Wegen KI-Boom: Erdgasbranche erwartet mehr Nachfrage bis Ende des Jahrzehnts

Der Hype rund um KI könnte die Abkehr von fossilen Energieträgern verzögern. Davon geht man nicht nur bei Erdgaskonzernen aus. Es gibt aber auch Widerspruch.

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Erdgastanks an einem Gewässer

(Bild: muratart/Shutterstock.com)

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Der KI-Boom könnte die Nachfrage nach Erdgas in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts enorm ansteigen lassen und damit auch die geplante Abkehr von fossilen Energieträgern untergraben. Das prognostiziert die Investmentbank Tudor Pickering Holt, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Erst Anfang des Monats hat die Financial Times von ähnlichen Erwartungen unter den Konzernen berichtet, die mit der Gewinnung oder dem Transport von Erdgas ihr Geld verdienen. Laut der Analyse, auf die sich Reuters jetzt beruft, wird der Strombedarf von Rechenzentren in den USA von zuletzt etwa 11 Gigawatt auf 42 Gigawatt bis zum Jahr 2030 ansteigen. Das wären etwa zwei Drittel der gegenwärtigen deutschen Stromerzeugung zu Spitzenzeiten. Um die zu erzeugen, sei Erdgas unverzichtbar.

Die Analyse ist nicht die erste, die zu dem Schluss kommt, dass der stark wachsende Stromverbrauch von Rechenzentren für einen anhaltenden KI-Boom nur mit Erdgas befriedigt werden kann. Schon Anfang des Monats hat die Financial Times den Geschäftsführer des größten Erdgasproduzenten in den USA in Bezug auf die "KI-Revolution" mit den Worten zitiert: "Das wird nicht ohne Erdgas erreicht werden". Für die Branche sei der wachsende Verbrauch von Rechenzentren genauso wichtig wie die steigende Nachfrage nach Flüssigerdgas etwa aus Europa. Außerdem setzt man offenbar darauf, dass das auch wieder für steigende Preise sorgen wird.

An den Erwartungen gibt es aber durchaus auch Zweifel, hat die britische Zeitung zusammengefasst. So haben verschiedene Betreiber von Rechenzentren sich öffentlich dazu verpflichtet, stärker oder ganz auf erneuerbare Energien zu setzen. Wenn sie sich daran halten, könnte das die Hoffnungen bei Erdgaskonzernen durchkreuzen. Der große Unsicherheitsfaktor sei die Geschwindigkeit der KI-Entwicklung, die auch Prognosen zur näheren Zukunft erschwert. So hat man laut Financial Times bei Siemens Energy in Nordamerika in den kommenden Jahren den Beginn des Rückgangs der Nachfrage nach Erdgas erwartet: "Ich denke, diese Kehrtwende hat sich jetzt immer weiter nach hinten verschoben", zitiert die Zeitung den Chef des Ablegers des deutschen Konzerns.

(mho)