Studie: Apples App-Datenschutz-Initiative hat ungewollte Nebenwirkungen

Apple hat das Tracking durch iPhone-Apps zwar erschwert. Aber es bleiben Schlupflöcher und große Datensammler werden gestärkt, warnen Forscher.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen

(Bild: chainarong06/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Wie hat sich Apples Tracking-Transparenz-Initiative auf das Werbe-Tracking durch iPhone-Apps in der Praxis ausgewirkt? Dieser Frage ist ein Forscher-Team der Universität Oxford nachgegangen, das dafür das Verhalten von fast 1800 iOS-Apps überprüft und verglichen hat. Dabei wurden Datenzugriffe und Tracking-SDKs von Apps auf iPhones mit einer iOS-Version ohne Apples Tracking-Nachfrage mit denselben Apps auf einer neueren iOS-Version verglichen.

Ein ungewolltes Tracking über den in iOS integrierten „Identifier for Advertisers“ (IDFA) hat Apple durch die Maßnahme praktisch unterbunden, folgern die Wissenschaftler. Viele Apps sammeln aber weiterhin ungehindert Gerätedaten, die ein Tracking von Nutzern ermöglichen, etwa durch Fingerprinting, erläutert die Studie. Das wird von Apple zwar per Richtlinie verboten, in der Praxis bislang aber offensichtlich kaum geahndet. Auch gängige, in viele Apps eingebundene Analyse- und Tracking-Tools kommen demnach weiterhin häufig zum Einsatz.

Interessant ist außerdem, dass nach Einführung der Tracking-Nachfrage die analysierten Apps verstärkt nach erweitertem Datenzugriff verlangen, darunter der Zugriff auf Kamera, Standort und Fotobibliothek – dies muss der Nutzer jeweils erst abnicken. Ein zunehmender Teil der Apps liest zudem Daten wie das verwendete iPhone-Modell, Länderkennung, iOS-Buildnummer und den iPhone-Namen aus, dieser enthält mitunter den vollen Namen des Besitzers.

Seit iOS 14.5 müssen Apps erst die Zustimmung des Nutzers einholen, um auf den sogenannten „Identifier for Advertisers“ (IDFA) zugreifen zu können. Die eindeutige Zahlenkombination erlaubt es Werbefirmen, App- und Anbieter-übergreifende Profile zu erstellen oder auch die Wirksamkeit von Bannerwerbung zu messen. Apples Hinweisdialog suggeriere dem Nutzer, dass sich so sämtliches Tracking abstellen lasse. Das sei jedoch nicht der Fall, betonen die Forscher. Apples gleichzeitig für alle Apps vorgeschriebenen Datenschutz-Labels würden weiter viele unzutreffende Angaben aufweisen. Solche irreführenden Datenschutzlösungen könnten langfristig zur Resignation unter Nutzern führen.

Unterm Strich stärken die Datenschutzänderungen zudem die Vormacht der großen Datensammler und Werbenetzwerke, die bereits einen riesigen Pool an eigenen Nutzerdaten aufgebaut haben, so die Wissenschaftler, die neben Google und Facebook auch Apple dazu zählen. Der Hersteller hat sein Werbegeschäft in den letzten Monaten weiter ausgebaut. Diese seien weiter in der Lage, Nutzerverhalten zu Werbezwecken auch App-übergreifend zu tracken. Apple habe zudem Vorteile als Plattformbetreiber und könne im Unterschied zu Drittanbietern auch auf Gerätedaten wie die Seriennummer zugreifen.

Es ist zu vermuten, dass Apple seine Datenschutzinitiative weiter ausbaut. Gemunkelt wird auch, dass der Konzern umfassender gegen Fingerprinting vorgehen will. Zudem könnte Apple die Privat-Relay-Funktion auf die Verbindungen von Tracking-SDKs in Apps ausdehnen.

(lbe)