Sternschnuppennnacht und noch ein Nikon-Rückruf – die Fotonews der Woche 32/2023

Nikon bekommt seine Fertigungsmängel nicht in den Griff – und bald gibt es neue Objektive für das Z-Bajonett. Die Nacht zum Sonntag sollte man sich freihalten.

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Die Perseiden über Teneriffa: Vordergrund macht Bild gesund.

(Bild: Bastian Werner)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Nico Ernst
Inhaltsverzeichnis

Ausgerechnet Nikon. Da kommt unsere kleine Kolumne aus einer kurzen Sommerpause, und beim Scrollen durch die Nachrichten scheint es, als wäre die Zeit rückwärts gelaufen: Die Z8 wird zurückgerufen? Ach ja, weil die Verriegelung der Objektive nicht immer richtig funktioniert? Nein, ist ein neuer Fall, diesmal können die Ösen für den Kameragurt einfach ausbrechen.

Und das bei einer Kamera für 4500 Euro, die professionellen Anspruch mitbringt. Die von einem Hersteller stammt, der durch die unverwüstlichen Spiegelreflexmodelle mit F-Bajonett ab den 1970er-Jahren für lange Zeit zur bevorzugten Marke von Sport- und Reportagefotografen wurde. Ein Softwarebug, eine Inkompatibilität mit einer bestimmten Speicherkarte – damit muss man heute rechnen. Aber dass das eine Teil, das eine Kamera vor dem Sturz aufs Pflaster bewahrt, einfach abreißt?

Das Blöde ist, dass sich das nicht per Firmwareupdate fixen lässt. Die Kamera muss gegebenenfalls eingeschickt werden, eventuell geht's schneller, wenn man sie zum Servicezentrum trägt, nur: Weg ist sie auf jeden Fall erst einmal, und Zeit muss man auch aufwenden. Zudem bleibt das ungute Gefühl, vielleicht auf ein Gerät mit Mängeln bei Design und Fertigung gesetzt zu haben. Die böse Öse sorgt für einen Vertrauensverlust in genau dem Bereich, in dem man sich bei Nikon immer verlassen konnte.

Wenn man ganz wohlwollend wäre, könnte man argumentieren, dass da vermutlich wieder mal ein Zulieferer gepfuscht hat. Denn das gab Nikon bei der Z9 – nicht der Z8 bisher – an, als deren Bajonett klemmte. Offizielle Erklärungen für die mechanischen Probleme der Z8 gibt es bisher nicht. Doch selbst die Lieferantentheorie kann nicht als Entschuldigung gelten, dass das Nikon schon wieder passiert ist.

Wenn man Berufsfotografen mal nach dem Zweck der mit dem Kameraboden verschraubten statt am Body angebrachten sündhaft teuren Gurte Marke Sun-Sniper und Co. fragt, erfährt man meist: "Den dünnen mitgelieferten Gurten traue ich nicht." Die Ösen an der Kamera, die ja laut den schicken Konstruktionszeichnungen der Hersteller fest mit dem Metallrahmen im Inneren verbunden sind, kommen kaum als Schwachpunkt in die Diskussion. Wenn die aufgeben, kann vom Glasbruch bis zum Totalschaden an Body und Objektiv alles passieren. Vom Verdienstausfall mal ganz zu Schweigen.

An genau dieser Stelle Murks zu liefern, darf selbst bei einer günstigeren Kamera keinesfalls vorkommen. Bei einem Problem mit solch potenziell fatalen Auswirkungen hilft es auch wenig, dass Nikons Abwicklung von Rückrufen inzwischen routiniert ist: Seriennummer prüfen, Kamera kostenlos einschicken und warten. Auf eine Ersatzkamera für die Wartezeit – es ist immer noch Sommer, beste Fotosaison – darf man nur beim sehr netten Händler oder als Mitglied des kostenpflichtigen und exklusiven Profi-Clubs NPS hoffen.

Nicht nur die Fertigungsprobleme, auch die Kulanz sollte Nikon folglich überprüfen. Wie wäre es mit einem Gutschein für einen Rabatt beim Kauf von Originalzubehör? Selbst die Mechanismen dafür sind durch die regelmäßigen Cashback-Aktionen vorhanden. Das hilft den Betroffenen mehr als eventuelle Preissenkungen, denn dafür muss man den Produkten der Marke erst einmal wieder vertrauen.

Der Zeitpunkt für zwei Rückrufe in zwei Monaten ist nicht nur für Nikon selbst besonders ungünstig, auch für seine neuen Partner. Nachdem es, Stichwort Nikon-Steuer, lange wenige Objektive für das Z-Bajonett von Drittherstellern gab, kommt da gerade jetzt Schwung in den Markt. Tamron hat sein für Sonys E-Bajonett bereits verfügbares Objektiv 35-150mm f/2-2.8 für den Herbst und den Z-Mount angekündigt. Für Event und Porträt ist das mit seiner Anfangsblendenöffnung von f/2.0 besonders interessant.

Und ganz neu entwickelt wird das Tamron 70-180mm F/2.8 G2, das ebenfalls im Herbst für Sonys E-Mount erscheint. Wie bei Tamron länger üblich macht das "G2", für zweite Generation hier den Unterschied aus. Mit gleichen optischen Daten ist das Objektiv seit vier Jahren erhältlich, beim G2-Modell kommt nach den bisherigen Mitteilungen vor allem ein optischer Bildstabilisator hinzu. Der Unterschied zu den üblichen 70-200mm f/2.8 liegt beim Gewicht, die Standardteles wiegen rund anderthalb Kilo, das G1-Modell nur 810 Gramm, das G2 ist mit 855 Gramm angekündigt. Auf die 20 Millimeter am langen Ende kann man da eventuell verzichten.

Kaum verzichten kann man auf eine Haltung zu den von vermeintlichen Intelligenzen künstlich generierten Bildern. Inzwischen lässt sich der Umgang mit ihnen kaum vermeiden. Und noch in frischer Erinnerung liegt der Fall aus dem April 2023, wo menschliche Juroren in einem Wettbewerb ein KI-Bild nicht erkannten. Was liegt da näher, als gleich eine KI Bilder als Juror bewerten zu lassen? Genau das macht jetzt die Pattern Recognition Company, wohl besser bekannt durch ihr Katalogisierungs-Plugin Excire. Die wagt sich in der zweiten Runde ihres Wettbewerbs gleich an das Thema "Porträt" und weist ausdrücklich darauf hin, dass KI-Bilder nicht eingereicht werden dürfen.

Die KI soll wohl KI erkennen, und dann nur die Nicht-KI-Bilder, also echte Fotos, prämieren. Der Wettbewerb hat bereits begonnen, Einsendeschluss ist am 24. August 2023. Natürlich ist das eine Werbeaktion für Excire, dennoch darf man auf die Ergebnisse gespannt sein. "Sieht" etwa die KI nur glatt gebügelte Halbprofile als ein gutes Porträt an, oder haben auch Bilder eine Chance, die eine Geschichte erzählen? Beim fast prämierten KI-Fake aus dem April war es wohl genau das, was das Bild preiswürdig machte.

Ganz natürlich ist dagegen das alljährliche Phänomen des Meteoritenschauers durch den Schwarm der Perseiden. Diesmal erreichen sie ihren Höhepunkt in der Nacht vom 12. auf den 13. August 2023, also in der Nacht zu einem Sonntag. Da heißt es: Raus aus der lichtverschmutzten Stadt, Stativ aufgestellt und auf gutes Wetter hoffen. Wie man das plant, was man alles braucht, hat unser Autor Bastian Werner sehr verständlich aufgeschrieben. Und das gleich mit schicken Beispielbildern, wie dem Titelbild dieser Kolumne. Und weil ja am Wochenende mit Vor- und Nachbereitung der Perseiden ohnehin keine Zeit zum weiteren Lesen ist, empfehlen wir seinen Artikel auch gleich als den Long Read zum Wochenende.

(cbr)