Probleme bei russischen Domains .ru und .рф: Angeblich Fehler bei DNSSEC behoben

Am Dienstagabend haben nicht nur Menschen in Russland Probleme beim Internetsurfen gemeldet. Die Telekommunikationsaufsicht spricht von einem DNS-Problem.

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Ethernet-Anschlüsse

(Bild: panumas nikhomkhai/Shutterstock.com)

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In Russland waren am Dienstag massenhaft Internetseiten der Top-Level-Domains .ru und .рф nicht erreichbar. Das berichtet die Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf die russische Telekommunikationsaufsicht Roskomnadsor. Laut verschiedenen Medienberichten war ein Problem mit dem Sicherheitsstandards DNSSEC (Domain Name System Security Extensions) verantwortlich, damit werden DNS-Antworten kryptografisch gegen Manipulationen abgesichert. Die Menschenrechtsgruppe Net Freedoms Project spekuliert in einer über Telegram verbreiteten Mitteilung darüber, dass die Verbindungsprobleme mit dem Versuch staatlicher Stellen zusammenhängen, alle Internetzugänge im Land auf einen russischen DNS-Server umzuleiten. Inzwischen sind offenbar alle Seiten wieder verfügbar.

Von dem Blackout waren laut der Moscow Times verschiedene große Internetdienste aus Russland betroffen, darunter Dienste von Banken, Marktplätze, die Suchmaschine Yandex und auch Provider. Beschwerden seien aus Russland, aber auch aus dem Ausland eingegangen. Meduza ergänzt, dass Internetanbieter einen Rückgang des Traffics in ihren Netzen bemerkt hätten, den aber auf externe Probleme zurückgeführt haben. Fehlermeldungsportale waren demnach voll mit Hinweisen auf nicht mehr zugängliche Portale. Der Betreiber der beiden betroffenen Domains hat am Abend versichert, an der Problembehebung zu arbeiten. Nach zwei Stunden sei versichert worden, dass der Fehler beseitigt wurde. Bis die DNS-Updates überall angekommen sind, könne es aber weiterhin Probleme geben.

Das Domain Name System (DNS) wird immer wieder gern als "Telefonbuch fürs Internet" bezeichnet und enthält die Zuordnung von IP-Adressen zu Domainnamen wie heise.de. Es ist dafür verantwortlich, dass man sich keine IP-Adresse merken muss, um einen Server im Internet zu finden – die Domainnamen reichen. Außerdem können Admins deshalb IP-Adressen ihrer Server nach Bedarf ändern, oder mehr als einen Server verwenden, ohne darüber informieren zu müssen. Die korrekte Zuordnung enthält das weltweite DNS. Die erforderlichen Antworten liefern die weltweit verteilten DNS-Resolver, die im Hintergrund von Endgeräten oder beispielsweise Heim-Routern befragt werden. DNSSEC ist dafür da, diese Abfragen kryptografisch abzusichern, um die Richtigkeit der Antworten sicherzustellen.

In Russland wird seit Jahren an einer Abtrennung des eigenen Internets vom Rest der Welt gearbeitet, dem DNS kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Als die russische Regierung kurz nach dem umfangreichen Einmarsch in die Ukraine eine Aufforderung absetzte, nur noch russische DNS-Dienste zu verwenden, waren die Sorgen der Netzwerkbetreiber groß. Die Anweisung beschränkte sich jedoch auf öffentliche Seiten und Dienste, nicht auf Privatleute und Firmen. Das Net Freedoms Project ist sich sicher, dass die Probleme nun den nächsten Schritt ankündigen. Die Gruppe rät Menschen in Russland dazu, in ihren Routern manuell DNS-Server im Ausland einzutragen. Wer eine Website betreibt, solle sich mit Diensten wie Tor beschäftigen.

(mho)