Ursprung des Coronavirus: China empört über Bidens Hinweis auf "Laborunfall"

Anstatt China zum Sündenbock zu machen, sollten die USA besser eigene Vorfälle untersuchen, meint die chinesische Regierung in einer harschen Erklärung.

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Biden spielte am Mittwoch auf die Vermutung an, das Coronavirus könne einem Labor entkommen sein. China weist das strikt zurück.

(Bild: dpa / Cheng Min)

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Die Aufforderung des US-Präsidenten Joe Biden an seine Geheimdienste, in China weiter nach dem Ursprung des Coronavirus zu forschen, erregt massive Kritik der chinesischen Regierung. Die USA seien in keiner Weise an Fakten oder die Wahrheit interessiert und auch nicht an einer ernsthaft wissenschaftlichen Suche nach der Herkunft des Coronavirus, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Zhao Lijian. Die USA versuchten die Pandemie für politische Manipulationen zu benutzen und dafür, die Schuld weiterzuschieben.

Zhao verwies dabei auf die über 33 Millionen bestätigten COVID-19-Fälle in den USA und die 600.000 Menschen, die durch das Coronavirus gestorben seien. Das seien beides die höchsten Zahlen der Welt. Anstatt ihr eigenes Verhalten zu untersuchen, versuchten die USA China zum Sündenbock zu machen. Einige Personen in den USA hätten wiederholt gefordert, dass erneut in China geforscht werden solle und in verantwortungsloser Weise dabei ihr eigenes Scheitern im Kampf gegen COVID-19 ignoriert.

Die US-Geheimdienste hätten in ihren Aufklärungsbemühungen eine "berüchtigte Erfolgsbilanz" vorzuweisen. Zhao bezeichnete als ein "Meisterwerk" ein Reagenzglas gefüllt mit Wäschepulver als Beweis für Massenvernichtungswaffen. Ohne es konkret zu sagen, bezog sich Zhao dabei offenbar auf den ehemaligen US-Außenminister Colin Powell, der 2003 im UN-Sicherheitsrat die angeblich vom Irak ausgehende Bedrohung illustrieren wollte. Powells Nachfolger Mike Pompeo habe sich laut Zhao sogar gerühmt, er sei CIA-Direktor gewesen, "wir haben gelogen, wir haben betrogen, wir haben gestohlen". Dabei bezog sich Zhao offenbar auf Äußerungen Pompeos vom April 2019 in einer Veranstaltung der Texas A&M University.

Vielmehr seien die USA der Welt Erklärungen schuldig, meinte Zhao. Beispielsweise habe es im Juli 2019 Berichte über unerklärliche Atemwegserkrankungen im Norden des US-Bundesstaats Virginias gegeben und dann über die Atemwegserkrankung EVALI in Wisconsin. "Welche Geheimnisse verbergen sich in dem verdächtigen Fort Detrick und den über 200 US-Biolabors auf der ganzen Welt?", fragte Zhao und forderte detaillierte Informationen. Die USA müssten einer vollständigen, transparenten, evidenzbasierten internationalen Untersuchung zustimmen, wiederholte Zhao Adjektive aus Bidens Erklärung vom Mittwoch.

Der US-Präsident hatte in seiner Erklärung auch die Möglichkeit einbezogen, das Coronavirus könne einem Labor entkommen sein. Zhao erwiderte laut einem Bericht der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua, ein Forschungsbericht eines gemeinsamen Wissenschaftlerteams der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und China habe "maßgebliche, formale und wissenschaftliche Schlussfolgerungen" vorgelegt, laut denen es "extrem unwahrscheinlich" sei, dass das Virus aus einem chinesischen Labor ausgetreten sei.

Biden hatte weiter erklärt, die USA wollten mit anderen Ländern daran zusammenwirken, China zu vollständiger, transparenter, evidenzbasierter Untersuchung anzuhalten und Zugang zu allen relevanten Daten und Beweisen zu ermöglichen. Diesen Pingpongball spielt die chinesische Regierung nun zurück, indem sie ihrerseits die USA auffordert, sofort mit der WHO an der Verfolgung des Ursprungs von COVID-19 auf wissenschaftlich fundierte Weise zu arbeiten, wie China es getan habe.

Im Januar und Februar dieses Jahres hatte ein Team aus 17 chinesischen und 17 internationalen Experten im chinesischen Wuhan eine gemeinsame umfangreiche Studie zum Ursprung des Coronavirus angefertigt. Das internationale Team habe sich "zu vielen Gelegenheiten positiv zu Chinas offener und transparenter Haltung geäußert", betonte Zhao.

(anw)