Verhandlungen mit KI-Firmen: Reddit droht mit Ausschluss von Suchmaschinen

Bei Verhandlungen über Zugriffsrechte auf die nutzergenerierten Inhalte für das Training von KI-Systemen hat Reddit damit gedroht, im Falle einer Nichteinigung Suchmaschinen komplett auszusperren. Das geht aus einem Artikel der Washington Post hervor, in dem es primär um Verhandlungen zwischen KI-Unternehmen und Medienhäusern geht. Weil Reddit aber zu den wertvollsten Quellen für Trainingsdaten überhaupt gehört, führt der Social-News-Aggregator demnach ebenfalls Gespräche. Sollten die zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis führen, würde eine Blockade von Suchmaschinen-Crawlern geprüft: "Reddit kann ohne Suche überleben", zitiert die Zeitung eine eingeweihte Person.

Medien schließen KI-Crawler aus

Mit der drastisch klingenden Drohung wendet sich Reddit nach heftigen Konflikten im Frühjahr und Sommer nun an jene Firmen, die schon damals Adressat hätten sein sollen. Damals hat das Onlineportal ohne eine lange Vorlaufzeit Geld für API-Zugriffe verlangt. Angeblich ging es dabei primär um KI-Firmen wie OpenAI, die über diesen Weg große Mengen an Inhalten abgreifen konnten, um die als Trainingsmaterial für ihre KI-Systeme zu benutzen. Getroffen hat das aber erst einmal beliebte Drittanbieter-Anwendungen, von denen die meisten den Dienst einstellen mussten. Es folgte eine massive Protestwelle, die die Seite zwischenzeitlich unbenutzbar gemacht haben. Diesen Konflikt hat Reddit für sich entschieden, der mit den KI-Firmen läuft aber noch.

Mit der Drohung, notfalls Suchmaschinen komplett den Zugang von der eigenen Seite auszuschließen, erhöht Reddit jetzt offenbar den Druck. Die Seite ist bei vielen beliebt, die Antworten auf die unterschiedlichsten Fragen suchen und trotzdem oft erst über Google & Co. auf Reddit landen. Laut Zahlen aus dem Frühjahr kommt etwa die Hälfte des Traffics auf Reddit von Suchmaschinen, die Seite ist davon also besonders abhängig. Deshalb ist unklar, ob die Plattform die Drohung überhaupt wahr machen und sich die daraus resultierenden Folgen leisten könnte. Aber auch für Google & Co. wäre der Schritt nicht ohne Risiko. Während der Proteste im Sommer hat sich gezeigt, wie sehr zielführende Suchergebnisse und die Zufriedenheit der Nutzer teilweise von Reddit abhängen.

In dem Bericht der Washington Post geht es vorrangig um Verhandlungen zwischen OpenAI & Co. und den Vertretungen von großen Medienhäusern. Letztere wollen demnach Geld dafür, dass mit ihren Inhalten KI-Textgeneratoren wie ChatGPT trainiert werden. Primär geht es demnach aber darum, dass die Medien erreichen wollen, dass Links zu ihren Inhalten in Antworten der KI-Systeme auftauchen. Solange dabei keine Einigung erzielt wurde, setzen demnach immer mehr Medien darauf, die KI-Crawler von den eigenen Seiten auszuschließen. Seit August haben einer Analyse von Palewi zufolge mehr als 500 Nachrichtenseiten von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht, in Deutschland etwa die Süddeutsche Zeitung, der Spiegel, die Zeit und der Stern – auch heise online macht das.

(mho)