Versandbuchhandel wächst mit Online-Geschäft gegen den Trend

Der Verband der Versandbuchhändler rechnet durch die Zunahme von Gebrauchtbuch-Börsen im Internet für die Zukunft mit starken Veränderungen für die Branche.

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  • dpa

Der Versandbuchhandel ist im vergangenen Jahr gegen den Trend gewachsen. "Der Umsatz in diesem Bereich ist um zehn Prozent auf 1,03 Milliarden Euro gestiegen, obwohl der Markt insgesamt stagniert", sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Versandbuchhändler, Christian Russ, in einem dpa-Gespräch. Vor allem im Bereich des Internet-Geschäftes rechnet Russ mit weiteren Steigerungen auch in den kommenden Jahren.

Erfreulich sei auch, dass sich die zuletzt negative Entwicklung im traditionellen Versandbuchhandel umgekehrt habe und wieder Wachstumsraten von 7,2 Prozent erzielt worden seien. "Profitiert haben davon vor allem Firmen, die viel Marketing betrieben und ein breites Sortiment im Angebot haben", sagte Russ am Rande der Jahrestagung seines Verbandes in Ulm.

Er rechnet damit, dass der Versandbuchhandel in Zukunft mehr Anteile am Gesamtbuchmarkt erhalten wird. "Zurzeit haben wir einen Anteil von rund zehn Prozent, aber der Versandbuchhandel wächst stetig, während die Branche stagniert." So sei auch das Argument, der Versandbuchhandel sei kein ernst zu nehmender Konkurrent für die klassischen Buchhändler, überholt. Es gebe zwar keine persönliche Beratung, allerdings seien gerade bei den größeren Händlern wie Amazon viele Bücher etwa von Kunden besprochen worden, was auch eine Einschätzung des Buches erlaube.

Was die Branche und vor allem auch den Versandbuchhandel in den kommenden Jahren verändern werde, ist nach Ansicht von Russ die Zunahme von Gebrauchtbuch-Börsen im Internet. "Da ist ein richtiger Nebenmarkt entstanden, weil relativ viele Leute ihr Herz für den Buchhandel entdeckt haben." Mittlerweile würden viele Menschen ihre alten Bücher über Internetauktionshäuser oder andere Online-Plattformen verkaufen. "Bisher haben wir gedacht, dass ist eher wie ein Flohmarkt, aber mittlerweile werden da richtig hohe Stückzahlen bewegt", sagte Russ. Einige Händler hätten allerdings schon auf diesen Trend reagiert und bieten selbst bei solchen Internetbörsen preiswertere oder gebrauchte Bücher an.

Während früher über den Versandbuchhandel eher Fachliteratur verkauft wurde, nehmen jetzt Belletristik und Kinderbücher einen hohen Stellenwert ein. "Die Harry-Potter-Welle hat dafür gesorgt, dass die Leute wieder auf die Idee kommen, ihren Kindern Bücher zu schenken", sagte Russ.

Im Bundesverband Deutscher Versandbuchhändler sind 155 Buchhandelsunternehmen vertreten, darunter alle wichtigen Online-Buchhändler. Auf der zweitägigen Tagung in Ulm findet auch eine Fachmesse statt, auf der Verlage den Besuchern wichtige Neuerscheinungen präsentieren. (dpa) / (jk)