Sun und Microsoft bekräftigen Zusammenarbeit

Mit zwei neuen Spezifikationen zum Identitätsmanagement für Web-Nutzer konkretisieren Geschäftsführer Scott McNealy von Sun Microsystems und Steve Ballmer von Microsoft ihre vor einem Jahr verkündete Kooperation.

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Von
  • Erich Bonnert

An das Bild muss man sich noch gewöhnen: Die Geschäftsführer Scott McNealy von Sun Microsystems und Steve Ballmer von Microsoft schütteln sich strahlend die Hände, wie vor einem Jahr zu ihrem groß angelegten Zehnjahresabkommen. Dabei ist es nicht allzu lang her, dass beide aneinander kein gutes Haar ließen. Und in der Zwischenzeit gab durchaus kritische Stimmen die sich genötigt sahen, die Erwartungen in diese Kooperation herunterzuköcheln.

Nun geht es um Web Services (WS) und Single Sign-On (SSO), um Identitätsmanagement in erster Linie. Sun und Microsoft haben zwei Spezifikationen herausgegeben: Web SSO MEX (Web SSO Metadata Exchange Protocol) und das Web SSO Interoperability Profile. Entwürfe der neuen Spezifikationen stehen bei Microsoft und Sun zum Nachlesen bereit.

Beide beziehen sich auf Web-Domains, die über die Standards des Liberty Identity Federation Frameworks (ID-FF) und der Web Services Federation (WS-Federation) gesichert sind. Es handelt sich in den letztgenannten Fällen um gemeinsame Aktivitäten einiger Unternehmen, zu denen neben Microsoft auch IBM zählt. Das alles soll Anwendern den Zugang zu Web-gestützten Anwendungen erleichtern, unabhängig davon, ob dahinter ein Java Enterprise System von Sun oder Microsoft Windows Server werkelt.

Denn trotz aller Konkurrenz zwischen den beiden Unternehmen bei Betriebssystemen (Solaris/Linux vs. Windows) und Software-Entwicklung (Java vs. .Net) betsteht Handlungsbedarf: Sun will seine Position in den Rechenzentren zurückerobern und ausbauen, Microsoft dort Fuß fassen. Da darf es die bisherigen Brüche für Systemadministratoren und Anwender nicht mehr geben. SSO baut eine erste wichtige, wenn auch von einigen mit Argwohn beäugte Brücke. Schließlich bedeutet die Bequemlichkeit einer einheitlichen Identifikation zugleich eine einfache Identifizierbarkeit.

Auf der anderen Seite lockt der Massenmarkt, Designed for Windows. Das trifft Sun inmitten seines Schwenks von SPARC-CPUs hin zu AMDs x86-kompatiblen Opteron-Prozessoren für die unteren Produktsegmente. Sun hat sich seine V-Serien nach den Regeln der Windows Hardware Quality Labs (WHQL) zertifizieren lassen und bietet nun diese System mit drei Alternativen an: Solaris, Linux und Windows (2000/2003).

Als nächste Aufgaben haben sich Microsoft und Sun eine interoperable Lösung für das Systemmanagement zwischen Windows- und Solaris-Konsolen vorgenommen. Außerdem sollen Anpassungen in den jeweiligen Entwicklungsumgebungen Java und .Net dafür sorgen, dass Programmierer ihre Anwendungen für den Betrieb in System-Stacks schreiben können. Microsoft wird unter anderem bei der nächsten Javaone-Konferenz als Sponsor auftreten. Sun wiederum will auf der Manageability Conference der Redmonder die das Zusammenspiel von Storage-Funktionen in Windows Server mit Suns Speicherprodukten demonstrieren.

Bei aller Euphorie über die gemeinsamen Ergebnisse ließen beide Konzernlenker doch die Schwierigkeiten im Umgang mit dem früheren Erzrivalen durchblicken. Anfangs habe es ausgesehen, als seien die Antikörper zwischen den Ingenieuren zu stark, bekannte McNealy. "Aber jetzt haben wir ein gutes Marschtempo erreicht," behauptete Ballmer. (Erich Bonnert) / (rh)