"Soziales Faulenzen" kann auch gegenüber Roboterkollegen auftreten

"Soziales Faulenzen" kommt in menschlichen Teams durchaus vor. Trifft das auch für gemischte Mensch-Roboter-Teams zu?

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(Bild: Yakobchuk Viacheslav / Shutterstock.com)

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Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) haben untersucht, ob der Einsatz von Robotern als Kollegen, die Arbeitsmotivation der menschlichen Mitarbeiter beeinflusst. Dabei kam heraus, dass Menschen ihre künstlichen Kollegen mittlerweile als weitgehend "echte" Kollegen anerkennen, was positive wie auch negative Auswirkungen haben kann.

"Soziales Faulenzen" ist ein Phänomen, das bei der Arbeit häufiger vorkommt. Kollegen lassen andere arbeiten, während sie sich selbst dezent im Hintergrund entspannen und hinter der Leistung anderer Teammitglieder verstecken. Ihr eigener Beitrag zur Arbeitsleistung fällt so nicht auf und an die hohe Leistung der anderen hat man sich gewöhnt.

Die Forschenden der TU Berlin haben in der Studie "Lean Back or Lean In? Exploring Social Loafing In Human-Robot Teams", die in Frontiers in Robotics and AI erschienen ist, untersucht, ob soziales Faulenzen auch gegenüber Robotern in gemischten Mensch-Roboter-Teams auftreten kann.

"Die Zusammenarbeit kann Menschen zu guten Leistungen motivieren, aber sie kann auch zu einem Motivationsverlust führen, weil der individuelle Beitrag nicht so sichtbar ist. Uns interessierte, ob wir solche motivierenden Effekte auch finden können, wenn der Teampartner ein Roboter ist", sagt Dietlind Helene Cymek, Forscherin für Human Factors an der TU Berlin und Erstautorin der Studie.

Um das zu untersuchen, führten sie eine Studie mit 42 Probandinnen und Probanden in Form einer simulierten industriellen Inspektionsaufgabe durch. Die Wissenschaftler legten den Probanden Bilder von Leiterplatten vor. Die Bilder waren unscharf, erst wenn der Studienteilnehmer mit der Maus darüberfuhr, waren die Bilder scharf zu sehen und die Leiterplatten konnten überprüft werden. Das ermöglichte es den Wissenschaftlern zu beurteilen, ob und wie die Teilnehmenden die Leiterplatten inspizierten.

Der einen Hälfte der Probanden wurde gesagt, dass die Leiterplatten vorab von einem Roboter namens Panda überprüft worden waren. Die Teilnehmer konnten den Roboter selbst nicht sehen, aber während der Arbeit hören. Nach der Untersuchung der Leiterplatten durch die Probanden wurden sie dazu aufgefordert, ihre eigene Leistung zu bewerten und anzugeben, wie verantwortlich sie sich für die Aufgabe gefühlt hatten.

Dabei kam heraus, dass die Gruppe mit Roboter und die ohne Roboter sich selbst in etwa gleich einschätzten. Beide Gruppen bewerteten die aufgewendete Mühe, Leistung sowie das Verantwortungsgefühl ähnlich hoch.

Die Forscher schauten sich daraufhin die Fehlerquoten der unterschiedlichen Gruppen an. Dabei stellten sie fest, dass die Teilnehmer, die mit Panda gearbeitet hatten, deutlich weniger Fehler entdeckt hatten, wenn sie sahen, dass Panda bereits viele Fehler erfolgreich markiert hatte. Dies deute auf einen Gewöhnungseffekt hin, bei dem sich die Studienteilnehmer nicht mehr geistig mit ihrer Aufgabe auseinandersetzten, aber dachten, sie würden der Aufgabe die gleiche Aufmerksamkeit widmen wie die Probanden ohne Roboterhilfe. Sie gingen schlicht davon aus, dass der Roboter keine Fehler übersehen hatte.

Im Ergebnis kam heraus, dass Probanden, die in der Studie 90 Minuten lang mit einem Roboter im Team arbeiteten, weniger Qualitätsfehler aufdeckten, als die Gruppe ohne Roboterkollege Panda. Das deutet auf einen schleichenden Motivationsverlust hin, der sich in längeren Schichten deutlich stärker auswirken kann. Die Forscher weisen darauf hin, dass dies in sicherheitsrelevanten Bereichen negative Auswirkungen haben kann.

Die Wissenschaftler geben zu, dass ihr Versuchsaufbau Lücken aufweist. So arbeiteten die Studienteilnehmer nicht direkt sichtbar unmittelbar mit dem Roboter zusammen. Ihnen wurde lediglich dessen Arbeitsergebnis präsentiert. Soziales Faulenzen lasse sich im Labor auch nur schwer feststellen, weil die Teilnehmer wüssten, dass sie unter Beobachtung stehen.

Die Forscher der TU Berlin sehen eine Möglichkeit, das zu umgehen, darin, ihre Beobachtungen in einer realen Arbeitsumgebung durchzuführen. Dort könne dann das Problem des Motivationsverlustes bei der Mensch-Roboter-Interaktion genauer festgestellt werden.

(olb)