Wahlkampf in den USA: KI macht interaktive Telefonwerbung für Kandidatin

Im US-Bundesstaat Pennsylvania haben tausende Menschen einen Anruf von einer KI erhalten, die über eine Kandidatin für die anstehenden Wahlen sprechen wollte.

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Mann mit Telefon am Ohr

(Bild: carballo/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Eine Kandidatin für die nächste Wahl zum US-Repräsentantenhaus hat am Wochenende als mutmaßlich erste in den USA eine KI-generierte Wahlkampfhelferin bei Menschen anrufen und interaktiv für sich werben lassen. Das geht aus Medienberichten hervor. Shamaine Daniels von der Demokratischen Partei wirbt in sozialen Netzwerken selbst für die Artikel. Die KI namens Ashley telefoniert demnach mit potenziellen Wählern und Wählerinnen und soll in einem Gespräch faktenbasiert erklären, wofür Daniels steht. Auch über ihren möglichen Kontrahenten von der Republikanischen Partei soll die Technik lediglich wahre Aussagen treffen. Sobald über den Wahlkampf hinausgehende Fragen gestellt werden, sei eine Weiterleitung zu einem Menschen angeboten worden, berichtet Politico.

Das US-Politikmagazin schreibt weiter, dass sich die KI in einem Test an die mutmaßlichen Vorgaben gehalten und biografische Informationen zu Daniels aufgezählt hat. Außerdem habe die Technik erzählt, dass sich die Kandidatin für bezahlbaren Wohnraum, eine Verringerung der Einkommensunterschiede und progressive Politik einsetzen wolle. Allgemeinere Fragen, etwa dazu, wo man wählen soll und wie viel Geld Daniels mit dem KI-Einsatz sparen würde, habe "Ashley" nicht beantwortet. Zu ihrem möglichen Konkurrenten von der Republikanischen Partei habe die Technik korrekt darauf hingewiesen, dass der sich am Versuch beteiligt hat, die Wahlniederlage von Donald Trump zu kippen. Daniels bereite das Sorge und sie stehe dafür ein, die Demokratie zu verteidigen.

Entwickelt wurde "Ashley" von einem Unternehmen namens Civox. Geschäftsführer Ilya Mouzykantskii geht gegenüber Reuters davon aus, dass sich die Technik rasch verbreiten wird. Schon bis Ende des Jahres sollen damit Zehntausende Anrufe pro Tag getätigt werden, bald darauf soll die Zahl schon sechsstellig sein: "Das kommt für die Wahlen von 2024 und das wird groß", zitiert ihn die Nachrichtenagentur. Daniels verspreche sich davon, als Außenseiterin den Abstand zum Amtsinhaber verringern zu können, wenn es um Wahlkampf gehe. Außerdem könne die KI in über 20 Sprachen fließende Gespräche führen und damit mehr Menschen erreichen. Auf Facebook spricht sie von einer "transparenten Nutzung" der Technik, um in großem Umfang "sinnvolle Gespräche" mit Wählern und Wählerinnen führen zu können.

Reuters ergänzt, dass es für solch einen Einsatz von KI-Technik fast keine gesetzlichen Vorgaben gebe. Den Berichten zufolge hat "Ashley" absichtlich eine roboterhaft klingende Stimme verpasst bekommen und weist am Anfang eines Gesprächs darauf hin, dass sie kein Mensch ist. Zu beidem sei man aber nicht verpflichtet gewesen, sagt Mouzykantskii. Daniels will auch dank der Technik jetzt die Vorwahlen der Demokraten gewinnen und dann im kommenden Herbst gegen den republikanischen Amtsinhaber antreten. Ein demokratischer Kontrahent von Daniels hat Politico erklärt, dass der KI-Einsatz ein Zeichen für Faulheit sei und einen nachlässigen Umgang mit Wahlkampfspenden zeige. Ein 63-jähriger Wähler, der mit Ashley telefoniert hat, hat das Gespräch genossen, schreibt Reuters noch.

(mho)