Strategien gegen den Elektrosmog

Experten der Hochfrequenztechnik in der Bundesrepublik haben untersucht, mit welchen Mitteln sich die Strahlenbelastung der Bevölkerung senken lässt. Die nun vorgelegte Studie enthält manch überraschendes Ergebnis.

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Von
  • Richard Sietmann

Die rasante Verbreitung von Mobilfunksystemen und WLANs weckt vielfach Befürchtungen vor einer unkontrollierten Zunahme der Belastung durch elektromagnetische Felder. Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung haben deshalb die führenden Vertreter der Hochfrequenztechnik in der Bundesrepublik untersucht, ob ein solcher Anstieg vermeidbar ist. In dem jetzt veröffentlichten Abschlussbericht namens miniWatt kommen sie zum Ergebnis, dass sich mit alternativen Funksystemen und unter Ausschöpfung der technischen Möglichkeiten auch künftig die elektromagnetische Exposition der Bevölkerung im Mittel auf heutigen Niveau halten lässt.

Für manche überraschend, sieht die Studie das größte Potenzial zur Senkung der Strahlungsbelastung bei der Rundfunk- und Fernsehverteilung. Würden diese Verteilnetze aus wenigen Sendestationen mit großräumigen Versorgungsgebieten ähnlich kleinzellig aufgebaut wie die Mobilfunknetze, ließen sich die Spitzenexpositionen in Sendernähe, die oft bis an die Strahlenschutzgrenzwerte reichen, drastisch reduzieren. "Grundsätzlich wären in diesem Bereich Verbesserungen auf ein Tausendstel bis ein Zehntausendstel der heutigen Sendeleistungen möglich", erklärt miniWatt-Projektleiter Professor Dr. Werner Wiesbeck vom Institut für Höchstfrequenztechnik und Elektronik der Universität Karlsruhe gegenüber heise online.

So strahlt der Sender auf dem Fernsehturm am Berliner Alexanderplatz beispielsweise mit 200 Kilowatt. Eine Mobilfunk-Basisstation kommt jedoch mit etwa 20 Watt aus. Die Sendeleistungen von WLANs und von Nahbereichsfunksystemen wie Bluetooth oder Ultrawideband sind mit 0,1 Watt und weniger als 0,01 Watt sogar um Größenordnungen niedriger. In einem kleinzelligen Rundfunknetz, das die Standorte von Mobilfunk-Basisstationen mitnutzt, ließen sich laut Wiesbeck 24 oder sogar 48 terrestrische Funk- und Fernseh-Programme bundesweit mit insgesamt 400 Kilowatt Sendeleistung verbreiten -- und das sogar zu deutlich geringeren Kosten.

Neben der Option neuartiger Netzstrukturen untersuchten die Experten in den 38 Teilprojekten der Studie unter anderem auch die Entlastungspotenziale durch intelligente Antennensysteme, innovative Verfahren der Signalverarbeitung, Datenkompression, die Nutzung alternativer Frequenzbereiche sowie die Funkversorgung durch in 20 Kilometer Höhe schwebende High Altitude Platforms. Zu dem miniWatt-Projekt hat das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) als Projektträger für das BMBF jetzt auch eine zusammenfassende Broschüre (PDF) unter dem Titel "Mobilkommunikation und Rundfunk der Zukunft" veröffentlicht. (Richard Sietmann) / (dz)