"Zoozve": Quasisatellit der Venus bekommt Namen nach Fehler auf Kinderposter

Als ein Podcast-Moderator über dem Kinderbett einen seltsamen Eintrag auf einem Kinderposter entdeckt, beginnt eine Geschichte, die jetzt bei der IAU endet.

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Zeichnung der Venus mit dem Begeleiter "ZOOZVE"

"Zoozve" auf dem Poster lange vor seiner Benennung

(Bild: alex-foster.com)

Lesezeit: 3 Min.

Der erste entdeckte Quasisatellit eines Planeten begleitet die Venus und trägt jetzt dank einer unsauberen handschriftlichen Notiz ganz offiziell den Namen Zoozve. Das hat die für die Benennung kleiner Himmelskörper zuständige Arbeitsgruppe der Internationalen Astronomischen Union (IAU) vor wenigen Tagen publik gemacht, während sich der Hintergrund in zwei Episoden des Podcasts Radiolab nachhören lässt. Darin erzählt Moderator Latif Nasser, wie er den ungewöhnlichen Namen auf einem Kinderposter des Sonnensystems entdeckt hat, das auch einen Venusmond zeigt. Der Planet hat aber keinen Satelliten und der verantwortliche Zeichner konnte sich und Nasser nun nicht mehr erklären, wie er darauf gekommen ist.

Der entscheidende Hinweis zur Klärung des Rätsels kam stattdessen von der NASA-Angestellten Liz Landau. Nasser hatte ihr von dem seltsamen Detail auf dem Poster erzählt und sie gefragt, ob sie einen Himmelskörper "Zoozve" kenne. Das verneinte sie und auch Google hatte keine Antwort parat. Erst als sie sich das Wort noch einmal angesehen hat, ist sie darauf gekommen, dass sie nicht nach "ZOOZVE" sondern nach "2002 VE" suchen sollte. Und tatsächlich wurde sie fündig: "2002 VE68" war der Name des ersten entdeckten Quasisatelliten, der die Venus begleitet. Darauf angesprochen, ist dann auch dem Zeichner aufgegangen, dass er wohl einen Bericht gelesen, den Namen in Großbuchstaben notiert und falsch abgelesen hat. Weil sich Nasser bei der IAU dafür eingesetzt hat, heißt das Objekt jetzt genau so.

Quasisatelliten wie Zoozve sind eine spezielle Art von Begleitern von Himmelskörpern, die sie in relativ großen Entfernungen umrunden und dabei hauptsächlich unter dem gravitativen Einfluss jenes Himmelskörpers stehen, den beide zusammen umkreisen – im Sonnensystem also zumeist die Sonne. Bisher sind nur vergleichsweise wenige dieser Objekte bekannt, Zoozve war überhaupt das erste, das gefunden wurde. Bei der Erde kennen wir inzwischen fünf davon, eines dürfte einst aus dem Mond herausgeschlagen worden sein. Die Bahnen solcher Asteroiden sind meist nicht sehr stabil, sodass sich die Objekte vergleichsweise rasch wieder von ihrem Himmelskörper entfernen.

Das Poster mit der allerersten Erwähnung von Zoozve ist immer noch verfügbar und dank der Entscheidung der IAU-Arbeitsgruppe muss die Bezeichnung nun auch nicht mehr korrigiert werden. In der Liste der jetzt neue vergebenen Namen findet sich derweil auch ein Asteroid im Hauptgürtel, der nach der spanischen Bezeichnung für die Schlümpfe jetzt "Pitufo" heißt. Ein anderer Asteroid wurde nach einer mythischen Figur von Ureinwohnern in Brasilien "Curupira" genannt. Darüber hinaus tragen fortan gleich sechs kleine Himmelskörper den Namen von Ehefrauen von Astronomen und anderen Wissenschaftlern. Zoozve sticht aber klar heraus. Die ganze Liste findet sich bei der WGSBN (Working Group Small Bodies Nomenclature).

(mho)