Verkauf von Lucent verletzt amerikanischen Nationalstolz

Während immer mehr Details zu der geplanten Fusion zwischen Alcatel und Lucent an die Öffentlichkeit kommen, werden gleichzeitig kritische Stimmen laut.

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Von
  • Dorothee Wiegand

Während immer mehr Details zu der geplanten Fusion zwischen Alcatel SA und Lucent Technologies Inc. an die Öffentlichkeit kommen, werden gleichzeitig kritische Stimmen laut. Neben kartellrechtlichen Bedenken und Fragen der nationalen Sicherheit sind es vor allem patriotische Gefühle, die geweckt werden – dass die traditionsreichen Bell Laboratories als Teil von Lucent bald in französischem Besitz sein könnten, erscheint in den USA vielen unvorstellbar.

Kartellrechtliche Bestimmungen würde die Fusion allerdings höchstens beim DSL-Equipments verletzen; dieses Marktsegment würde von Alcatel und Lucent zusammen zu über 50 Prozent beherrscht – das US-Justizministerium könnte verlangen, dass Firmenteile abgestoßen werden. Die Bedeutung von Lucent-Produkten für das amerikanische Militär ist ein weiteres – allerdings nicht sehr schlagkräftiges Argument – gegen die Fusionspläne: Nachdem Teile der Produktion an General Dynamics verkauft wurden, gehört Lucent nun nicht mehr zu den Top 100 Unternehmen, die Fördergelder des Verteidigungsministeriums erhalten. Auch Senator Ernest Hollings könnte dem Deal noch gefährlich werden; der Demokrat ist als künftiger Chef des Wirtschaftsausschusses im Gespräch. Er gilt als Kritiker transatlantischer Deals und hatte schon die Übernahme von VoiceStream durch die Deutsche Telekom abgelehnt.

Das Wall Street Journal nennt die Bell Labs die "Kronjuwelen" des angeschlagenen Telekommunikationsausrüsters Lucent. Das Traditionsunternehmen entstand 1925 aus dem Zusammenschluss der Forschungs- und Entwicklungsresourcen von AT&T und Western Electric. Mehr als 40.000 Erfindungen wurden in den Bell Labs gemacht, darunter grundlegende Entwicklungen für Telefon, Radio und Fernsehen. In jedem amerikanischen Haushalt finden sich durchschnittlich 25 Geräte, die unter Beteiligung der Bell Labs zur Marktreife gebracht wurden.

Ungeachtet der amerikanischen Kritik gehen die Fusionsverhandlungen weiter. Unter Berufung auf informierte Kreise berichtet das Wall Street Journal von einem Kaufpreis in Höhe von 23,5 Milliarden US-Dollar. Die 58-prozentige Beteiligung von Lucent an Agere Systems soll nicht mit übernommen werden. Aktienbesitzer sollen Lucent-Aktien zu einem festen Umtauschkurs von 0,2435 Alcatel-Aktie pro Lucent-Aktie eintauschen können. Eine Prämie wird es nicht geben. (dwi)