ChatGPT in Verdacht: US-Autorin findet Werke unter ihrem Namen bei Amazon

Eine bekannte US-Autorin hat auf Amazon und Goodreads Werke unter ihrem Namen entdeckt, die wohl aus einer KI stammen. Die Plattformen sind unvorbereitet.

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Zwei Roboterhände auf einer ergonomischen Tastatur

(Bild: maxuser/Shutterstock.com)

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Erst nach öffentlicher Kritik haben Amazon und Goodreads mehrere Bücher aus ihren Katalogen entfernt, bei denen eine bekannte US-Autorin als Verfasserin angegeben war, die aber wohl von einer KI stammten. Das hat Jane Friedman publik gemacht, die selbst auf die unter ihrem Namen verfassten Titel aufmerksam geworden war. Friedman hat mehrere Ratgeber für Autoren und Autorinnen verfasst, die unter ihrem Namen eingestellten Werke lehnten sich mit Titeln wie "How to Write and Publish an eBook Quickly and Make Money" zumindest oberflächlich daran an. Weder auf Amazon noch auf Goodreads war es Friedman nach eigenen Angaben gelungen, eine Entfernung zu erreichen. Das gelang erst mit einem Blogeintrag, in dem sie die Entdeckung publik gemacht hat.

Unter dem Titel, "Ich würde es lieber sehen, dass meine Bücher raubkopiert werden, als so etwas", führt Friedman fünf "Müllbücher" auf, die sie auf Amazon unter ihrem Namen entdeckt hat. Schon auf den ersten Seiten werde demnach deutlich, wie stark die enthaltenen Texte den Antworten von ChatGPT gleichen, schreibt sie weiter. Wer auch immer die eingestellt habe, wolle offenbar vom Vertrauen in ihren Namen profitieren und Menschen täuschen. Da die Werke bislang noch keine Bewertungen hätten, könnte sie die auch einfach ignorieren, auch weil sie gar nicht wisse, was sie tun könne. Immerhin besitze sie nicht das Urheberrecht an den Werken und auch nicht wirklich an ihrem Namen. Aber gleichzeitig waren die Titel auf der Buchempfehlungsplattform Goodreads sogar auf ihrer Autorenseite aufgeführt.

Friedman beschreibt dann, wie sie trotzdem versucht hat, eine Entfernung der Titel zu erreichen. Amazon habe auf eine diesbezügliche Bitte hin die Nummer zum entsprechenden Markenrechtseintrag verlangt. Weil sie aber keine Marke für ihren Namen besitze, habe es lediglich geheißen, dass es keinen Verkaufsstopp für die Titel geben würde. Auf Goodreads wiederum habe sie gar keinen Einfluss auf ihre Profilseite, dazu müsse man sich an freiwillige Moderatoren und Moderatorinnen wenden. Wie umständlich das ist, hat Goodreads selbst erklärt. Erst nach der Veröffentlichung des Blogeintrags sei ihr Profil schließlich bereinigt worden, Stunden später waren die Titel von beiden Plattformen verschwunden. Goodreads gehört seit 2013 zu Amazon.

Gegenüber Gizmodo sagte Friedman inzwischen, dass sie von vorneherein gewusst habe, dass Amazon die Titel nicht einfach entfernen würde, nur weil sie danach fragt: "Ich wusste, dass ein PR-Albtraum nötig ist." Zum Glück habe das gestimmt, aber das zeige das größere Problem. "Was werden weniger bekannte Autoren machen?", fragt sie in ihrem Blog. Auf X (vormals Twitter) schreibt sie, dass sie solche Werke nur bei Amazon gefunden habe, "die anderen haben Standards". Eine andere Autorin hat ihr dort geschrieben, dass sie alleine in der vergangenen Woche 29 derartige Werke in ihrem Namen habe löschen lassen.

Von Amazon und Goodreads fordert Friedman dringendst "Schutzzäune gegen diesen Erdrutsch an falsch zugeschriebenen und fehlinformierenden Titeln". Beide Plattformen müssten einen Weg zur Verifizierung von Autorenschaft oder wenigstens eine simple Möglichkeit zur Blockierung solcher Titel einrichten: "Mach das jetzt, macht das schnell." Niemand könne ernsthaft erwarten, dass aktive Autoren und Autorinnen den Rest ihres Lebens damit verbringen, die Plattformen zu kontrollieren. Denn wer das nicht mache, werde mit Sicherheit von Lesern und Leserinnen Beschwerden bekommen, die solche Titel gekauft haben. Oder aber man höre nichts und verliere potenzielle Leser.

(mho)