Sun verklagt Prozessor-Startup Azul wegen Patentverletzung

Die kalifornische Startup-Firma Azul Systems erregte Aufmerksamkeit mit einem 64-Bit-Prozessors mit 48 Kernen, der Java- und .NET-Anwendungen beschleunigen soll. Nun muss sich Azul mit einer Patentklage von Sun auseinandersetzen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Ende März erregte die kalifornische Startup-Firma Azul Systems Aufmerksamkeit wegen eines 64-Bit-Prozessors mit 48 Kernen, der Java- und .NET-Anwendungen beschleunigen soll. Nun muss sich Azul mit einer Klage von Sun Microsystems auseinandersetzen, nachdem zuvor Azul vor Gericht gegen Sun vorgegangen war, um Patentverletzungsvorwürfe zu unterbinden. Der Server- und Unix-Spezialist wirft Azul laut dem Wall Street Journal vor, diverse Sun-Patente zu verletzen, unter anderem für Speicherdesign bei Microprozessoren und Interchip-Verbindungen.

Azul Systems existiert erst seit 2002. Zu den Gründern gehört der ehemalige 3dfx-Gründer Scott Sellers. Aber auch einige Verbindungen zu Sun gibt es: Azul-Geschäftsführer Stephen W. DeWitt war zuvor für Sun tätig und davor Chef der Firma Cobalt, die Server-Appliances entwickelt hatte und 2000 von Sun gekauft wurde.

Sun hatte bereits früher Azul beschuldigt, dass die Firma Sun-Patente verletzte, und mit Klagen gedroht. Dagegen war Azul im März dieses Jahres vor Gericht gezogen, obwohl Sun selbst noch keine Klage eingereicht hatte: Die Richter sollten feststellen, dass die Vorwürfe von Sun falsch seien. Azul habe Sun Zugang zu vertraulichen Informationen und technischen Dokumentationen angeboten, sei aber auf taube Ohren gestoßen, hieß es damals. Stattdessen habe Sun Azul vor die Wahl gestellt, das Unternehmen zu beteiligen und hohe Lizenzgebühren zu zahlen oder vor Gericht gezerrt zu werden.

Sun meint dagegen, dass DeWitt geistiges Eigentum von Sun in die Azul-Produkte eingebracht habe, obwohl er zuvor eine Vereinbarung zum Wettbewerbsausschluss unterzeichnet habe. Außerdem habe Azul neun wichtige Sun-Mitarbeiter abgeworben, die teilweise als Ingenieure und Produktentwickler an künftigen Sun-Produkten gearbeitet hätten. Besonders verärgert scheint man bei Sun wegen des Niagara-Chips zu sein: Azul soll seine eigenen Produktpläne auf Basis der Sun-Vorhaben zu der CPU entwickelt haben, auf die Sun große Hoffnungen setzt. Der nunmehr UltraSPARC T1 genannte Prozessor kann mit vier, sechs und acht CPU-Kernen arbeiten. Jeder Kern kann bis zu vier Software-Threads gleichzeitig verarbeiten, das Topmodell also 32 Befehlssequenzen simultan; der Leistungsbedarf liegt bei einer Taktfrequenz von maximal 1,2 Gigahertz bei 72 Watt, in der Spitze sollen es 79 Watt sein. Mit diesen Werten will Sun nicht nur die zunehmenden Kühlungsprobleme in Rechenzentren angehen, sondern bettet den Niagara auch in ein Konzept der ökologischen Verantwortung ein.

Es sei bedauerlich, dass man nun vor Gericht ziehen müsse, obwohl man mehrere Vorschläge unterbreitet habe, wie Azul künftig weiterhin Sun-Technik nutzen könne, hieß es bei Sun. Azuls Anwälte dagegen werfen Sun den "räuberische Versuch" vor, Azuls "innovative Lösung" vom Markt fernzuhalten. (jk)