Graham Media: ChatGPT soll für bessere Kommentare unter Online-Artikeln sorgen

Eine KI soll einem US-Fernsehsender dabei helfen, bessere Kommentare unter dessen Artikeln zu sammeln. Der Chatbot soll dafür Einstiegsfragen generieren.

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Frau tippt an Laptop Kommentare

(Bild: 13_Phunkod/Shutterstock.com)

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In den USA will ein Betreiber mehrerer lokaler Fernsehsender eine KI erste Kommentare unter Onlineartikeln verfassen lassen, um Debatten anzustoßen und besonders treue Leser zu gewinnen. Das berichtet das Nieman Journalism Lab und ergänzt, dass die Graham Media Group damit anders vorgeht, als viele Nachrichtenorganisationen, die ihre Kommentarbereiche geschlossen oder in soziale Netzwerke ausgelagert haben. Mit finanzieller Unterstützung der Universität New York sei stattdessen im Frühjahr auf Basis von GPT 3.5 von OpenAI der Chatbot "First Dibs" entwickelt worden, der auf Basis eines Artikels eine inhaltlich passende Frage stellen kann. Die soll bald im Kommentarbereich eingestellt werden, um das menschliche Publikum zum Antworten anzuregen.

Wer schon einmal in den Kommentarbereich unter einem Onlineartikel geschaut hat, wisse, dass der sich schnell in eine "Jauchegrube" verwandeln könne, obwohl dort doch eigentlich Debatten geführt werden soll, heißt es in dem Bericht. Weil Kommentare aber für aktive Gemeinschaften essenziell sind, will die Graham Media Group sie aber nicht abschaffen, sondern mit der Hilfe von KI verbessern. Auf die Idee sei man bei dem Unternehmen, das aus Detroit mehrere Lokalsender betreibt, gekommen, als man bemerkt habe, dass Menschen viel bereitwilliger kommentieren würden, wenn die Verfasser von Artikeln eine darauf basierende Frage in den Kommentarbereich gestellt hätten. Es habe den Anschein, als ob man die Konversationen damit in eine produktivere Richtung führen könne, lässt sich ein Manager von Graham Media zitieren.

Entwickelt wurde deshalb ein Chatbot, der auf Basis von Artikeln zumeist ziemlich "aufgeschlossene, offene und positive" Fragen generiert. Zu einem Bericht über eine Überdosierung mit Heroin sei beispielsweise die Frage herausgekommen: "Welche Schritte sollten Sicherheitsbehörden unternehmen, um die Sicherheit von Polizisten und Menschen mit einer Überdosis während einer Festnahme zu gewährleisten?" Das sei nicht schlecht und möglicherweise besser, als die Frage eines Redakteurs – "mit Sicherheit schneller", wird einer der Verantwortlichen von Graham Media zitiert. In Zukunft sollen möglicherweise immer fünf Fragen generiert werden, aus denen die Verfasser des Artikels dann eine auswählen. Ein Vorteil sei noch, dass die KI bei der Generierung von Fragen keine der für KI aktuell so typischen Fehler produziert.

Der Chatbot soll dem Bericht zufolge ab August eingesetzt werden, losgehen soll es demnach bei einer kleinen Auswahl von Artikeln, deren Kommentarbereich dann genau im Blick behalten werden soll. Geplant sei eigentlich gewesen, es erst einmal nur bei einem der hauseigenen Kanäle auszuprobieren, aber der Enthusiasmus sei so groß, dass wohl doch mehrere gleich zu Beginn mitmachen werden. Ziel sei, dass nicht nur mehr Kommentare von Menschen folgen, sondern auch die Zahl der eingeloggten User gesteigert wird. Die sollen in der Folge auch öfter wieder kommen und die Anbindung der Leserschaft damit verbessert werden. Insgesamt gehen unter den Artikel von Graham Media demnach monatlich etwa 120.000 Kommentare ein. Es bleibt abzuwarten, ob die Zahl künftig steigt.

(mho)