Telekommunikationskonzerne leiten Internetverkehr im Roten Meer um

Nach Huthi-Angriffen im Roten Meer waren Unterseekabel vom Anker eines gesunkenen Schiffes durchtrennt worden. Nun ergreifen Telekomkonzerne Maßnahmen.

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Unterseekabel

Grafische Darstellung eines Unterseekabels.

(Bild: dpa, TE SubCom/Arctic Cable Company/Symbol)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Telekommunikations- und Technologiekonzerne sehen sich gezwungen, den Internetverkehr im Roten Meer umzuleiten, nachdem Angriffe der Huthi-Miliz aus dem Jemen das Gebiet zunehmend instabiler gemacht haben. Das berichtete die britische Tageszeitung Financial Times am Wochenende.

Dem Bericht zufolge erklärte der US-Tech-Konzern Microsoft in der vegangenen Woche, dass "andauernde Kabelunterbrechungen" im Roten Meer die Gesamtkapazität an der Ostküste Afrikas beeinträchtigten und dass er deshalb den Internetverkehr umleite. Der aller Wahrscheinlichkeit nach von der Huthi-Miliz angegriffene und später gesunkene Frachter Rubymar hatte Ende Februar mit seinem Anker vier Daten-Seekabel durchtrennt. Die massive Beschädigung von Unterseekabeln wiederum gefährdet Verbindungen und Dienste in aller Welt.

Zur Unterstützung der Palästinenser Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen greifen die Huthi seit Wochen immer wieder Handelsschiffe an, die das Rote Meer durchfahren. In letzter Zeit sind diese Angriffe eskaliert und haben erste Todesopfer gefordert. Die Huthis haben allerdings bestritten, absichtlich Unterseekabel anzugreifen.

Neben Microsoft haben laut Financial Times auch andere Unternehmen reagiert. Das in Hongkong ansässige Unternehmen HGC Global Communications gab an, es habe Maßnahmen ergriffen, um den betroffenen Internetverkehr umzuleiten. Seacom, das ebenfalls eine Reihe von Unterseekabeln besitzt, erklärte, es habe im vergangenen Monat ebenfalls Dienste umgeleitet und räumte ein, dass einige Kunden "Auswirkungen auf ihre Geschäfte im östlichen und südlichen Afrika" gespürt hätten. Das Unternehmen äußerte sich dem Zeitungsbericht zufolge "optimistisch", dass die Kabelreparaturen im Laufe des zweiten Quartals stattfinden würden.

Orange, das die beschädigten Kabel im Roten Meer nutzt, aber nicht besitzt, erklärte gegenüber der Financial Times, dass es zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen treffe. Der französische Betreiber sowie AT&T und Tata Communications erklärten jedoch gegenüber dem Blatt, dass sie in der Lage seien, den Verkehr im Falle von Problemen umzuleiten.

Spätestens seit dem Sabotageakt an den Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 ist die Anfälligkeit von Unterseekabeln ins breitere Bewusstsein gerückt. Wie sie besser geschützt werden können, darüber streiten Experten. Das Rote Meer wiederum ist eine Schlüsselroute für die Übertragung des Internetverkehrs zwischen dem Nahen Osten, Afrika, Asien und Europa über Unterseekabel, über die 99 Prozent des interkontinentalen Datenverkehrs laufen, wie die Financial Times schreibt.

Zu Schäden an den Kabeln kommt es auch immer wieder durch schleppende Anker und Aktivitäten von Fischtrawlern. Keri Gilder, Geschäftsführerin des digitalen Infrastrukturunternehmens Colt Technology Services, sagte der Financial Times, ihr Unternehmen habe schon einmal Daten schnell von einem Kabel auf ein anderes migrieren müssen, weil es durch Fischerboote beschädigt worden war. Colt musste den Datenverkehr im Roten Meer zwar noch nicht umleiten, aber Gilder erklärte, die Route sei "sehr überlastet" und sie sei nicht überrascht, dass Kabel gekappt worden seien, da die betroffene Route relativ schmal und flach sei.

Von der Financial Times befragte Expertinnen und Experten erklärten zudem, dass wenn der Internetverkehr über längere Strecken umgeleitet wird, wegen der zusätzlichen Latenzzeit die Qualität des Videoverkehrs, des Finanzhandels und von Cloud-Anwendungen beeinträchtigt würden.

(akn)