Spritpreise als Inflationsbremse

Vor gut einem Jahr schoss der Spritpreis plötzlich in die Höhe. Inzwischen ist Kraftstoff wieder etwas weniger teuer und bremst perspektivisch die Inflation.

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Zapfpistole Tankstelle

(Bild: Aral)

Lesezeit: 3 Min.
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Vor rund einem Jahr stieg der Preis für Benzin und Diesel nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine stark an. Im Vergleich über viele Jahre kosten Kraftstoffe noch immer viel, doch die zum Teil extremen Auswüchse des vergangenen Frühjahrs sind zumindest aktuell vorbei. Der ADAC schätzt, dass sie in den kommenden Monaten sogar zur Dämpfung der Inflation beitragen könnten.

Im Februar 2023 kosteten sowohl Superbenzin der Sorte E10 als auch Diesel im bundesweiten Monatsschnitt 1,75 Euro pro Liter. Sollten sich im März ähnliche Preise ergeben, wäre Diesel rund 18 Prozent, Superbenzin knapp 15 Prozent günstiger als im Vorjahresmonat. Das wäre so deutlich, dass es sich in der Inflationsrate bemerkbar machen würde. Nach der jüngst eingeführten neuen Gewichtung des Verbraucherpreisindexes ergibt sich rechnerisch eine dämpfende Auswirkung von knapp einem halben Prozentpunkt.

Bei Benzin habe man seit dem Herbst eine schrittweise Normalisierung, sagt ADAC-Kraftstoffmarkt-Experte Jürgen Albrecht. "Wenn man sie mit Ölpreis und Eurokurs abgleicht, sind sie zwar immer noch eher hoch, aber die Entkopplung mit extremen Preisen ist vorbei." Bei Diesel sei man allerdings noch nicht so weit, auch wenn der Kraftstoff seit Mitte Februar zumindest günstiger als Benzin ist. "Der Preisunterschied zwischen Diesel und Benzin ist aber noch zu klein", betont Albrecht. "Hier ist noch mehr Luft drin als bei Benzin."

Insgesamt sieht Albrecht bei beiden Kraftstoffarten noch Potenzial nach unten. "Anders als in Teilen des vergangenen Jahres hängen die Spritpreise wieder enger mit dem Ölpreis zusammen", sagt er. "Ich halte es nicht für sehr wahrscheinlich, dass er stark steigt. Wenn die Wettbewerbskräfte wirken und nichts Außergewöhnliches passiert, könnte sich Sprit in den nächsten Monaten noch etwas verbilligen." Das gelte vor allem für Diesel. Einerseits liegt das daran, dass die Preise dort im Verhältnis zur Steuerlast noch zu hoch seien, andererseits wird am Ende der Heizperiode oft auch Diesel etwas billiger. Wie es in der zweiten Jahreshälfte mit den Spritpreisen weitergeht, ist noch schwer vorherzusehen. Wahrscheinlich wird es vor allem vom Ölpreis abhängen – wie früher.

Diesel und Benzin im Preisvergleich

(Bild: BMW)

Vergleich von Benzinpreisen

Trotz der hohen Preise wurde 2022 übrigens nicht weniger Sprit verbraucht als in den Vorjahren. Die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) vor kurzem gemeldeten Jahreszahlen zu den Auslieferungen von Kraftstoffen zeigen bei Benzin sogar ein Plus im Vergleich zu den Pandemiejahren 2020 und 2021. Bei Diesel ist das Niveau weitgehend unverändert. Vor allem bei Benzin haben die Folgen der Corona-Lockerungen und verstärkten Reisetätigkeit offenkundig die Effekte der hohen Preise mehr als ausgeglichen. Vor Corona lag der Verbrauch bei beiden Kraftstoffen allerdings deutlich höher.

Im März 2022 waren unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges alle Rekorde beim Spritpreis pulverisiert worden. Am 7. März wurde zum allerersten Mal im bundesweiten Tagesdurchschnitt der Wert von 2 Euro pro Liter Super E10 und Diesel überschritten. Am 10. März folgte das Allzeithoch von Diesel mit 2,32 Euro pro Liter im bundesweiten Tagesdurchschnitt. Der E10-Rekord wurde am 14. März mit 2,20 Euro erreicht.

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(mfz)