Vorschusslorbeeren und Skepsis für den neuen Infineon-Chef

Nach der Berufung zum neuen Infineon-Vorstandsvorsitzenden soll Conti-Vize Wolfgang Ziebart möglichst bald den Chefsessel beim Chipkonzern übernehmen.

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  • dpa

"Ziebart wird spätestens am 1. September anfangen, aber wir hoffen natürlich, dass wir früher eine Lösung finden", sagte ein Infineon-Sprecher am Dienstag in München. Das Unternehmen sei aber auch in der Übergangszeit voll handlungsfähig. Ein vorzeitiger Wechsel Ziebarts ist nur mit Zustimmung des Auto-Zulieferers Continental möglich, wo derzeit ein Nachfolger für den 54-Jährigen gesucht wird. Die Gewerkschaft IG Metall sieht die Berufung Ziebarts indes mit Skepsis.

Der Infineon-Aufsichtsrat hatte am Montagabend Ziebart zum Nachfolger des Ende März abgelösten Vorstandsvorsitzenden Ulrich Schumacher bestimmt. Dabei gab es keine Gegenstimmen, aber Enthaltungen. "Ziebart gilt allgemein als technisch brilliant", erklärte die IG Metall. Arbeitnehmerkreise im Aufsichtsrat hätten aber "seinen Mangel an sozialer Sensibilität" moniert. Er habe sich bei Conti als Verlagerer von Arbeitsplätzen ins Ausland profiliert. Schon Schumacher hatte sich immer wieder heftige Auseinandersetzungen mit der IG Metall geliefert.

Infineon-Anteilseigner begrüßten unterdessen die rasche Lösung und hoffen nun, dass Ziebart bei Conti rasch aus seinem Vertrag entlassen wird. Denn auf den 54-Jährigen wartet viel Arbeit bei dem DAX-Unternehmen. Er muss nun im riskanten und schnelllebigen Chip-Geschäft Führungsqualitäten beweisen. "Er ist kein Chip-Guru", sagte ein Branchenkenner. Allerdings bringe er als Elektroniker eine Menge Fachwissen mit. Das jahrelang verlustreiche Unternehmen soll Ziebart nachhaltig in die Gewinnzone führen, vor allem aber das Unternehmen nach innen befrieden.

Beim Großaktionär Siemens äußert man sich offiziell nicht mehr zum Thema Infineon. Siemens will sich von seinen Anteilen komplett trennen und sich daher nicht mehr in die inneren Angelegenheiten der einstigen Tochter einmischen. In Führungskreisen heißt es aber: "Kley hat nach dem Rücktritt Schumachers alles richtig gemacht." Mit der Entscheidung, eine Milliarde Dollar in das US-Werk von Infineon zu investieren, habe der kommissarische Vorsitzende die volle Handlungsfähigkeit des Unternehmens bewiesen.

Bei Conti ist Ziebart für den Bereich Automotive Systems verantwortlich, in dem unter anderem elektronische Brems- und Airbag-Systeme gefertigt werden. In Branchenkreisen hieß es, mit einem kurzfristigen Wechsel Ziebarts binnen weniger Tage sei nicht zu rechnen. (dpa)/ (tol)