Wirtschaftshistorikerin: Fehlschläge können produktiv sein

Die Autorin Sarah Lewis sieht eine Verbindung von Kunst und Wissenschaft als Weg zur Innovation – und glaubt an die Vorteile des Scheiterns.

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Zu großen Errungenschaften führt selten ein gerader Weg. Das gilt für technische Innovationen ebenso wie für Meisterwerke der Kunst. Kreativen Durchbrüchen gehen oft krasse Fehlschläge voraus. Die Wissenschaftshistorikerin Sarah Lewis hat dies in ihrem jüngsten Buch "The Rise" untersucht.

Im Interview mit Technology Review sagte die Autorin, sie sehe einige der Misserfolge etwa im Silicon Valley gar nicht als Fehlschlag an. "Ich verstehe darunter die Kluft zwischen dem Ort, an dem ich bin, und dem Ort, an den ich gelangen will. Je größer diese Kluft ist, desto mehr nennt man sie "Fehlschlag" – je kleiner sie ist, desto eher bezeichnet man sie als etwas, das verbessert oder austariert werden muss." Eine Serie von fehlgeschlagenen Handlungen eines Unternehmens fühle sich ganz anders an als ein ganzes Leben, das man als gescheitert empfindet.

Aufbauend auf 150 Interviews mit Künstlern, Wissenschaftlern, Unternehmern und Forschungsreisenden, ist das Buch weder ein Handbuch noch eine Sammlung von Fallstudien – eher ein langer Essay. Als interessantes Beispiel führt Lewis etwa den Physiker Andre Geim an. "Seine Experimente waren mitunter sehr sonderbar. So gewann er im Jahre 2000 den IgNobel-Preis für die Levitation eines Frosches mit Hilfe von Magneten. Doch 2010 folgte der Nobelpreis für die Herstellung der Kohlenstoffverbindung Graphen."

Geim habe ständig mit Fehlschlägen zu tun gehabt: "Die psychologische Frustration, die daraus entsteht, dass man nicht ernst genommen wird, war für Geim schwer auszuhalten, erforderte schon Mut." Seine Graphen-Arbeiten hätten in Freitagnacht-Experimenten stattgefunden, "zu Zeiten, wenn er und sein Kollege sich im Labor frei fühlen konnten – und sie deshalb diese bahnbrechenden Entdeckungen machten". Geim sei ein Vorbild dafür, wie ein produktiver Prozess aus Fehlschlägen helfen könne.

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(bsc)