US-Frequenzauktion: Gewinner dürfen über Pläne plaudern

Die Hauptakteure der jüngsten Frequenz-Versteigerung der FCC dürfen erstmals über die Auktion sprechen. AT&T und Verizon rüsten sich mit ihren Frequenzpaketen für den Mobilfunk der 4. Generation. Auch Google verrät, warum es sich zu den Gewinnern zählt.

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Das Rennen um die begehrten US-Frequenzen im 700-MHz-Band haben die klassischen Netzbetreiber gemacht, AT&T und Verizon Wireless. Als Gewinner sieht sich allerdings auch Google. Der Suchmaschinenriese erreichte die Öffnung eines Frequenzblocks, darunter ein Teil des von Verizon Wireless erworbenen Spektrums. Verizon Wireless muss anderen Diensteanbietern und Geräteherstellern nun Zugang zu dem Netz ermöglichen.

Das ist kein Problem, meint die Tochter von Verizon und Vodafone. Im Gegenteil: Offene Netze würden Entwickler anziehen, erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber dem Wall Street Journal. So entstünden neue attraktive Dienste, von denen die Kunden und auch das Unternehmen profitieren könnten. Konkurrent AT&T freut sich dagegen, dass sein Frequenzpaket weitgehend "unbehindert" von regulatorischen Eingriffen ist.

Die Strategie der marktbeherrschenden Netzbetreiber war abzusehen: Verizon und AT&T haben sich das Spektrum in erster Linie gesichert, um bestehende Dienste ausbauen zu können und neue Konkurrenten möglichst aus dem Markt zu halten. Gleichzeitig rüsten sich die Konzerne für die nächste, vierte Mobilfunkgeneration: neue Daten- und Sprachdienste, Videos, Musik und was man sich sonst noch alles vorstellen kann. Viel schneller als heute wird alles sein, versprechen die Netzbetreiber.

Dass die Mobilfunker nun so offen über ihre Pläne sprechen können, liegt am Ende des Schweigegebots der US-Regulierungsbehörde. Die Federal Communications Commission (FCC) hatte den Teilnehmern der mehrwöchigen Auktion zunächst strikt untersagt, über Gebote und Pläne zu sprechen. Nachdem die FCC das liegengebliebene – weil wegen regulatorischer Auflagen ungeliebte – Spektrum im D-Block aus dem Verfahren herausgelöst hatte und die Auktion der anderen Frequenzen damit offiziell beenden konnte, gilt auch das Schweigegebot nicht mehr.

AT&T hat sich in der Auktion, die insgesamt fast 20 Milliarden US-Dollar für die Staatskasse einbrachte, Frequenzen in 227 Regionen gesichert und erreicht – eingerechnet der zusammen mit Aloha Partners im Jahr 2007 übernommenen Lizenzen im 700-MHz-Band – nach eigenen Angaben nun 87 Prozent der US-Bevölkerung. 6,6 Milliarden US-Dollar hat sich der Netzbetreiber das kosten lassen. Noch etwas mehr hat Konkurrent Verizon ausgegeben, der für landesweite Frequenzen (außer dem Bundesstaat Alaska) und zusätzliche lokale Märkte insgesamt 9,4 Milliarden investierte.

Vor der Auktion war noch am ehesten Google zugetraut worden, in die Phalanx der Netzbetreiber einzubrechen und den Markt ein bisschen aufzumischen. Das ist ihnen wohl auch gelungen, allerdings anders als erwartet. Denn Frequenzen hat Google keine erworben. Dafür besitzt Dish Network, Betreiber einer US-Satellitenplattform, nun ein Frequenzpaket, das den Aufbau eines nahezu landesweiten Netzes erlaubt - mit Ausnahme einiger Ballungsräume an den Küsten. Wofür Dish die 711 Millionen US-Dollar teuren Frequenzen nutzen will, darüber hüllt sich das Unternehmen noch in Schweigen.

Nicht so Google. Das in internen Angelegenheiten sonst nicht besonders redselige Unternehmen geht als einer der Gewinner aus der Auktion hervor – ohne einen Cent für Frequenzen zu zahlen. Wie Google nicht ohne Stolz berichtet, war genau das auch beabsichtigt: Der Suchmaschinenriese hat zusammen mit anderen Mitstreitern durch Lobbyarbeit dafür gesorgt, dass die FCC einen Teil des Spektrums öffnet – zum Beispiel für Geräte mit Googles Android. Mit dem Mindestgebot von 4,6 Milliarden US-Dollar für diesen C-Block hat Google sichergestellt, dass die Frequenzen auch zu diesen Bedingungen vergeben werden und sich schließlich von Verizon überbieten lassen. In den abgedunkelten "War Rooms", wie Google die zuständigen Büros in Mountain View und Washington nennt, dürften die Korken ordentlich geknallt haben. (vbr)