US-Internetradios wehren sich gegen die Musikindustrie

Als Reaktion auf mögliche hohe Geldforderungen der Musikindustrie gingen die Webcaster nach dem Motto "Day of silence" am 1. Mai entweder gar nicht auf Sendung oder strahlten Diskussionen zum Thema aus.

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Im virtuellen Äther Nordamerikas herrschte am gestrigen Mittwoch nahezu Funkstille. Als Reaktion auf mögliche hohe Geldforderungen der Musikindustrie gingen die Internetradios nach dem Motto "Day of silence" und "Save our streams" am 1. Mai entweder gar nicht auf Sendung oder strahlten Diskussionen zum Thema "Abgaben auf Musik" aus. An der Aktion haben sich rund 150 Internet-Radiosender beteiligt. Sie wollten damit unter anderem demonstrieren, wie die Radiolandschaft aussehen könnte, sollte sich die Musikindustrie durchsetzen.

Am 21. Mai will der Leiter der Library of Congress, James H. Billington, über einen Vorschlag der Schiedsstelle Copyright Arbitration Royality Panel (CARP) entscheiden, der den Radiostationen neue Gebühren aufbürden würde. Demnach müssten klassische Radiostationen für jedes im Web ausgestrahlte Stück pro Hörer 0,07 US-Cent berappen, reine Online-Stationen 0,14 US-Cent. Außerdem wären die Abgaben rückwirkend ab 1998 fällig, als der Digital Millennium Copyright Act vom Kongress beschlossen worden war.

Auf der gemeinsamen Website der Radiostationen Save Internet Radio.org heißt es, die sich dadurch summierenden Abgaben würde bei den meisten Stationen doppelt so hoch sein wie deren Umsatz. Dort findet sich auch ein drastisches Rechenexempel: Die acht größten unabhängigen Online-Radios Beethoven, Digitally Imported, Radioio, Radio Paradise, SomaFM, 3WK, Wolf FM und Ultimate-80s hätten im vergangenen Jahr zusammen 40 Millionen Stunden gesendet und 93.000 US-Dollar Umsatz erwirtschaftet. Nach den Maßgaben des CARP müssten sie 710.000 US-Dollar Lizenzgebühren zahlen.

Die Sender stehen mit ihrem Anliegen nicht allein. Zwanzig Kongressabgeordnete wollen verhindern, dass amerikanische Internetradios mit zu hohen Geldforderungen der Plattenindustrie aus dem Geschäft gedrängt werden. Jay Inslee aus Washington, Chris Cannon aus Utah, Rick Boucher aus Virginia und andere haben Billington einen Brief geschickt, in dem sie ihre Befürchtungen äußern und darauf hinweisen, dass die Forderungen der Musikindustrie diametral zu den Bemühungen des Kongress um einen Ausbau des Internet stehen. (anw)