Versteckte Preiserhöhungen für österreichische Mobilfunknutzer

Die Mobilfunkanbieter in Österreich versuchen, durch versteckte Preiserhöhungen gekoppelt mit offensivem Marketing ihre Margen zu verbessern.

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Ein heftiger Preiskampf hat Österreich zu einem Dorado für preissensible Mobilfunknutzer gemacht. Nachdem es bereits in jedem Netz kostenlose interne Gespräche gibt, sinken jetzt auch die Datentarife. Die Anbieter versuchen daher, durch versteckte Preiserhöhungen gekoppelt mit offensivem Marketing ihre Margen zu verbessern. Beliebt sind dabei längere Vertragsbindungen, teurere Abrechnungsintervalle, neue Einmalgebühren und höhere Roamingpreise.

Am heutigen Dienstag hat T-Mobile Austria mit dem Zonen Roaming neue Roamingtarife präsentiert, die ab Juni für alle Bestandkunden mit Rechnungslegung gelten. Laut T-Mobile soll für die Nutzer alles einfacher werden, die bisher unterschiedlichen Tarife je nach Netzbetreiber, Uhrzeit und Destination gehören weitgehend der Vergangenheit an. Die 140 Länder, in denen T-Mobile-Kunden roamen können, wurden in fünf Zonen eingeteilt. Aktive Gespräche innerhalb des Landes und nach Österreich kosten in Businesstarifen (Relax 200/400/Plus) je nach Zone 0,85 bis 4,29 Euro, passive Gespräche 0,40 bis 1,08 Euro. In den Privatkundentarifen (Relax, Relax Light, Relax 100) sind es 0,95 bis 4,29 Euro aktiv und 0,55 bis 1,08 Euro passiv. SMS kosten 0,25 bis 0,35 Euro. Roamer, die in ein Drittland telefonieren, werden zur jeweils teureren Zone abgerechnet. Ein Gespräch von Deutschland (Zone 2) nach Russland (Zone 5) kostet somit 4,29 Euro/Minute (Zone 5). "Zone 5 ist schon auch noch sehr teuer, aber zumindest weiß der Kunde, was ihm geschieht", sagte T-Mobile-Chef Georg Pölzl bei der Präsentation.

Stichprobenvergleiche von heise online haben deutliche Preissteigerungen, aber auch einige Tarifsenkungen gezeigt. Vor allem jene T-Mobile-Kunden, die bisher bewusst den günstigsten Netzbetreiber oder günstige Uhrzeiten gewählt haben, müssen in vielen Ländern nun tiefer in die Tasche greifen. So verdoppelt sich etwa der Preis eines Gespräches aus dem deutschen Vodafone-Netz nach Österreich in der Nebenzeit, auch SMS werden von 14 auf 25 Cent verteuert. Ein Inlandsgespräch in der Ukraine kann sogar mehr als 25-mal so teuer werden. In vielen Netzen waren SMS bisher für einstellige Cent-Beträge zu haben, nun geht unter 25 Cent nichts mehr. Preissenkungen ergeben sich generell etwa in Kroatien oder in der Geschäftszeit in der Slowakei. Einmalgebühren werden abgeschafft, dafür wird überall eine 60/30-Taktung eingeführt. Bereits vor rund einem Jahr hatte Marktführer Mobilkom Austria mit Vodafone World (30/30-Takt) und der kostenlosen Option Vodafone Eurocall (60/60) ein ähnliches Zonenmodell eingeführt, bei dem aber zwischen "Gold-" und "Silber"-Partnernetzen unterschieden wird. Auch hier hatte es teilweise Preisvervielfachungen gegeben. Im direkten Vergleich der beiden Zonenmodelle schneidet T-Mobile meist besser ab.

Für Businesskunden führt der magentafarbene Netzbetreiber die Tarifoption World Class Premium (4,50 Euro/Monat) wieder ein, die in 23 Partnernetzen Gespräche um 45 Cent/Minute (aktiv wie passiv) ermöglicht. "Es gibt auch Länder, wo wir ganz bewusst negative Deckungsbeiträge in Kauf nehmen", betonte Pölzl, der in anderen Netzen noch deutliche Preissenkungspotenziale sieht, "die wir schrittweise nutzen werden." Weltweit gratis ist hinkünftig der Empfang von MMS, deren Versand aus dem Ausland mit 1 bis 1,50 Euro verrechnet wird. Transparenter werden die Kosten von GPRS-Roaming. Abgerechnet wird in 100-KByte-Einheiten, die in T-Mobile-Netzen 80 Cent, ansonsten 1,10 bis 1,50 Euro kosten.

One konterte heute mit einem Passivroamingangebot. Von 15. Juni bis 31. August können One-Kunden einmal für den Preis von 5 Euro ein 28 Tage gültiges Guthaben für 100 Minuten Passivroaming (1/1-Takt) erwerben, das in allen europäischen Ländern außer Russland und der Ukraine genutzt werden kann. Die für andere Zusatzoptionen eingeführte Aktivierungsgebühr von 5 Euro fällt dabei nicht an. Bereits 2002 hatte One begonnen, die Mindestvertragsdauern zu erhöhen. Inzwischen sind bei allen Netzbetreibern statt zwölf Monaten 18 oder 24 Monate üblich, wenn ein subventioniertes Endgerät erworben wird. Die Rechtmäßigkeit der langen Bindungen ist allerdings umstritten, ein Musterverfahren läuft.

Vor kurzem hat Mobilkom Austria die Abrechnungsintervalle der Prepaid-Tarife von 30/30 auf 60/30 geändert. Die erste Minute muss also stets voll bezahlt werden. Für Gespräche unter 30 Sekunden bedeutet dies eine Gebührenverdoppelung. Der Trend zu ungünstigeren Taktungen hatte im Februar mit der Einführung von twist 15, einem Prepaid-Tarif von tele.ring begonnen. Auch der neue Formel 10-Tarif von tele.ring und Gespräche von yesss-Kunden werden 60/30 abgerechnet.

Mobilkom und One versuchen, mit einem weiteren Trick die Endgerätepreise niedriger aussehen zu lassen und gleichzeitig Kunden zu verstärkter Datenübertragung zu animieren. Beim Erwerb bestimmter Endgeräte müssen WAP-Zusatzpakete für monatlich 5 Euro für mindestens ein Jahr bezogen oder ein entsprechend höherer Endgerätepreis bezahlt werden. T-Mobile hat indes die Prämien des Kundenbindungsprogramms reduziert, zudem wird für Vertragsverlängerungen zusätzlich zum umsatzabhängigen Endgerätepreis eine Bearbeitungsgebühr von 50 Euro erhoben. Auch der fünfte Netzbetreiber kann nicht unerwähnt bleiben: Mit acht Wochen zum Monatsende hat 3 die längste Kündigungsfrist. (Daniel AJ Sokolov) / (tol)