"Spider-Man" und "Star Wars: Episode II" lassen Tauschbörsen brummen

Laut einer Untersuchung angeln im Netz immer mehr Nutzer nach illegalen Raubkopien von Kinofilmen.

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Von
  • David Adamczewski

Ein Szenario, das vor einem Jahr von den Hollywood-Filmstudios eher als Warnung verstanden wurde, sei jetzt eingetreten: die nahezu unkontrollierte Verbreitung von Filmraubkopien im Internet noch vor dem offiziellen Kinostart. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls der The Copyright Crusade II betitelte Report des amerikanischen Marktforschungsunternehmens Viant Corporation. Folgt man diesem Bericht, stehen die Filmstudios als David da, der sich gegen Goliath wehren muss -- gegen die Gruppen, die illegal im Kino abgefilmte Versionen (Cam-Versionen), Promo-Versionen oder direkt aus dem Kopierwerk "entschlüpfte" Versionen ins Netz stellen.

In Zahlen ausgedrückt werden täglich weltweit 600.000 Filme aus dem Netz geladen. Dies ergaben laut Viant Messungen in den ersten zwölf Maitagen. Die meisten Versionen standen Peer-2-Peer-Netzwerken wie Gnutella, FastTrack und iMesh zum Download bereit. Ein Großteil der Filme wandert dabei anscheinend über das FastTrack-Netzwerk, in das man sich mit Kazaa einklinken kann. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Gnutella und iMesh. Erstaunlich populär scheinen demnach aber auch das IRCNet, UnderNet, Efnet und DALnet zu sein. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass mit "Release" der Cam-Version von Spider-Man und Star Wars: Episode II -- Attack of the Clones im Netz die Zahl der Tauschwilligen stark angestiegen ist.

So tummelten sich vor der Veröffentlichung von Spider-Man am 2. 5. 2002 insgesamt 3,5 Millionen User in den entsprechenden P2P-Netzwerken. Am Tag des offiziellen Kinostarts (3. 5. 2002) stieg die Zahl jedoch sprunghaft auf 5,5 Millionen Menschen.

Einen regelrechten Ansturm weiterer Nutzer verzeichneten die Tauschbörsen und P2P-Netzwerke mit der Veröffentlichung der Cam-Version von Star Wars: Episode II - Attack of the Clones. Wenige Tage nach dem Auftauchen erster Kopien im Internet am 8. 5. 2002 sollen sich dem Viant-Bericht zufolge mehr als neun Millionen Menschen in die Dienste eingewählt haben.

Aufgrund der Verteilung von Tauschwilligen auf die IRC- und Peer-2-Peer-Netzwerke sei es nach Ansicht der Marktforscher nicht möglich, die Verbreitung von illegalen Film-Raubkopien im Internet durch ein Verbot dieser Dienste zu verhindern. Es mache laut Viant auch keinen Sinn, neben P2P-Tauschbörsen die IRC-Netzwerke zu schließen. Denn diese seien bereits zu lange als legal eingestuft und daher beinahe gegen Klagen wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen immun. Daher werde die Onlinepiraterie auch weiter zunehmen, nicht zuletzt begünstigt durch Instant-Messaging-Systeme von AOL, Yahoo und selbst Microsoft. Deren Aktivitäten könne man jedoch nicht so leicht überprüfen, heißt es abschließend im Viant-Bericht. (daa)