Analyse: Deutsche Autozulieferer unter Druck

Eine aktuelle Analyse kommt zu dem Schluss: Deutsche Zulieferer für die Autoindustrie verlieren Marktanteile und fallen im internationalen Wettbewerb zurück.

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Iveco Heavy Duty FCEV

Ein Beispiel von vielen für die Innovationen der Autozulieferer: Auf dem Bosch Tech Day 2023 wurde ein Iveco mit Brennstoffzelle vorgestellt, zu dem Bosch wesentliche Teile beigetragen hat.

(Bild: Bosch)

Lesezeit: 3 Min.
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Die Bedeutung der Zulieferer für die Autoindustrie wird oftmals unterschätzt, obwohl dort ein wesentlicher Teil der Wertschöpfung generiert wird. Das gilt auch für Entwicklung und Forschung, denn die Autohersteller lagern seit Jahrzehnten Teile davon aus. Bosch und Continental sind seit Jahrzehnten bekannt, Branchenriesen wie Mahle oder Schaeffler dürften nur jenen bekannt sein, die sich mit der Thematik einmal näher beschäftigt haben.

Sie alle sind nicht nur große Arbeitgeber, sondern auch ein wichtiger Teil der deutschen Industrie. Im internationalen Wettbewerb fallen sie derzeit zurück und verlieren Marktanteile. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse der Unternehmensberatung PwC. Für die Auswertung dieser Studie wurden die Bilanzkennzahlen der 82 Top-100-Zulieferer mit mehr als 50 Prozent Automotive-Umsatzanteil analysiert.

Demnach haben die deutschen Zulieferer im vergangenen Jahr gegenüber Konkurrenten Marktanteile verloren. Mit durchschnittlich 13 Prozent Umsatzwachstum "bilden sie das globale Schlusslicht, weit abgeschlagen hinter dem Rest Europas (21 Prozent), Asien (23 Prozent) und Amerika (25 Prozent)", heißt es in der Analyse von PwC. Auch bei der Gewinnmarge landeten sie auf dem letzten Platz. Die Gegner auf dem Weltmarkt haben die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie demnach schneller hinter sich gelassen.

Seit 2019 hätten die deutschen Autozulieferer 2,7 Prozentpunkte Weltmarktanteil eingebüßt - "so viel, wie sie zuvor in 20 Jahren mühsam hinzugewinnen konnten", schrieben die Branchenexperten. Im Wettlauf um Zukunftstechnologien und künftige Gewinne seien asiatische Konkurrenten stark aufgestellt. Zwei südkoreanische Batteriehersteller schafften auf Anhieb den Sprung unter die Top 30, der chinesische Batteriehersteller CATL belegt bereits Platz zwei der Rangliste, vor dem japanischen Zulieferer Denso, Hyundai Mobis und ZF Friedrichshafen. Den Spitzenplatz behauptete Robert Bosch.

Weltweit knüpfe die Branche beim Umsatz an die erfolgreichen Zeiten vor den vergangenen Krisen an. Aber weil sie gestiegene Kosten kaum an die Autohersteller weiterreichen konnten, sanken die Margen. Die deutschen Zulieferer landeten beim Gewinnanteil vom Umsatz vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) mit 3,9 Prozent auf dem letzten Platz des PwC-Vergleichs. Sie "investieren mit knapp 16 Milliarden Euro so viel wie nie in Forschung und Entwicklung" und lägen damit auch in absoluten Werten an der Spitze.

"Damit diese Investitionen auch Früchte tragen, sollten sie ihre Technologieentwicklung allerdings noch stärker auf den Marktbedarf sowie die Situation im Wettbewerb ausrichten, statt längst gesetzten Trends wie im Batteriegeschäft hinterherzulaufen", sagt Studienautor Henning Rennert. Um "aufzuholen, müssen die ehemaligen Platzhirsche wieder echte Innovationen vorantreiben, Skaleneffekte erzielen und zügig neue Wachstumsstrategien entwickeln."

(mfz)