Viele IBM-Mitarbeiter seit Tagen ohne E-Mails

Einige Kunden müssen mit IBM seit Tagen über alternative Kanäle kommunizieren – denn für viele Mitarbeiter funktioniert das E-Mail-System nicht mehr.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 75 Kommentare lesen

(Bild: Pavel Ignatov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Seit mehreren Tagen häufen sich die Beschwerden aus der IBM-Belegschaft, dass das E-Mail-System des Unternehmens nicht mehr funktionieren würde. Laut Berichten des Techmagazins The Register handelt es sich um eine lang geplante Migration des E-Mail-Dienstes, die nach achtzehn Monaten Planung nun schiefgelaufen sei.

Gegenüber iX bestätigte IBM, dass es bei einigen Mitarbeitern zu "Verzögerungen beim E-Mail-Service" komme. Weiterhin arbeite IBM daran, "den vollen Service so schnell wie möglich wiederherzustellen." Auf den Grund für den Ausfall des Systems ging IBM hingegen nicht ein, dementierte einen Zusammenhang mit der Migration jedoch auch nicht.

Bereits vor zwei Tagen beschwerten sich Nutzer auf Reddit über den Ausfall – allerdings in einem inoffiziellen Forum für IBM-Mitarbeiter. Demnach hätten ganze Teams keinen Zugriff auf ihre E-Mails, Kontakte und den Kalender. Ferner sei selbst bei funktionierendem Zugriff die Synchronisation inkonsistent: Unterschiedliche Mail-Clients würden unterschiedliche Inhalte anzeigen.

Auf dem sozialen Netz Fishbowl beschwerten sich ebenfalls IBM-Mitarbeiter: Vor zwei Tagen lamentierte ein Nutzer, dass der Dienst bereits seit fünf Tagen ausgefallen sei – und dass dies der Beweis sei, dass sie [IBM] nicht zur Elite gehören würden. Auf Reddit gab es ähnliche Stimmen: "Wie soll diese Firma die Kurve kriegen und wieder relevant werden, wenn sie nicht auf ihre Angestellten hört?"

Offizielle technische Details zur Migration finden sich nicht. Einige Mitarbeiter referenzieren eine angebliche Verantwortung von HCL; dem indischen IT-Konzern gehören seit Mitte 2019 mehrere traditionelle IBM-Applikationen – darunter Notes, das wie gehabt zum Einsatz kommt. Aber auch Verse, propagiert als die Neuerfindung der E-Mail und gebeutelt von negativen Stimmen, hat mit denselben Problemen zu kämpfen.

Angeblich seien 150.000 bis 200.000 von insgesamt 400.000 E-Mail-Konten betroffen, meinte eine anonyme Quelle zum Register. Ferner würden die Probleme als "Verzögerungen" dargestellt, doch Betroffene hätten keinerlei Zugriff. Den zugehörigen Slack-Support-Chat habe IBM außerdem aufgrund zu vieler Anfragen schließen müssen.

In einem anderen Bericht zitiert der Register hingegen einen IBM-Mitarbeiter, der die Schuld beim CFO James Kavanaugh sieht: Er habe Kosten einsparen wollen und nicht die richtigen Leute eingestellt. Er ist seit Januar 2018 für die Finanzen von Big Blue verantwortlich und leitete zuvor den Bereich "Transformation & Operations".

In der Stellungnahme gegenüber iX verwies IBM darauf, dass man "eine Reihe von alternativen Kommunikationsmitteln" nutze. Diese sollen "eine minimale Unterbrechung für unsere Kunden und unser Geschäft [...] gewährleisten". Der Register verweist an dieser Stelle auf Slack, die Chat-Anwendung läuft als SaaS, und eine per Telefon diktierte Stellungnahme seitens IBM. Die Aussage der DACH-IBM erreichte die iX hingegen per E-Mail – mit HCL Notes als Mailer.

Zwei weitere Mitarbeiter behaupten derweil, dass sich die Probleme auch auf die Geschäftszahlen auswirken würden. IBM habe gerade das zweite Geschäftsquartal abgeschlossen und ihrem Vertrieb spezielle Anweisungen gegeben, wie er dennoch Verträge rechtzeitig abschließen könne. Statt elektronische Unterschriften wie zuvor per E-Mail zu erhalten, sollen Kunden angeblich in einem speziellen Slack-Kanal die entsprechenden Dokumente senden.

Allerdings mehren sich ebenfalls die Stimmen, dass der Ausfall etwas Gutes habe: Auf Hacker News meint ein Nutzer, dass er seit drei Tagen keine Einladungen zu Meetings mehr erhalten habe, also sei er eigentlich ziemlich zufrieden mit der Migration. Auch auf Fishbowl freut sich ein Mitarbeiter über die Pause.

Personalvermittler scheinen in der Situation ebenfalls eine Chance zu sehen – ein Mitarbeiter zitiert aus seinem Gespräch: "Wieso sind Sie noch bei IBM? Die bekommen nicht einmal E-Mail richtig hin."

(fo)