Taiwanische Hardware-Firmen zieht es nach China

Taiwanische Produzenten von Computer-Hardware investieren immer stärker in der Volksrepublik China - zum Unwillen der USA und der eigenen Regierung.

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Taiwanische Produzenten von Computer-Hardware investieren immer stärker in der Volksrepublik China, obwohl die taiwanische Regierung dies politisch und mit Gesetzen verhindern möchte. Die Insel-Republik ist einer der weltweit wichtigsten Zulieferer von PC-Komponenten sowie Hersteller von Komplettrechnern.

Nach Angaben verschiedener Marktforscher kommen mehr als 85 Prozent aller weltweit verkauften PC-Mainboards, mehr als die Hälfte aller Laptops und gut ein Viertel aller Desktop-PCs aus Taiwan. Zwar fertigen nach wie vor riesige OEM wie Quanta, Compal oder First International Computers (FIC) hauptsächlich im Auftrag ausländischer Marken, doch sind auch eigene Labels zunehmend international erfolgreich, wie Acer oder etwa Asus beweisen. In den letzten Jahren kamen dazu noch Halbleiterproduzenten wie TSMC und UMC, die für so erfolgreiche Firmen wie Nvidia und VIA, aber auch als verlängerte Werkbank von Intel arbeiten. Auch im DRAM-Markt mischen die Taiwaner mittlerweile kräftig mit. Dafür stehen Namen wie ESMT, Mosel Vitelic, Nanya, ProMOS, TwinMOS, Vanguard und Winbond.

Das gute Investitions- und Arbeitsklima in Taiwan verschlechtert sich nach Angaben der New York Times allerdings stetig: Der ehemals vorbildliche Technologiepark in Hsinchu sei heute überfüllt und die dort ansässigen Firmen leiden unter der überlasteten Infrastruktur, Netzschwankungen seien beispielsweise häufig. Außerdem werde die Baufläche knapp und damit teuer. Zudem haben Unwetter und Erdbeben wiederholt die gesamte Insel lahm gelegt. Hinzu kommt, dass Ingenieure und einfache Arbeitskräfte knapp und somit teuer werden.

Die Hardwarefirmen entziehen sich mittlerweile dem Kostendruck durch Investitionen in der Volksrepublik China (auch "Mainland China" genannt). Dort sieht man Taiwan nach wie vor als abtrünnige Republik an. China erhebt weiterhin die Forderung nach einer Wiedervereinigung unter der politischen Führung Pekings. Taiwan reagiert auf diesen Anspruch mit Gesetzen, die direkte Investitionen taiwanischer Firmen in China streng reglementieren. Einige Firmen umgehen allerdings diese Auflagen, beispielsweise durch Gründung von ausländischen Tochterunternehmen, die dann wiederum Geld in chinesische Produktionsstandorte pumpen.

Nach Angaben von Market Intelligence kommen schon jetzt rund ein Viertel aller taiwanischen PCs eigentlich aus China. Laut New York Times sei der Anteil in Wirklichkeit noch weitaus größer, weil PCs zum größten Teil in China vormontiert und in Taiwan nur noch komplettiert würden. Außerdem mogelten viele taiwanische Firmen bei der Angabe der tatsächlichen Fertigungstiefe in China: Um die entsprechenden Gesetze zu unterlaufen, geben sie an, dass sie in China nur Komponenten fertigen ließen – obwohl fast komplette Systeme von dort kommen.

Eine Studie im Auftrag der Taipei Computer Association bei 400 Firmen zeigt, dass die überwiegende Mehrzahl (88,4 Prozent) eine Lockerung der Restriktionen im Handel mit China befürworten. Der Kostendruck zwingt die Hardwarehersteller ohnehin zur Suche nach billigeren Produktionsstandorten. Doch auch der wachsende asiatische und besonders der chinesische Markt lockt aufs Festland.

US-Gesetze gegen den Export von Hochtechnologie an feindliche Staaten stellen eine zusätzliche Hürde für die Herstellung mancher Produkte in China dar. So ist zurzeit der Export von Anlagen zur Halbleiterfertigung auf 300-mm-Wafern oder in 0,13-µm-Technik aus den USA nach China verboten. Für die USA ist das Outsourcing der taiwanischen Firmen nach China durch die immer noch anhaltende Flugzeug-Affäre nicht ohne Brisanz. Die vor kurzem gemachte Äußerung des US-Präsidenten George W. Bush über die Unterstützung Taiwans im Falle einer chinesischen Aggression, spielt dabei auch eine Rolle. Wenn die USA in einen politischen oder gar militärischen Konflikt mit China geraten, würde die Wirtschaft unmittelbar von einem wesentlichen Zulieferer abgeschnitten. (ciw)