Widerwillige Rückkehr ins Büro: Studie von Owl Labs warnt vor strengem Bürozwang

Mehr als zwei Tage Büroanwesenheit stoßen bei den meisten Befragten auf Abwehr. Die Mehrheit wünscht sich ein Recht aufs Homeoffice.

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(Bild: Elle Aon / Shutterstock.com)

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Der diesjährigen "State of Hybrid-Work"-Studie von Owl Labs zufolge, arbeiten mittlerweile zwar 46 Prozent der Vollzeitbeschäftigten wieder komplett im Büro, allerdings wollen das tatsächlich nur 18 Prozent der Befragten. Owl Labs warnt aufgrund der Studienergebnisse davor, dass Arbeitgeber mit zu strengen Vorgaben für die Arbeit im Büro Beschäftigte vergraulen könnten – denn diese seien bei weniger flexibler Arbeit durchaus wechselwillig.

Die Studie zeige unter anderem, dass 64 Prozent der 2000 deutschen Befragten Hybridarbeit präferieren. 40 Prozent wollen diese am liebsten in Form einer strukturierten Hybridarbeit mit festgelegten Homeoffice-Tagen ausführen, 24 Prozent sprechen sich für flexiblere Homeoffice-Lösungen aus. Ganze 18 Prozent der Befragten würden gerne vollständig Remote arbeiten können. Ein Recht auf Homeoffice wünschen sich 61 Prozent. 51 Prozent arbeiten bereits in einem hybriden Format.

Geht es um die Arbeitsortsaufteilung, wollen 39 Prozent für zwei Tage im Büro und drei Tage im Homeoffice arbeiten. 34 Prozent möchten für sich die umgekehrte Aufteilung. 14 Prozent der Befragten befürworten einen Tag im Büro pro Woche und vier Tage im Homeoffice, 13 Prozent möchten lieber vier Tage im Büro sein und nur einen Tag im Homeoffice.

Unternehmen wünschen sich mehr Arbeit im Büro, Angestellte bevorzugen mehr Hybrid- und Remote-Arbeit.

Um ein vollständiges Remote-Arbeitsverhältnis zu haben, würden 22 Prozent eine Gehaltskürzung von 15 Prozent oder mehr in Kauf nehmen, für 40 Prozent kommen Einbußen hierfür aber nicht infrage. Auch flexible Arbeitszeiten oder Arbeitsorte werden von jeweils rund einem Drittel nicht als Grund gesehen, Gehaltskürzungen hinnehmen zu müssen.

Würde plötzlich eine Vollzeitpräsenz im Büro angeordnet, würden 33 Prozent der aktuell hybrid Arbeitenden sich nach einem neuen Job mit Hybrid-Modell umsehen, weitere 33 Prozent würden sich zwar der Anweisung fügen, allerdings nach eigener Aussage unglücklich und weniger produktiv sein. Sieben Prozent würden kündigen und 13 Prozent würden eine Gehaltserhöhung erwarten, um die zusätzlichen Kosten auszugleichen.

Nur eine Minderheit von 27 Prozent der Befragten würden einer vollständigen Büropflicht ohne Folgen nachkommen.

Wenn Menschen im Jahr 2023 ihre Stelle wechseln, dann tun sie dies laut Studie zu 49 Prozent, um eine bessere Vergütung zu erhalten, 38 Prozent wollen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben erreichen und 32 Prozent wollen weniger Stress am Arbeitsplatz erleben.

Wenn sich Jobsuchende nicht für ein neues Stellenangebot entschieden, dann lag dies zu 39 Prozent an fehlenden flexiblen Arbeitszeiten, zu 30 Prozent daran, dass kein flexibler Arbeitsort möglich ist oder zu 28 Prozent an der Vorschrift, Vollzeit im Büro anwesend sein zu müssen.

Auf die Frage hin, warum ihr Unternehmen ihrer Meinung nach Büroanwesenheit verlangt, antworten 47 Prozent der Befragten, dass dies auf traditionelle Ansichten hinsichtlich des Arbeitsortes zurückzuführen sei. 35 Prozent der Befragten gehen auch davon aus, dass die jeweiligen Arbeitgebenden ihre Richtlinien zu hybrider Arbeit im nächsten Jahr ändern könnten. Weitere 24 Prozent sind sich unsicher, ob sich Regeln ändern werden.

Wenn Angestellte sich für oder gegen das Büro aussprechen, tun sie dies der Studie zufolge aufgrund ihrer Aufgabenstellungen und wie gut diese zu Remote- oder Büroarbeit passen. So bevorzugen 48 Prozent der Hybrid-Arbeitenden das Büro für die Zusammenarbeit mit anderen. 42 Prozent glauben auch, dass das Büro am besten für Team-Meetings geeignet ist, aber nur noch 24 Prozent für formelles oder informelles Lernen.

Wenn es um konzentriertes und selbstständiges Arbeiten geht, hat das Homeoffice für die Befragten die Nase mit 58 und 57 Prozent vorn, während nur 18 und 20 Prozent dies besser im Büro können. Auch das fokussierte Arbeiten oder kreative Denken erhält im Homeoffice bessere Werte als im Büro – das fokussierte Denken funktioniert für 54 Prozent besser zu Hause, für 22 Prozent besser im Büro. Das kreative Denken gelingt zu 48 Prozent im Homeoffice, zu 23 Prozent im Büro. Co-Working-Spaces erhalten jeweils etwas bessere Werte als das klassische Büro.

Die Hälfte der leitenden Angestellten (50 Prozent) hat den Eindruck, dass es für ihre Angestellten mit Remote- oder Hybridarbeit oft keine Gelegenheit für ein spontanes oder informelles Feedback gibt. Dem stimmen allerdings nur 38 Prozent der Betroffenen zu.

43 Prozent der Angestellten, die hybrid oder remote arbeiten, sagen, dass ihr Arbeitsstil sie produktiver macht, verglichen mit nur 29 Prozent der im Büro Arbeitenden.

Werden hybride Arbeitsmodelle ermöglicht, hält teilweise die Technik noch nicht ganz mit. Zum einen gaben 80 Prozent der Angestellten an, dass sie in Besprechungen aufgrund von technischen Schwierigkeiten Zeit verloren haben. Zum anderen haben 44 Prozent das Gefühl, dass ihr Unternehmen zu viele Kommunikationsplattformen nutzt. 33 Prozent der Befragten wünschen sich in den nächsten zwei Jahren bessere Videokonferenzsysteme.

Eine Sorge, die sich unter Beschäftigen hält, ist der "Proximity Bias" – also die Tendenz von Führungskräften, Beschäftigte, die sich physisch in ihrer Nähe befinden, bevorzugt zu behandeln. Dass Büroarbeiter als fleißiger oder vertrauenswürdiger eingestuft werden könnten, treibt 42 Prozent der Befragten um. 35 Prozent befürchten, dass sie durch das Remote-Arbeiten weniger Mitspracherecht haben und Chancen verpassen. Laut 44 Prozent der Befragten, werden auch eher die Kolleginnen und Kollegen zu ihrer Meinung befragt, die am gleichen Ort arbeiten.

Auch um diesen Sorgen zu begegnen, gehen offenbar mehr als ein Drittel (38 Prozent) der hybrid Arbeitenden für ein paar Stunden ins Büro, um ihr Gesicht zu zeigen ("Coffee Badging").

Ob Remote-Arbeit die Kontaktaufnahme stört, ist nicht pauschal zu beantworten. Als schwieriger empfinden das 32 Prozent, 25 Prozent empfinden es als einfacher, 35 Prozent sehen keinen Unterschied.

Möchten Unternehmen Beschäftigte zurück ins Büro locken, werden laut Studie folgende Angebote begrüßt: 29 Prozent der Befragten wünschen sich kostenlose oder subventionierte Lebensmittel und Getränke, 26 Prozent die Übernahme der Pendlerkosten durch das Unternehmen. Wenn Kleidungsvorschriften fallen würden, fänden das 13 Prozent der Befragten gut.

Zu beobachten sei laut Owl Labs der Trend, dass Angestellte mittlerweile nicht nur einer Arbeit nachgehen, sondern zusätzlich Nebenjobs. Dies zum Teil, um ihr Leben besser finanzieren, aber auch um eigenen Leidenschaften mehr nachgehen zu können.

Für die international durchgeführte Studie wurden im Juni und Juli 2023 insgesamt 12.000 Vollzeitbeschäftigte in Großbritannien (2000), den USA (2000), Deutschland (2.000), Frankreich (2000), den Niederlanden (2000) und den nordischen Ländern (2000) vom Umfrageinstitut Vitreous World im Auftrag von Owl Labs befragt.

Das Unternehmen Owl Labs hat seinen Sitz in Boston und entwickelt Videokonferenztechnik, die hybride Meetings unterstützen soll.

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(kbe)