Studie: Cybermobbing-Erfahrungen unter Jugendlichen erneut gestiegen

Die Barmer Krankenkasse hat die nächste Studie zu Cybermobbing vorgelegt. Laut dieser sind die Werte erneut gestiegen – auch mehr Aufklärung wird vermutet.

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(Bild: Shutterstock.com/ Kaspars Grinvalds)

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Die Zahl der Jugendlichen, die Opfer von Cybermobbing wurden oder Erfahrungen mit dieser Form des Mobbings machten, ist einer Studie der Krankenkasse Barmer zufolge erneut gestiegen. Whatsapp und TikTok seien die Plattformen, über die besonders viel Cybermobbing betrieben und wahrgenommen werde. Bei Instagram sei der Wert deutlicher zurückgegangen.

Während in den Vorjahren (2022, 2021) schon 14 Prozent der befragten Heranwachsenden berichteten, Opfer von Cybermobbing geworden zu sein, liegt der Wert für 2023 bei 16 Prozent. Erfahrungen mit Cybermobbing – ob als Täter, Opfer oder Beobachter – machten 61 Prozent der Befragten im Jahr 2023. Im Jahr 2022 lag der Wert noch bei 59 Prozent, 2021 bei 51 Prozent.

Einige der Befragten würden das Thema aus mehr als einer Perspektive kennen, waren also beispielsweise sowohl Opfer als auch Täter. Selbst Täter gewesen zu sein, gaben 2023 vier Prozent zu, im Vorjahr gestanden dies sechs Prozent der Befragten, 2021 lag der Wert bei fünf Prozent. Mädchen sollen nach wie vor häufiger Opfer von Mobbing im Cyberraum als Jungen sein, der Unterschied sei aber etwas zurückgegangen. Bei höherem Bildungsgrad lägen die Zahlen sowohl für die Opfer- als auch für die Täterrolle deutlich niedriger als bei formal niedrigerem Bildungsgrad.

Der Wert derer, die sich nicht zu Cybermobbing-Erfahrungen äußern konnten oder wollten, sei 2023 ebenfalls zurückgegangen; 11 Prozent machten keine Angaben. 2022 waren es noch 13 Prozent, 2021 insgesamt 17 Prozent. In der Studie wird vermutet, dass dies unter anderem daran liegen könne, dass Jugendliche mittlerweile besser darüber aufgeklärt würden, was überhaupt als Cybermobbing einzustufen ist – und weil womöglich auch die Scham, die mit diesem Thema verbunden ist, aufgrund der Aufklärung weniger häufig empfunden wird.

52 Prozent der betroffenen Heranwachsenden haben laut der Umfrage zuletzt Cybermobbing über Whatsapp erfahren. Damit ist der Wert seit 2021 (59 Prozent) und 2022 (58 Prozent) zwar gesunken, Whatsapp bleibt aber trotzdem der Ort, an dem Cybermobbing am meisten bemerkt werde. Dahinter folgen Tiktok mit 34 Prozent und Instagram mit 33 Prozent. Besonders Instagram konnte sich verbessern. 2022 lag der Wert noch bei 42 Prozent. Bei Tiktok ist die Verbesserung geringer. 2022 erlebten dort 38 Prozent Cybermobbing. Für Instagram ist weiterhin festzustellen, dass dort eher Mädchen als Jungen Opfer von Cybermobbing werden (2023: 38 Prozent vs. 29; 2022: 49 Prozent vs. 34; 2021: 50 Prozent vs. 32).

74 Prozent der Betroffenen waren 2023 Mobbing in Form von Beleidigungen ausgesetzt, gefolgt vom Verbreiten von Gerüchten (52 Prozent) und dem Ausschluss aus Gruppen (33 Prozent). 32 Prozent beklagten das Posten von peinlichen Bildern und Videos. Erfahrungen mit dem Posten von vertraulichen Informationen oder Geheimnissen machten knapp ein Viertel der Befragten (23 Prozent).

Zu diesen Ergebnissen, erklärte Prof. Dr. Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer: "Das Problem Cybermobbing intensiviert sich. Umso wichtiger ist es, dass Jugendliche neben Eltern und Freunden auch in Schulen, bei der Polizei oder in Online-Beratungsangeboten schnelle und vertrauenswürdige Hilfe bekommen, sobald sie Opfer von Cybermobbing werden oder davon erfahren".

Die Studie wurde vom Sinus Institut im Auftrag der Krankenkasse Barmer durchgeführt. 2003 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren wurden zwischen September und Oktober 2023 befragt. 40 Prozent der Befragten waren 14 oder 15 Jahre alt, 60 Prozent 16 oder 17 Jahre. 51 Prozent der Befragten identifizierten sich als männlich, 47,8 Prozent als weiblich, 0,5 Prozent als divers.

(kbe)