Unterwasser-Drohne PowerRay von PowerVision angeschaut

PowerVision bietet nun eine Unterwasser-Drohne an, die bis zu 30 Meter tief taucht, UHD-Videos aufzeichnet und den Nutzer über eine VR-Brille die Unterwasserwelt live erleben lässt. Zusätzlich hilft sie beim Angeln. heise online hat sie sich angeschaut.

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Unterwasser-Drohne PowerRay von PowerVision: Das Auge des Anglers

(Bild: heise online / Frank Mischkowski)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Frank Mischkowski
  • Frank Erik Walter
Inhaltsverzeichnis

Der Luftraum wird seit einigen Jahren beherrscht von unzähligen Amateur- und Profidrohnen, deren Design sich meist nur in Größe und Anzahl der Rotoren unterscheidet. PowerVision war 2016 mit seinem Ei-förmigen PowerEgg einer der wenigen Hersteller, die aus dem Einheitsbrei der Drohnen-Entwickler herausstechen konnten.

Das Unternehmen aus Beijing hat jetzt noch einmal nachgelegt und präsentierte nun in München seine bislang nur in den USA gezeigte Unterwasser-Drohne PowerRay, die sich nicht nur für hochauflösende Filmaufnahmen, sondern auch zum Angeln eignet. Dank einer speziellen Halterung für die Angelschnur kann der Nutzer den Fischen direkt beim Beißen zusehen oder die Leine entsprechend positionieren. Ein optionales und separat einsetzbares Echolot-Modul namens PowerSeeker erlaubt es zudem, Fischschwärme auch bei trübem Wasser oder in größeren Tiefen auszumachen.

PowerVision-Gründer und CEO Wally Zheng war für die Präsentation nach München gereist.

(Bild: heise online / Frank Mischkowski)


Die Idee zur PowerRay sei ihm vor zweieinhalb Jahren während eines Tauchurlaubs auf Hawaii gekommen, erzählt Wally Zheng, Gründer und CEO von PowerVision, beim Release-Event in München. Er und sein Freund seien in einem kleinen Boot unterwegs gewesen, als plötzlich Haie aufgetaucht seien. Gerne hätten sie die Tiere aus der Nähe beobachtet, aber das sei einfach zu gefährlich gewesen, erklärt Zheng, zumal das Boot leicht hätte kentern können. Also habe er sich Gedanken gemacht, wie man in Zukunft gefahrlos Meerestiere beobachten könne. Für einen Drohnen-Entwickler hätte die Lösung des Problems natürlich auf der Hand gelegen. Neben dem Design sei die Frage aufgekommen, welche zusätzliche Funktionen bei so einer Unterwasser-Drohne besonders nützlich sein würden. Schnell sei man dabei auf das Thema Angeln gekommen.

Mit drei bis vier Knoten (ungefähr zwei Meter in der Sekunde) ist die Unterwasser-Drohne überraschend flott unterwegs. Die Akkuladung von 6.400 mAh reicht bei maximaler Geschwindigkeit eine Stunde und kann durch Reduzierung der Geschwindigkeit auf bis zu vier Stunden ausgedehnt werden. Die Tauchtiefe beträgt 30 Meter. Die Verarbeitung ist auf den ersten Eindruck hervorragend. Von der Form her erinnert die Drohne ein wenig an ein Space-Shuttle.

Unterwasserdrohne "PowerRay" von PowerVision samt Controller und WLAN-Access-Point.

(Bild: heise online / Frank Mischkowski)

Die PowerRay wird über ein langes Kabel mit einem WLAN-Access-Point verbunden, der an Land oder auf dem Boot verbleibt. Darüber lässt sich die Drohne mit iOS- oder Android-Mobilgeräten rudimentär steuern und das Geschehen unter Wasser per Livestream verfolgen. Der mitgelieferte Wireless-Controller erlaubt deutlich präzisere Lenkmanöver und liegt überraschend schwer, aber angenehm in der Hand. Das Mobilgerät kann über eine Halterung am Controller befestigt werden und dient dann als Monitor.

Die Steuerung ist sehr intuitiv: Mit dem linken Stick hebt und senkt man die Nase der Drohne, mit dem rechten Stick bewegt man sie nach rechts und links, beschleunigt vorwärts und rückwärts. Beim Ausprobieren in einem großen Wassertank der Münchener Feuerwehr erwies sich das Kabel zwischen Drohne und Access-Point als nicht ganz unproblematisch: Bei unvorsichtigen Lenkbewegungen drohte es sich in den zur Dekoration verteilten Felsen zu verfangen. Auch kann die Drohne selbst einen Knoten in das Kabel machen, wenn man nicht aufpasst. Mit etwas Übung und Geschick lassen sich solche Zwischenfälle aber vermeiden. Wird das Kabel getrennt, würde die Drohne automatisch aufsteigen und an der Oberfläche schwimmen, sodass man sie ganz einfach einsammeln könne, verspricht der Hersteller.

Besonders interessant erscheint die Möglichkeit, die Drohne mit einer VR-Brille zu nutzen. Hierzu bietet die Smartphone-App des Herstellers einen Modus, der das Livebild für die Nutzung mit einer Brille im Cardboard-Design doppelt.

Einsatz der Unterwasserdrohne im Tank der Münchener Feuerwehr.

(Bild: heise online / Frank Mischkowski)


Die Drohne verfügt über eine Kamera mit 12 Megapixeln und kann per Burst-Modus bis zu fünf Fotos in schneller Folge knipsen. Videos werden im MP4- oder MOV-Format aufgezeichnet (MPEG-4 AVC/H.264) Die maximale Videoauflösung ist 3.840 × 2.160 Pixel mit 30 FPS. Videos mit 2.560 × 1.140 Pixeln nimmt die Kamera in 60p auf, Full HD mit bis zu 100p und in HD-Qualität schafft sie sogar 200p. Dadurch wird auch eine Zeitlupe mit drei- und vierfacher Verlangsamung möglich. Der Interne Speicher fasst bis zu 128 Gigabyte (je nach Ausstattung). Mit ihren speziell auf den Unterwasser-Einsatz optimierten blauen LEDs kann die Drohne auch bei Dunkelheit genutzt werden – zudem sollen die Lichter Fische anlocken.

Mit einer magnetischen Haltevorrichtung an der Drohne kann ein Angler seine Schnur und den Köder gezielt in die Nähe von Fischschwärmen transportieren. Das sei besonders im Meer oder beim Eisangeln interessant, wenn die Sichtverhältnisse schwierig seien, wie Zheng während seiner Präsentation erklärt. Dabei gehe es nicht in erster Linie darum, möglichst viele Fische zu fangen, sondern die richtigen Exemplare, wie der CEO betont: „Indem ich sehen kann, welche Fische sich gerade für die Köder interessieren, kann ich gezielt die Angelschnur wegziehen, wenn ein zu kleiner Fisch beißen will.“ Auf diese Weise schone man die jungen Tiere und könne gleichzeitig das Verhalten der Fische direkt beobachten, so Zheng.

Unterwasser-Drohne (5 Bilder)

Blick auf die Drohne

Die PowerRay in der Rückansicht.
(Bild: heise online / Frank Mischkowski)

Ein weiteres nützliches Feature ist der optionale PowerSeeker. Das kugelförmige Modul kann wahlweise von Hand ins Wasser gehalten oder in die Drohne eingeschoben werden. Auf dem Bildschirm des Smartphones oder Tablets kann man dann direkt die Beschaffenheit des Bodens, die Tiefe, die Temperaturen und die Fischpopulation erkennen. Zusammen mit den 30 Metern der Drohne deckt der PowerSeeker eine Tiefe bis zu 70 Metern ab.

Die Vorbestellung der PowerRay ist auf der Shop-Seite des Herstellers möglich; die Auslieferung der Drohnen ist für Ende Mai 2017 geplant. Die PowerRay gibt es in drei Ausstattungs-Paketen: Für die Variante "Explorer“ wird eine unverbindliche Preisempfehlung von 1.599 Euro abgerufen. Enthalten sind PowerRay, Controller, Basis-Station, 50 Meter Kabel, 32 Gigabyte interner Speicher, ein Ladegerät und eine Standard-Transportbox. Zum Listenpreis von 1.988 Euro erhält man das Paket „Angler“, in dem zusätzlich ein PowerSeeker-Echolot-Modul und die Angelschnurbefestigung Bait Drop enthalten sind. Die Profi-Variante "Wizard" für 2.099 Euro UVP bringt zusätzlich 70 Meter Kabel mit, 64 Gigabyte Speicherplatz, PowerSeeker, Bait Drop, sowie einen edlen Hartschalenkoffer für den Transport und die VR-Brille VR ONE Plus von Zeiss.

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