Star-Wars-Fans greifen im Internet selbst zur Kamera

Im Internet präsentieren sich Regie-Amateure, die sich vom Original zu originellen Variationen inspirieren ließen.

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Von
  • Tilman Streif
  • dpa

Fanatischere Fans gibt es wohl kaum. Amerikanische Star Wars-Enthusiasten stehen monatelang vor Kinos, um dort als erste die Eintrittskarten zur Premiere von Star Wars II -- Angriff der Klonkrieger zu ergattern. Andere, denen das Schlangestehen nun doch zu langweilig ist, verkleiden sich als Darth Vader oder Yoda.

In dieser Montur besuchen sie Versammlungen wie das vom Regisseur George Lucas geförderte Treffen Star Wars Celebration, das Anfang Mai in Indianapolis stattfand. Und dann gibt es noch Fans, die sich mit der passiven Bewunderung nicht zufrieden geben: Regie-Amateure, die sich vom Original zu originellen Variationen inspirieren lassen.

Im Internet werden nicht nur Raubkopien des neuesten Star Wars- Spektakels Angriff der Klonkrieger angeboten. Online laufen auch Streifen wie "Broken Allegiance" von Nick Hallam. Hallam verarbeitet bekannte Star Wars-Elemente zu einer Geschichte über einen fiesen Kopfgeldjäger, der abtrünnigen Jedi-Rittern auf der Spur ist. Unter www.theforce.net/theater/ findet sich eine Sammel-Website für Dutzende solcher Werke.

Einige der Filme auf der unabhängigen Fansite erhielten sogar den Segen von George Lucas; er half bei der Vorauswahl von Filmen, die dann bei der Star Wars Celebration präsentiert und teilweise mit Preisen geehrt wurden. Die Sieger werden unter atomfilms.shockwave.com vorgeführt.

Über den besonders prestigeträchtigen Publikumspreis freute sich Jason Brenner, der Regisseur von Star Wars Gangsta Rap. Wie viele der Fan-Beiträge ist auch Brenners Musikvideo-Parodie ein Zeichentrickfilm. Diese Streifen lassen sich mit der Heimausrüstung von Amateuren am einfachsten herstellen, weil der aufwendige Prozess der Schauspielersuche und das Filmen vor realistischen Kulissen entfällt. Der Kurzfilm Broken Allegiance ist dagegen eine relativ aufwendige Produktion mit kompetenten Schauspielern und mit Spezialeffekten, die dank aktueller, preiswerter Software manches in den Schatten stellen, was in den ersten Star Wars-Filmen noch Standard war.

George Lucas schätzt den kostenlosen Werberummel, den die Fanfilme bieten, aber er möchte klare Grenzen ziehen. "Wenn jemand unsere Charaktere benutzt, um eine ganz eigene Geschichte zu entwickeln, dann ist das unserer Meinung nach nicht im Geiste dessen, was wir als Fanarbeit ansehen", sagt Jim Ward, der Marketing-Chef von George Lucas' Produktionsfirma Lucasfilm. Immer noch ist man dort wütend über den inzwischen legendären Fanstreifen The Phantom Edit, einer neu geschnittenen Fassung des Star Wars-Originals The Phantom Menace -­- in der im Internet verbreiteten Bearbeitung fehlte die bei vielen Fans verhasste Digitalfigur Jar Jar Binks fast völlig.

Beim Filmwettbewerb in Indianapolis wurden solche Projekte nicht zugelassen, die sich allzu viele Freiheiten bei der Verarbeitung von Star Wars-Ideen nehmen. Mädchen als Jedi-Ritterinnen? Das ging den Beschützern des wahren Star Wars-Geistes dann doch zu weit. Die weibliche Lichtsäbel-Fechterin in The Dark Redemption von Peter Mether wurde ins offizielle Programm von Indianapolis nicht aufgenommen. Präsentiert wird dieser Streifen allerdings bei theforce.net, zusammen mit Seeds of Darkness. Diese Sternenkriegsphantasie von Marty Hudzik und Mazen Mawlawi fand wohl auch deshalb keine Gnade beim Vorauswahlkomitee von Indianapolis, weil die beiden Amateurregisseure ihre Geschichte zeitlich in einer verbotenen Zone ansiedeln, die Lucas vor Eindringlingen schützen möchte: Zwischen der ersten und zweiten Original-Trilogie. (Tilman Streif, dpa) / (anw)