Vorsorge für eine Invasion: Estlands Regierung zieht in die Cloud

Estland arbeitet angeblich daran, Regierungsfunktionen in die Cloud zu verlagern. Das Land möchte unter anderem sicherstellen, dass staatliche Stellen auch bei einer Invasion weiterarbeiten. Einen Nachbarn haben die Esten ganz besonders im Blick.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 65 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Die estnische Regierung plant, wichtige staatliche Funktionen in die Cloud zu verlagern, damit die etwa im Falle einer Invasion funktionstüchtig bleiben. Das erklärte Jaan Priisalu, der Chef von Estlands Informationssicherheitsbehörde (Estonian Information System Authority) gegenüber Sky News. Wörtlich sagte er demnach, "wir planen, unsere Regierung in der Cloud zu betreiben". Es sei klar, dass das auch beim Schutz des eigenen Territoriums helfe. Man ziehe dabei angesichts der anhaltenden Ukraine-Krise und der Annektion der Krim auch die gegenwärtige Aggressivität des Nachbarlands Russlands in Betracht.

Ab in die Cloud

(Bild: dpa, Christian Charisius/heise online)

Priisalu gab sich demnach überzeugt, dass Militärplaner normalerweise vor einer Invasion darüber nachdenken, wie existierende Institutionen in dem zu erobernden Land unterdrückt werden könnten. Wenn das aber nicht möglich sei, steige der politische Preis, um eine angestrebte Invasion durchzusetzen. Derzeit gebe es Verhandlungen mit verschiedenen ausländischen Regierungen, über ein mögliches Hosting. Laut Sky News gibt es fortgeschrittene Gespräche mit der britischen Regierung. Andere Staaten, die in Betracht kämen, seien Deutschland, die Niederlande, Australien und Kanada, schreibt Quartz.com.

In Bezug auf die Digitalisierung gehört Estland zu den weltweit führenden Nationen. So ist es das erste und bislang einzige Land, in dem über das Internet gewählt werden kann, wobei diese Praxis jüngst in die Kritik geraten ist. In dem Land, das bis 1990 als Teilrepublik zur Sowjetunion gehörte, lebt heute noch eine große russische Minderheit, die rund ein Viertel der Bevölkerung stellt. Mitten in der Ukraine-Krise hatte vor wenigen Wochen ein russischer Diplomat in Genf Besorgnis über den Schutz dieser Minderheit geäußert, mit Worten die an russische Rechtfertigungen für die Annektion der Krim erinnerten. (mho)