Umfrage: E-Rezept ist für Ärzte noch ein Zeitfresser

Das E-Rezept läuft laut einer Umfrage der Kassenärzte zwar "vielfach problemlos", jedoch komme es vielerorts zu technischen Schwierigkeiten und Verzögerungen.

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Harald

(Bild: Krakenimages.com/Shutterstock.com)

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Meist läuft das E-Rezept problemlos, doch oft koste es noch zu viel Zeit. Das geht aus einer Befragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung unter 5.300 Ärzten aus der ersten Februarwoche hervor. 92 Prozent der Befragten gaben an, das E-Rezept anstelle des Muster-16-Formulars (dem rosafarbenen Zettel) für das Verordnen verschreibungspflichtiger Medikamente zu nutzen. Laut der Mehrheit der Befragten, 60 Prozent, funktioniere das Ausstellen der Rezepte bis auf kleinere Probleme. "Dennoch bestehen vielerorts noch technische Schwierigkeiten, die schnellstens gelöst werden müssen", kommentiert KBV-Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner die Ergebnisse der Befragung.

Zwar sehen die Ärzte die Vorteile, etwa, dass weniger Patienten für die Rezeptabholung in die Praxis müssten. Außerdem sei es einfacher, die Verordnungen bei Lieferschwierigkeiten nachträglich zu ändern. Bei Lieferschwierigkeiten müsse die Apotheke das E-Rezept jedoch wieder freigeben, damit der Patient es in einer anderen Apotheke einlösen kann. Wenn die Apotheke das nicht freigibt, müsse ein Rezept laut KBV-Befragung doppelt verordnet werden.

Teilweise kommen Patienten in solchen und ähnlichen Fällen, etwa wenn die Rezepte nicht fehlerfrei an den E-Rezept-Server übermittelt wurden und somit nicht eingelöst werden können, aus der Apotheke zurück in die Praxis. Ein Drittel der Befragten habe dies bereits erlebt. Gelegentlich seien auch Verzögerungen mit der Bereitstellung auf dem Server im Spiel, trotz Signatur und Versand des E-Rezepts. Dann müsse auf das rosa Papierrezept zurückgegriffen werden.

In "einigen Praxisverwaltungssystemen" sei das E-Rezept zudem schlecht umgesetzt und es komme auch zu Abstürzen der Software. Patienten müssten darüber hinaus oft noch über das E-Rezept aufgeklärt werden. Das bedeute für die Ärzte zusätzliche Aufwände.

Demnach sei der Aufwand teilweise noch zu hoch. Ebenso dauere das Signieren der Rezepte "sehr lange" – auch bei Praxen, welche die von der Gematik und der KBV empfohlene Komfortsignatur verwenden. Laut Befragung nutzen 9 von 10 Praxen die Komfortsignatur, bei der der elektronische Heilberufsausweis über einen längeren Zeitraum im Kartenlesegerät steckt und bis zu 250 E-Rezept-Signaturen ermöglicht. "40 Prozent der Befragten nennen Zeiten von 15 Sekunden und mehr für das digitale Signieren", heißt es von der KBV.

Ausgerechnet die Gruppe, der das E-Rezept am meisten nützen würde, kann selbiges nicht verwenden. Das sehen die Ärzte kritisch und fordern eine "volldigitale Lösung". Das Bundesgesundheitsministerium hat erst kürzlich seine Entscheidung bekräftigt, die direkte Zuweisung der E-Rezepte durch den Arzt an die Apotheke über den E-Mail-Dienst KIM (Kommunikation im Medizinwesen) weiterhin zu verbieten. Das berichtet die Pharmazeutische Zeitung (PZ).

Laut Bundesverband der Versorgungsapotheker gebe es "keine rechtlichen oder tatsächlichen Hürden, den E-Rezept-Token für Arzneimittel in der Heimversorgung zwischen Arzt und heimversorgender Apotheke direkt via KIM zu übermitteln", wie die PZ den Verband zitiert. Eine Bedingung dabei sei jedoch, dass vom Heimbewohner, mit dessen Heim die Apotheke einen Versorgungsvertrag geschlossen hat, eine Einwilligung unterzeichnet wurde.

Für Heimbewohner müssen demnach weiterhin Papierrezepte ausgestellt werden, und zwar solange, bis die Pflege 2025 ebenfalls an die Telematikinfrastruktur (TI), das Gesundheitsnetz, angeschlossen ist. Laut Informationen der KBV von Ende 2023 sind von 12.000 vollstationären Pflegeeinrichtungen erst 600 an die TI angeschlossen. "Hier muss es endlich eine praktikable Lösung geben. Für viele Praxen könnte ein funktionierendes, rein digitales E-Rezept in der Heimversorgung eine große Verbesserung sein", so Steiner. Der Aufwand, das E-Rezept auszudrucken, bezeichnen die Praxen als sehr hoch.

(mack)