eGlass: Bildschirm- & Kamerasystem schafft Durchblick für den Hybridunterricht

Sollen Menschen vor Ort und in der Ferne gleichzeitig erreicht werden, müssen sich Vortragende oft gefühlt zerreißen. Das eGlass-System setzt genau hier an.

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Das klassische Tafelbild wandert auf das eGlass und kann zugleich mit digitalen Inhalten ergänzt werden. Lehrkraft und Schüler im Raum sind einander zugewandt – und auch Remote kann die Lehrkraft so gesehen werden.

(Bild: Pathway Innovations)

Lesezeit: 4 Min.

Lehrkräfte mussten während akuter Pandemiephasen viele verschiedene Aufgaben erledigen und verschiedenen Lerngruppen gerecht werden: Unter anderem sahen manche Schutzkonzepte vor, dass Lehrkräfte Kinder und Jugendliche sowohl in Präsenz als auch im Homeschooling beschulen sollten – gleichzeitig. Das hat besonders ein Problem hervorgebracht: Lehrkräfte mussten sich gefühlt zerreißen, denn die parallele Ansprache der verschiedenen Gruppen konnte nur bedingt gut gelingen.

Auch Unternehmen machten Erfahrungen mit dezentral arbeitenden Angestellten und fanden nicht immer zufriedenstellende Lösungen für gemeinsame Informationsveranstaltungen. Genau dieses Problem adressiert das HoverCam eGlass-System der Firma Pathway Innovations, das während der "mobile.schule"-Tagung im Hannover Congress Centrum (HCC) vorgestellt wurde. heise online hat sich das eGlass vor Ort vorführen lassen.

Mit dem eGlass oder auch "Lightboard" und der sogenannten eGlass-Station können Lehrkräfte oder Unternehmensmitarbeiter gleichzeitig Menschen in Räumen vor sich und in der Ferne ansprechen. Dabei verschwindet ihr Gesicht nicht hinter dem aufgeklappten Notebook, sondern bleibt hinter der Scheibe gut sichtbar. Zugleich können über das eGlass weitere Elemente in einen Video-Stream oder eine Videoaufnahme eingebaut werden. So ist ein Tafelbild oder auch eine gewohnte Präsentationsform mit verschiedenen Medieneinblendungen möglich, ohne den Blickkontakt zur Klasse oder zum Publikum zu verlieren.

Der Seitenblick auf das eGlass-System. Die Kamera überträgt und zeichnet ggf. auf, was auf und hinter der Scheibe passiert. Mit zusätzlicher Software können noch weitere Inhalte per Notebook ins Bild gezogen werden.

(Bild: Pathway Innovations)

Die eGlass-Station ist ein höhenverstellbarer, mobiler Tisch samt Akku, der sowohl das Lightboard als auch ein angeschlossenes Notebook für mindestens sechs Stunden versorgt. Vor dem eGlass ist Platz für eine Maus; eine Tastatur lässt sich in einer Schublade unter dem Tisch unterbringen und hervorziehen. An den Seiten sind Körbe für Neonstifte und andere Utensilien angebracht.

Hinter dem eGlass sitzt eine Kamera, die überträgt und aufzeichnen kann, was Vortragende mittels Software auf dem Laptop ins Bild ziehen und auch mit Neonstiften auf der Scheibe schreiben. Die Inhalte werden dann entsprechend gespiegelt an Menschen in der Ferne sowie im gleichen Raum ausgespielt – für die Präsentation vor Ort ist etwa eine smarte Tafel oder ein weiterer Bildschirm nötig.

Damit Lehrkräfte Lehr- oder auch Informationsvideos für den späteren Abruf leicht erstellen können, gibt es unterhalb der Scheibe Knöpfe, die direkt eine Aufnahme steuern. An den Kanten der Scheibe sind einzeln steuerbare LED-Leisten angebracht, die für eine gute Ausleuchtung der Sprechenden und auch der Neonschrift sorgen – sie erinnern an Ring-LEDs für Influencerinnen und Influencern.

Das Licht wird über zwei Knöpfe gesteuert, die Video-Aufnahme kann leicht gestartet, aber auch unterbrochen werden.

(Bild: heise online/ kbe)

Pathway Innovations bietet das Lightboard in zwei Größen an: mit einer Bildschirmdiagonale von 35 Zoll und 50 Zoll.

Über die Verbindung mit einem Notebook und der eGlass-Fusion-Software ziehen Vortragende Bilder oder Dokumente in die Präsentation – dafür gibt es auch eine Art Schnellablage, die man bereits vorab in der Unterrichtsvorbereitung befüllen kann. Den weißen Hintergrund der Dokumente kann man für die Präsentation transparent machen; schwarze Schrift wird dann in weiße Schrift geändert.

Die eGlass-Station kann laut Hersteller gut vor einem dunklen oder auch einem sehr hellen Hintergrund genutzt werden. Die leicht wieder von der Glasscheibe abwischbaren Neonstifte sollen über den Hersteller zu erhalten sein, handelsübliche Stifte wie etwa "Trockenlöschstifte" eignen sich hierfür aber auch.

Wir sehen, was wir gerade selbst auf die Scheibe geschrieben haben, wir sehen aber auch, was die anderen sehen würden und auch noch die Besucherinnen und Besucher der Tagung. Nur der blaue Stift schwächelte etwas.

(Bild: heise online/ kbe)

Die per eGlass und Software auf dem angeschlossenen Notebook erstellten Inhalte können mit dem "HoverCam-Beamio" unabhängig von einem WLAN per Funkverbindung auf weitere Displays in der Nähe projiziert werden. Beamio wird per HDMI angeschlossen und soll eine Funkverbindung nutzen, die von Smartphones in der Nähe nicht gestört wird.

Ein Zusammenspiel mit gängigen Videokonferenz-Lösungen ist über die Bildschirmfreigabe-Funktion oder auch Kamera möglich. Das funktioniert laut Hersteller unter anderem mit Zoom, Google Hangouts, Google Meets, Skype und Microsoft Teams.

Laut Aussteller wird eGlass in den USA bereits in Schulklassen eingesetzt.

(kbe)