Volkswagen: E-Auto-Werk in Zwickau bekommt interne Konkurrenz

Volkswagen hat Probleme, das Werk in Zwickau auszulasten - und schafft mit einer Ausweitung der Produktion in anderen Standorten weiteren Druck.

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VW ID.3

(Bild: VW)

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Der Produktionsstandort Zwickau hat eine lange Tradition. Seit fast 120 Jahren werden dort Autos gebaut, von denen besonders der Trabant 601 mit dieser Stadt verbunden wird. Volkswagen hat in den vergangenen Jahren kräftig investiert und das dortige Werk auf den ausschließlichen Bau von Elektroautos umgerüstet. Doch der Absatz läuft nicht wie geplant. Nach dem in Emden die Produktion gedrosselt wird, steht auch der Standort Zwickau unter Druck. Der dürfte zunehmen: Trotz schleppender Auslastung der Zwickauer E-Auto-Fabrik von Volkswagen soll die Produktion des Audi Q4 e-tron und des VW ID.3 auf andere Standorte ausgeweitet werden.

"Wir werden den Q4 e-tron ab Ende 2023 auch in Brüssel produzieren, zusätzlich zur Fertigung in Zwickau", sagte eine Audi-Sprecherin der dpa. Der ID.3 soll ab Herbst auch in Wolfsburg vom Band laufen, wenn auch zunächst nur in kleinen Stückzahlen. Die Teile für die Endmontage werden zunächst aus Sachsen geliefert, im kommenden Jahr ist dann die Vollproduktion in Wolfsburg geplant. Das Werk in Zwickau war bisher Vorreiter der Elektromobilität bei Volkswagen. Neben den Modellen ID.3, ID.4 und ID.5 werden dort auch der Audi Q4 e-tron und der Q4 Sportback e-tron sowie der Cupra Born produziert.

Ursprünglich waren alle sechs Modelle von VW, Audi und Cupra, die in Zwickau gebaut werden, ausschließlich dort produziert worden. Auch den US-Markt hatte VW zunächst von Sachsen aus bedient und den ID.4 per Schiff nach Amerika gebracht. Das hatte die damals ohnehin langen Lieferzeiten für die Elektroautos noch vergrößert. Inzwischen baut VW die Fahrzeuge für den US-Markt vor Ort in Chattanooga (Tennessee), wo im Oktober 2022 die Produktion des Modells angelaufen ist. Der Export aus Zwickau wurde daraufhin eingestellt. Bereits im Mai 2022 war der ID.4 auch in Emden angelaufen.

Angesichts der vergleichsweise zähen Nachfrage nach Elektroautos droht bei Volkswagen deshalb ein Stellenabbau in Zwickau. Es sei im Gespräch, befristete Verträge von Mitarbeitern nicht zu verlängern, berichtet die dpa. Zunächst könnte das Ende Oktober einige Hundert der insgesamt etwa 10.700 Beschäftigten an dem sächsischen Standort treffen. Dort arbeiten derzeit mehr als 2000 Menschen mit befristeten Verträgen. Abhängig von der weiteren Marktlage könnte ihnen nun auf absehbare Zeit das Ende ihrer Jobs bei Volkswagen bevorstehen.

"Es ist eine ernste Situation", sagte Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) auf Anfrage. Er sei seit mehreren Wochen in Kontakt mit dem Betriebsrat und seinem niedersächsischen Amtskollegen Olaf Lies (SPD). Er räumte ein, dass es zurzeit Probleme an den Absatzmärkten gebe. Dieser Trend dürfe sich nicht verstärken. Es gelte, Wege zu suchen, um Kaufinteressenten stärker zu deutschen Anbietern zu bringen. Eine Idee sei eine Leasing-Initiative sächsischer Unternehmen. Dulig: "Aber VW ist auch selbst gefragt, Vorschläge zu unterbreiten, wie die Absatzsituation verbessert und stabilisiert werden kann."

Vertrauensleute der IG Metall haben sich mit einem Brief an die Geschäftsführung gewandt. "Es reicht! Wir wollen endlich Antworten", zitierte die Freie Presse aus dem Schreiben. Fragen werden laut danach, warum die E-Autos nicht besser beworben werden und ob das Werk ein Drei-Schicht-Standort bleibt. VW hat sein Werk in Zwickau in den vergangenen Jahren für 1,2 Milliarden Euro zur reinen Fabrik für Elektrofahrzeuge umgebaut. Der letzte Verbrenner lief dort 2020 vom Band. Voriges Jahr wurden nach früheren Angaben in Zwickau 218.000 Elektroautos gebaut. Dieses Jahr sollte die Produktion eigentlich steigen. Bis zu 360.000 Fahrzeuge wären bei Vollauslastung möglich.

(mfz)