ISS-Weltraumschrott vor Verglühen: Absturz über Deutschland nicht auszuschließen

Am Freitag wird eine ausrangierte ISS-Palette über der Erde abstürzen und größtenteils verglühen. Teile können die Oberfläche erreichen – auch in Deutschland.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 190 Kommentare lesen
Kompakter Satellit über Chile

Die Palette nach ihrer Abkopplung von der ISS am 12. März 2021

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

Eine vor fast drei Jahren ausrangierte größere Batteriepalette der Internationalen Raumstation ISS wird am morgigen Freitag unkontrolliert in der Erdatmosphäre verglühen und ein Absturz über Deutschland kann nicht völlig ausgeschlossen werden. Das geht aus einer Mitteilung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hervor. Das versichert aber gleichzeitig, dass der Wiedereintritt beobachtet werde. Eine Analyse des deutschen Weltraumlagezentrums hat demnach ergeben, dass Teile des Objekts den Absturz überstehen und die Oberfläche erreichen könnten. Insgesamt kommt das Stück Weltraumschrott vor dem Verglühen auf ein Volumen von 12 m³ und eine Masse von 2,6 Tonnen. Ein Absturz über dem Ozean ist statistisch am wahrscheinlichsten.

Überflugsorte der Palette um den erwarteten Absturz

(Bild: BBK)

In dem größten Objekt, das je von der ISS für einen unkontrollierten Wiedereintritt in die Erdatmosphäre abgekoppelt wurde, sind Batterien verstaut, die bei mehreren Außeneinsätzen von der Raumstation entfernt und durch neue Lithium-Ionen-Akkus ersetzt wurden. Am 11. März 2021 wurde die Palette ins All entlassen. Damals erwartete man, dass das Objekt zwei bis vier Jahre um die Erde kreisen und dann "harmlos" in der Atmosphäre verglühen dürfte. Das BBK meint jetzt auch nur, dass es für möglich gehalten wird, dass Teile davon den Wiedereintritt überstehen. Weil das Objekt regelmäßig Deutschland überfliegt, lässt sich ein Absturz hier nicht ausschließen. Der werde jedoch "als statistisch unwahrscheinlich angesehen".

Laut der Aerospace Corporation, die solche unkontrollierten Wiedereintritte verfolgt, kann die Palette derzeit noch fast überall auf der Welt abstürzen. Weil unser Heimatplanet aber größtenteils von Wasser bedeckt ist, bleibt es auch am wahrscheinlichsten, dass das Stück Weltraumschrott ähnlichen Vorgängern folgt und über einem Ozean verglüht. Gegenwärtig wird demnach ein Absturz für Freitagabend gegen 19:24 Uhr erwartet, die Unsicherheit beträgt aber noch immense 14 Stunden in beide Zeitrichtungen. Etwa eine Stunde später überquert das Objekt Deutschland von West nach Ost und dabei unter anderem Bonn und Leipzig. Das BBK versichert, dass bei Hinweisen, dass es Deutschland treffen könnte, "die bestehenden Krisenreaktionsmechanismen und Informationswege genutzt" würden.

Unkontrollierte Abstürze von Satelliten sorgen immer wieder für Aufmerksamkeit, zuletzt ging es aber vor allem um deutlich größere chinesische Raketenstufen. Anders als bei allen zeitgemäßen Raketen ist bei der "Langer Marsch 5B" kein kontrollierter Absturz vorgesehen. Stattdessen rast deren 20 Tonnen schwere Hauptstufe nach einem Start tagelang um die Erde, bevor sie zerbricht und unkontrolliert abstürzt. Wegen der enormen Größe erreichen Überreste dabei regelmäßig die Erdoberfläche. Bei einem solchen Absturz war im November 2022 als Vorsichtsmaßnahme sogar vorübergehend der spanische Luftraum gesperrt worden. Etwas Vergleichbares ist beim anstehenden Absturz der viel kleineren Batteriepalette jetzt nicht zu erwarten.

Update

Zeitangabe korrigiert

(mho)