Erster Betriebsgewinn für Uber, Aktienkurs profitiert nicht

Uber vermittelt mehr Transporte für Personen und Speisen. Das chronisch defizitäre Unternehmen schafft erstmals ein operatives Plus.

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Uber-Schriftzug an der vorderen Passagiertür eines schwarzen Pkw

(Bild: MOZCO Mateusz Szymanski/Shutterstock.com)

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Zum ersten Mal überhaupt schafft der Transportvermittler Uber Betriebsgewinn: 326 Millionen US-Dollar sind es im zweiten Quartal 2023. Damit fällt dieses Ergebnis um eine Milliarde Dollar besser aus, als im gleichen Quartal des Vorjahres. Der Umsatz ist parallel um 14 Prozent auf 9,2 Milliarden Dollar gestiegen. Der operative Cashflow hat sich sogar mehr als verdoppelt.

Im Juni haben 137 Millionen Kunden Uber genutzt, ein Zuwachs von zwölf Prozent im Jahresabstand. Sie buchen auch häufiger: Die Zahl der vermittelten Beförderungen ist um 17 Prozent auf 1,51 Milliarden gestiegen. Neu hinzugekommen sind Einnahmen aus Werbung: In Uber-Fahrzeugen sowie auf Uber-Apps laufen neuerdings in Nordamerika, Frankreich und Australien Reklamevideos.

Bei der Vermittlung von Personenbeförderung konnte Uber in dem Quartal 29,3 Prozent als Einnahmen für sich behalten (+2,7 Prozentpunkte) und so rund 4,9 Milliarden Dollar einnehmen (+38%). Bei der Vermittlung von Speisenzustellung konnte Uber den Einnahmenanteil um zwei Promillepunkte auf 19,6 Prozent steigern. Der damit gemachte Umsatz ist um 14 Prozent auf rund 3,1 Milliarden Dollar gestiegen.

Die Vermittlung von Frachtbeförderung läuft hingegen nicht so gut. Der Umsatz damit ist um 30 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar gefallen. Das schlägt auf die Umsatzentwicklung in Nordamerika durch, sodass dort der Umsatz nur um vier Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar geklettert ist. Im Rest der Welt hat das Unternehmen 30-31 Prozent mehr eingenommen: Damit ergeben sich in Europa, Nahost und Afrika 2,4 Milliarden Dollar Quartalsumsatz, im Asien-Pazifik-Raum 1,1 Milliarden Dollar und in Lateinamerika 627 Millionen Dollar.

Der operative Cashflow ist um 171 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar gesprungen. Unter dem Strich steht ein Nettogewinn von 394 Millionen Dollar. Dieser Betrag entfällt fast zur Gänze auf eine Wertberichtigung von Aktien, die Uber an anderen Unternehmen hält. Deren Buchwert ist jetzt um 386 Millionen Dollar höher angesetzt. Allerdings wäre das Ergebnis auch ohne diese Unterstützung knapp positiv; vor einem Jahr stand da noch ein Minus von 2,6 Milliarden Dollar.

Die positive Entwicklung der Dienstagabend bekanntgegebenen Finanzzahlen Ubers hat institutionelle Anleger im nachbörslichen Handel nicht begeistern können. Das Wertpapier gab zunächst 1,3 Prozent nach. Dabei hatte es schon im regulären Handel vor Bekanntgabe der Quartalszahlen 5,7 Prozent verloren. Die Aktien des nordamerikanischen Konkurrenten Lyft sahen mit einem Minus von 3,8 Prozent nur wenig besser aus. Lyfts Zahlen kommen nächsten Dienstag heraus.

Langfristig möchte Uber ohne Chauffeure auskommen: Es geht eine Partnerschaft mit der Alphabet-Tochter Waymo ein. Deren selbstfahrenden Taxis sollen in Zukunft auch von Uber vermittelt werden. Den Auftakt macht die Wüstenstadt Phoenix noch im laufenden Jahr. Im nebligen San Francisco ist Waymo noch nicht so weit. Die eigene Sparte für die Entwicklung selbstfahrender Autos hat Uber 2020 abgeben müssen.

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Uber-Finanzchef Nelson Chai hat seinen Abschied für Anfang 2024 mitgeteilt. Ein Nachfolger wird jetzt gesucht. Im laufenden Quartal hat Uber 386 Millionen Pfund bei der britischen Steuerbehörde HMRC für umstrittene Umsatzsteuerschulden hinterlegen müssen. HMRC (His Majesty's Revenue and Customs) wirft Uber vor, die Steuer falsch berechnet und zu wenig abgeführt zu haben; Uber bestreitet das und hat Rechtsmittel eingelegt. Die dafür notwendige Hinterlegung des strittigen Betrags belastet den Cashflow im dritten Quartal, zumindest vorerst aber nicht den Betriebsgewinn.

(ds)