschalten.

An Sony-TVs lässt sich die Senderliste ab sofort mit einer App am Mobilgerät sortieren.

Eine lobenswerte Verbesserung hat Sony der Sendersortierung gewidmet. Man muss jetzt nicht mehr umständlich die Favoriten im Einstellmenü auswählen, sortieren und zuweisen, und auch nicht mehr Senderlisten per USB exportieren, um sie mit dubiosen Tools am PC zu ordnen. Stattdessen gibt es nun die App "TV channel editor for Bravia" für Android-Smartphones und -Tablets, mit der sich die Sender per Drag&Drop am Mobildisplay einfach an die gewünschten Plätze schieben lassen. Diese funktioniert übrigens auch mit den Sony-TVs aus dem Vorjahr.

Transparenzhinweis: Die Autorin reiste auf Einladung von Sony zur Produktpräsentation.

(uk)