Studie: Entscheidungen machen Manager müde

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse legen nahe, dass die größte Belastung für Manager weniger die viele Arbeit ist, sondern die Fülle der Entscheidungen, die sie zu treffen haben.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Georg Schnurer

Liebe Manager,

in einem Woody-Allen-Film fragt der Sohn seinen Vater: "Wer ist eigentlich der Chef, du oder Mama?" Darauf Woody Allen: "Ich natürlich! Mama ist nur diejenige, die die Entscheidungen trifft." Der Witz dieser Antwort liegt natürlich in dem unausgesprochenen Wissen, dass per definitionem derjenige der Chef ist, der die Entscheidungen trifft.

In einer seriöseren Form als Woody Allen hat der Management-Berater Fredmund Malik dieses Thema bearbeitet. Malik zufolge sind die wesentlichen Aufgaben eines Managers:

  • für Ziele zu sorgen
  • organisieren
  • Menschen entwickeln und fördern
  • kontrollieren
  • entscheiden

Beschäftigen wir uns aus gegebenem Anlass an dieser Stelle nur mit dem letzten Punkt, dem Entscheiden. Wissenschaftler der Universität von Minnesota haben nämlich herausgefunden, dass Entscheidungen müde machen. Jede Auswahl, die wir zu treffen haben (und nichts anderes sind Entscheidungen) ist für das Gehirn eine Belastung. Das gilt auch für die Entscheidung zwischen zwei angenehmen Dingen, ist aber unabhängig davon, ob es eine wichtige oder unwichtige Entscheidung ist. Die Menge der Entscheidungen spielt dagegen naheliegender Weise eine große Rolle.

Nun weiß man ja, dass viele Manager müde sind, chronisch müde. Bisher dachte man, das liege daran, dass sie zu viel arbeiten und sich zu wenig ausruhen. Warnende Stimmen sprechen in diesem Zusammenhang gerne von der "Work-Life-Balance" und wie wichtig diese sei, auch und gerade für das gehobene Management. Jetzt sieht die Sache anders aus. Für eine Steigerung der Lebensqualität kommt es nicht darauf an, weniger zu arbeiten, sondern weniger Entscheidungen zu treffen.

Es ist doch einfach so: Mit der Menge der täglichen Entscheidungen steigt die Müdigkeit des Managers, sagen wir ruhig: exponentiell an. Mit ansteigender Müdigkeit steigt aber auch die Gefahr der Fehlentscheidungen. Mit steigender Anzahl von Fehlentscheidungen (und ihren Auswirkungen) steigt wieder das Risiko, gefeuert zu werden. Wobei diese letzte Entscheidung in der Regel jemand anders trifft.

So weit, so gut. Aber was heißt das für die Praxis? Ganz klar: Treffen Sie weniger Entscheidungen! Reduzieren Sie die Anzahl der Entscheidungen auf das Wesentliche. Das ist gar nicht so schwierig.

Beginnen Sie bereits morgens bei der Auswahl Ihrer Anzüge, Hemden und Krawatten. Am besten legen Sie einmal pro Jahr Ihr Tagesoutfit für die kommenden zirka 240 Arbeitstage fest, also welcher Anzug mit welchem Hemd und welcher Krawatte an welchem Tag. Dann brauchen Sie nur noch zu checken "Was ist heute für ein Tag? Montag. Gut, dann der dunkelblaue mit den Nadelstreifen, das hellblaue Hemd und die rote Krawatte mit den Polospielern." Wie bitte, Ihre Frau hängt Ihnen die Sachen immer raus? Umso besser. Überlegen Sie beim Frühstück auch nicht "Marmelade oder Nutella?" Treffen Sie einmal eine Grundsatzentscheidung, und dann bleiben Sie dabei. Das entlastet. Und delegieren Sie. Geben Sie in der Firma möglichst alle Entscheidungen an ihre Mitarbeiter ab. Das entspannt Sie und motiviert Ihre Mitarbeiter. Sie können sie anschließend ja immer noch zur Schnecke machen, wenn sich die Entscheidung als falsch erwies. Konzentrieren Sie sich auf die wirklich wichtigen Entscheidungen, die Chefsachen. Was ist Chefsache? Auch das ist Ihre Entscheidung. Und ganz wichtig: Trinken Sie Milch! Ganz viel davon. Denn wie verspricht die Werbung: "Milch macht müde Manager munter." Oder so ähnlich.

Sie werden sehen, wie wohl Sie sich schon nach kurzer Zeit fühlen. Erfrischt, tatendurstig, kraftvoll und voller guter Laune.

Wenig Mut machen kann man dagegen Mitarbeitern, die sozusagen von Amts wegen nichts anderes tun müssen, als entscheiden. Die "IT-Entscheider" zum Beispiel. Bei denen gehört Müdigkeit einfach zum Beruf wie der Bierbauch zum Kneipenwirt. Jetzt wissen Sie als Verkäufer endlich, warum die IT-Entscheider ein ganz müder Haufen sind und können ihnen mit einem ganz anderen Verständnis begegnen. Sie werden es Ihnen danken.

Müde Grüße!

Damian Sicking

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