US-Botschaften: Twitternde Messstationen verbessern die Luftqualität merklich

In dutzenden US-Botschaften wird die Luftqualität gemessen, die Daten werden in Echtzeit veröffentlicht. In der Folge wird die Luft messbar sauberer.

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Smog in Berlin

(Bild: Mummyyx, CC BY-SA 3.0)

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Wenn eine US-Botschaft in einem Entwicklungsland beginnt, in Echtzeit Daten zur Luftqualität zu publizieren, sorgt das für eine messbare Verbesserung. Das hat eine Forschungsgruppe auf Basis von Satellitendaten ermittelt. Herausgefunden haben sie so, dass die Veröffentlichung solcher Echtzeitdaten im Schnitt eine Verringerung der Feinstaubkonzentration um 2 bis 4 µg/m³ zur Folge hat. Verglichen haben sie die Effekte mit den Werten für Städte in Entwicklungsländern, in denen es keine US-Botschaften gibt, die solche Daten publik machen. Im Schnitt würden die Verbesserungen den Städten Kosten im Gesundheitswesen von mehr als 100 Millionen Euro jährlich ersparen.

Als Beispiel verweist Andrea La Nauze von der Universität Queensland in Australien darauf, dass die US-Botschaft in Peking schon 2008 damit begonnen hat, stündlich Informationen zur Luftqualität zu twittern. Welche weitreichenden Folgen das im Reich der Mitte hatte, wurde schon vor Jahren berichtet. So hatten die Daten bestätigt, wie dreckig die Luft in der chinesischen Hauptstadt war, chinesische Messtationen folgten und die Führung ergriff schließlich Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung. La Nauze und ihr Kollege Akshaya Jha von der Universität Carnegie Mellon haben jetzt systematisch analysiert, welche Folgen die Informationen haben.

Inzwischen gibt es über 50 solcher Messtationen von US-Botschaften in aller Welt. Auf Basis der Zeitpunkte, wann die in Betrieb gegangen sind und durch einen Abgleich mit Satellitendaten haben die beiden deren Effekt errechnet. Der so ermittelte Rückgang um 2 bis 4 µg/m³ bei Feinstaub PM2,5 entspricht mehr als 10 % des in Europa geltenden Grenzwerts von 25 µg/m³ für das Jahresmittel. Öffentlich verfügbare Informationen zur Luftqualität, denen die Menschen vor Ort vertrauen, hat also offenbar einen deutlich positiven Einfluss. Die Bereitstellung solcher Daten bringe große gesundheitliche und wirtschaftliche Verbesserungen, "die die Kosten für die Technik mehr als deutlich aufwiegen", meint Jha. Die Studie ist im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences erschienen.

Jha und La Nauze weisen noch darauf hin, dass die Kontrolle der Luftqualität vielerorts ungenügend sei – vor allem in Entwicklungsländern. 2018 hätten lediglich 30 % der Staaten solche Überwachungstechnik installiert, da seien aber auch solche enthalten, die Messpunkte nur an wenigen Orten eingerichtet haben oder deren Daten nicht öffentlich machen. Ihre Arbeit legt nahe, dass andere Staaten hier einspringen können und mit einfachen Mitteln merkliche Verbesserungen erzielen können. Die Politik und die Öffentlichkeit in aller Welt sollten sich dafür einsetzen, dass rasch vertrauenswürdige Messpunkte installiert werden.

(mho)