Wettlauf mit den USA: China beschleunigt Mission für Mondbasis

Bis 2030 will China eine atombetriebene Forschungsstation sowie eine mobile Roboterbasis auf dem Mond errichten. Drei Chang'e-Flüge sind offiziell freigegeben.

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Mond

(Bild: NASA)

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China hat formell drei Raumfahrtmissionen zum Südpol des Mondes genehmigt, von denen die erste um das Jahr 2024 herum starten soll. Dies erklärte Wu Yanhua, stellvertretender Leiter der China National Space Administration (CNSA), jüngst im Staatsfernsehsender CCTV. Die Initiativen werden demnach unter den Namen Chang'e 6, Chang'e 7 und Chang'e 8 alle noch in den 2020ern beginnen, wobei die chinesische Raumfahrtbehörde mit einer Reihe von Raumfahrzeugen verschiedene Ziele verfolgt.

Das vorgesehene Trio bildet die sogenannte vierte Phase des chinesischen Monderkundungsprogramms, mit dem China zuletzt im Dezember 2020 mit der Weltraumsonde Chang'e 5 zur Rückführung von Gesteinsproben auf dem Erdtrabanten gelandet war und im Herbst erneut einen Anlauf darauf genommen hatte. Folgen soll nun zunächst Chang'e 7, berichtet das Online-Magazin Space.com. Wu nannte demnach dafür zwar keinen genauen Zeitplan, angepeilt war nach früheren Meldungen aber in etwa 2024.

Die Chang'e 7-Mission soll einen Orbiter, einen Relaissatelliten, ein Landefahrzeug, einen Rover und ein "fliegendes Mini-Raumschiff" umfassen, das dem Plan zufolge nach Anzeichen von Eis am Südpol des Mondes suchen wird. Die verschiedenen Raumfahrzeuge werden demnach eine Reihe von wissenschaftlichen Instrumenten an Bord haben wie Kameras, Radargerät, Infrarotgerät zur Untersuchung von Mineralienproben, Thermometer, Seismograf und eine Analysevorrichtung für Wassermoleküle.

Die Mission soll etwa dazu dienen, den Mond und seine Umgebung aus der Ferne weiter zu erkunden sowie Ressourcen zu identifizieren. Chinas größte Rakete, die "Langer Marsch 5", wird für den Start der 8200 Kilogramm schweren Ladung benötigt. Als Nächstes soll Chang'e 6 folgen. Die Sonde war zunächst als Ersatz für Chang'e 5 vorgesehen und wird nun "zwischengeschaltet". Wie beim Vorläufer stehen hier das Sammeln und Zurückbringen von Gesteinsproben im Vordergrund. Reserviert ist auch Platz für wissenschaftliche Nutzlasten, die in Frankreich und Italien sowie potenziell auch in Russland und Schweden entwickelt werden.

Chang'e 8 soll ebenfalls noch in diesem Jahrzehnt starten. Die Mission gilt als wichtiger Schritt, um eine gemeinsame internationale Mondforschungsstation mit Russland und möglicherweise anderen Partnern zu errichten. Beobachter gehen davon aus, dass dabei Technologien zur Nutzung lokaler Ressourcen und zur Herstellung von Produkten mit 3D-Druck erprobt werden sollen.

Der Plan zum Aufbau der International Lunar Research Station (ILRS) sieht auch die Entwicklung einer Roboterbasis auf Rädern vor, die später erweitert werden kann, um Astronauten in den 2030er-Jahren einen Langzeitaufenthalt auf der Mondoberfläche zu ermöglichen. Es gehe darum, unter der Führung Chinas eine "solide Grundlage" für die Erforschung des Erdtrabanten zu legen, betonte Wu. Eingeschlossen sei die "friedliche Nutzung und Entwicklung" dortiger Substanzen.

China arbeitet auch an einer ambitionierten Marsmission und hatte die Eröffnung der Mondforschungsstation zunächst für 2035 anvisiert, schreibt die South China Morning Post. Das Datum sei nun vorgezogen worden. Die Zeitung zitiert den stellvertretenden Chefkonstrukteur des chinesischen Programms für bemannte Raumfahrt, Zhang Chongfeng, mit der Sorge, dass sonst die USA mit ihrem Raumfahrtprogramm weite Teile des Territoriums auf dem Mond an sich reißen könnten.

Um den Vereinigten Staaten wirksam entgegentreten zu können, müsse Peking "einige vorausschauende Maßnahmen ergreifen und sie vorzeitig einsetzen", hatte Zhang zuvor schon im Juni in einem Artikel für die Fachzeitschrift Aerospace Shanghai. Anstatt ein "Gateway" in der Umlaufbahn zu bauen, werde China daher direkt eine mit Atomkraft betriebene Forschungsstation auf dem Mond errichten. Die unbemannte Anlage soll es chinesischen Astronauten ermöglichen, genauso lange auf dem Erdbegleiter zu bleiben wie ihre US-amerikanischen Kollegen. Die Kosten für die Aufenthalte sollen aber deutlich niedriger liegen.

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Um den territorialen Ansprüchen der USA zu begegnen, setzt China laut Zhang vor allem auch auf die mobile Station. Diese fahrbare Mondbasis soll sich über 1000 Kilometer frei auf der Oberfläche bewegen können. Durch den Einsatz von Systemen für Künstliche Intelligenz sei die Anwesenheit von Astronauten für den Betrieb der Roboterstation nicht erforderlich, unterstrich der Insider. China will damit vor allem auch Höhlen erkunden, die einen natürlichen Schutz für den Bau dauerhafter menschlicher Siedlungen bieten könnten.

Die US-Regierung und ihre Raumfahrtbehörde NASA haben mit der nun für 2025 geplanten bemannten Artemis-Mission ein gleichnamiges Abkommen vorgeschlagen, um Regeln für künftige Aktivitäten auf dem Mond festzulegen. Die Vereinbarung haben bereits über ein Dutzend Verbündeter der USA unterzeichnet. Sie soll es Regierungen oder privaten Unternehmen erlauben, ihre Einrichtungen vor Ort etwa als "Kulturerbestätten" zu schützen. So könnten Sicherheitszonen eingerichtet werden, die das Betreten durch andere Mächte verbieten. China und Russland sind gegen die Übereinkunft. Sie sehen damit bestehende internationale Protokolle wie einen UN-Vertrag von 1979 infrage gestellt, wonach der Mond der gesamten Menschheit gehört.

(olb)