Unmanned Vehicles IV: Neue Chancen für europäische Firmen

Auf der Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik in Bonn freuen sich etliche Teilnehmer über das deutsche Drohnen-Debakel. Sie hoffen darauf, nun eigene Produkte verkaufen zu können.

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  • Hans-Arthur Marsiske

Der angekündigte Stopp des Euro-Hawk-Projekts hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière nicht nur Kritik gebracht. Beim Forum Unmanned Vehicles der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT) in Bonn Bad-Godesberg gibt es etliche Teilnehmer, die sich darüber freuen, eröffnet die Entscheidung doch neue Chancen, mit der Bundeswehr ins Geschäft zu kommen.

Zwar gibt es bislang kein dem Euro Hawk oder der zugrunde liegenden Plattform Global Hawk vergleichbares System, das der Kategorie HALE (High Altitude Long Endurance) zugeordnet wird, also in großer Höhe lange in der Luft bleiben kann. Doch Jörg Dronia vom Verteidigungsministerium machte in seinem Vortrag deutlich, dass die Unterscheidung von HALE und MALE (Medium Altitude Long Endurance) mittlerweile nicht mehr so deutlich gezogen werden könne. Als MALE-System gelten etwa die Drohnen Predator oder die von der Bundeswehr in Afghanistan verwendete Heron-1, die bis zu 18 Kilometer Flughöhe erreichen können, knapp unter den 20 Kilometer des Eurohawk. Auch Nutzlastkapazitäten und Einsatzdauer sind vergleichbar.

Modell des UAV-Demonstrators Sagitta am Stand von Cassidian.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Kommt es also zur Entwicklung eines eigenen, europäischen Systems? Entschieden ist natürlich noch nichts, aber die Akteure bringen sich in Stellung. Håkan Ekström von der Firma Saab etwa stellte eine Kontrollstation für unbemannte Flugzeuge vor, die ohne großen Aufwand an verschiedene Einsatzbereiche angepasst werden kann. Jost Seifert von der EADS-Tochter Cassidian berichtete von dem Programm Sagitta, in dessen Rahmen ein Forschungsdemonstrator im Stealth-Design entwickelt wird. Die Entwicklung des weniger als 150 Kilogramm wiegenden Fluggeräts dient der Erforschung teilweise autonomer Verfahren zur Flugkontrolle, die selbst einem beschädigten Flugzeug noch eine sichere Landung ermöglichen sollen. Daneben geht es aber insbesondere auch um die Einbindung von Universitäten und Forschungsinstituten, um Doktoranden und damit neue Ideen zu gewinnen.

Eine von Saab entwickelte Kontrollstation für unbemannte Flugzeuge.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Mehrere Referenten präsentierten Forschungen zum autonomen Fliegen, das derzeit vorrangig mithilfe von Quadrokoptern entwickelt wird. Mirco Alpen von der Universität der Bundeswehr in Hamburg etwa zeigte, wie sich ein Quadrokopter autonom durch einen Innenraum bewegte und dabei eine Karte der Umgebung erstellte. Auch zur automatischen Hinderniserkennung und -vermeidung gibt es Ansätze. Von einer Zuverlässigkeit, die den Anforderungen der Flugsicherung genügen würde, sind diese Systeme aber noch ein gutes Stück weit entfernt. (mho)