Technology Radar von ThoughtWorks weist auf Organisationsschwächen hin

Neben den gewohnten Tipps zu Tools, Sprachen und Techniken geht es im zweitem Halbjahresbericht von ThoughtWorks unter anderem darum, dass viele Unternehmen noch nicht mit dem Konzept hinter DevOps vertraut sind oder es falsch umsetzen.

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Von
  • Julia Schmidt

Da man sich beim US-amerikanischen IT-Dienstleister ThoughtWorks viel mit neuen Techniken, Plattformen, Sprachen und Werkzeugen befasst, gibt das Unternehmen seit einiger Zeit seine Erkenntnisse und Empfehlungen halbjährlich in Form des Technology Radar weiter. Der zweite Bericht für 2014, an dem bekannte Entwickler wie Martin Fowler und Neil Ford mitgewirkt haben, steht nun zur Verfügung. Besonders bei der Einführung von DevOps und beim Zusammenspiel zwischen Entwicklungs- und Testabteilungen haben sich in vielen Unternehmen wohl einige Praktiken eingeschlichen, die vom Missverständnis der Sache selbst oder falschen Erwartungshaltungen zeugen.

In vielen Organisationen habe man etwa noch nicht verstanden, wie DevOps genau funktioniere und würde es falsch umsetzen, indem man beispielsweise DevOps-Teams bilde. Es ginge bei DevOps um keine Rolle, sondern eine kulturelle Bewegung, die die bessere Zusammenarbeit zwischen Entwicklern und Spezialisten aus dem Bereich Administration zum Ziel habe. Ebenso bedenklich sei die noch häufig auftretende Vorgehensweise, Tests abgeschottet von der Entwicklung durchzuführen. Stattdessen sollte man lieber Teams aufbauen, in denen Tester und Programmierer eng zusammenarbeiten, wodurch sich auch schneller Rückmeldungen geben ließen.

Darüber hinaus fiel wohl auf, dass der Aufbau einer Anwendung Rückschlüsse auf deren interne Kommunikationsstruktur zuließe (Conway-Gesetz), die allerdings nicht immer ideal wäre. An dieser Stelle sei der Einsatz des sogenannten "Inverse Conway Maneuver" sinnvoll, bei dem man die Strukturen von Team und Organisation so weiterentwickele, dass sie die gewünschte Anwendungsarchitektur unterstütze. Außerdem legt ThoughtWorks Unternehmen nah, die Kryptografietechnik Forward Secrecy für die Sicherheit von Kommunikationssessions einzusetzen.

Unter den Aufmerksamkeit verdienenden Werkzeugen findet man in dieser Auflage des Radars unter anderem das Ende-zu-Ende-Testframework Protractor für AngularJS-Anwendungen und den Emulator GenyMotion. Mit ihm lassen sich Eigenschaften unterschiedlicher Android-Geräte nachahmen, sodass sich durch die häufig beklagte Fragmentierung des Gerätemarkts entstehende Probleme etwas abmildern lassen. Das Kommunikationsprotokoll für das Internet der Dinge, CoAP (Constrained Application Protocol), sei ebenfalls einen Blick wert. Nicht zu empfehlen sei allerdings der Einsatz der OSGi-Spezifikation. Zwar könnten Projekte wie Eclipse mit ihr Erfolge feiern, häufig werde sie jedoch für Plattformen eingesetzt, die nicht für diese Abstraktion entworfen seien. Die Folge sei oft eine höhere Komplexität, ohne dass das eigentliche Problem jedoch richtig beseitigt sei.

Was Sprachen anbelangt, so empfiehlt ThoughtWorks nun den Umstieg auf Java 8, da das Team hinter der Sprache die Herausforderungen der Rückwärtskompatibilität und Aufrechterhaltung von Verflechtungen mit Bibliotheken und Features gut bewältigt hätte. JavaScript-Entwicklern sei AngularJS ans Herz gelegt, wobei sie bei jedem Projekt immer wieder überdenken sollten, welches der Frameworks für den Anwendungsfall am geeignetsten sei. Im Auge zu behalten seien zudem die funktionale Programmiersprache Elm, der ClojureScript-Wrapper Om, Mozillas Sprache zur Systementwicklung Rust, die Bibliotheken-Suite für Scala Spray, Spring Boot und die Wolfram Language. (jul)