heise meets ... Immer noch Vorurteile zu Frauen in MINT-Berufen

Prof. Barbara Schwarze (Hochschule Osnabrück): Die Zahl weiblicher Aspirantinnen für technische Studiengänge nimmt wieder ab – dringender Handlungsbedarf!

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Michael Praschma

Das Thema "mehr Frauen in MINT-Berufen" ist in Zeiten von Fachkräftemangel und Digitalisierung hochaktuell. Verschiedenste Initiativen erzielten schon bisher erste Erfolge im Hochschulbereich, zum Beispiel eine Verdreifachung des Frauenanteils im Studienbereich Ingenieurwesen zwischen 2008 und 2021.

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Prof. Barbara Schwarze

Doch derzeit sind laut IQB Career Services nur 16 Prozent Frauen in technischen Berufen beschäftigt. "Leider geht aktuell auch die Zahl der Studienanfängerinnen in technischen Studiengängen zurück … In Ausbildungsberufen, in technischen Studiengängen sowie an der Schnittstelle zu Bildungskarrieren kämpfen wir immer noch mit Vorurteilen. Aktuelle Bilder aus dem Praxisumfeld müssen bereits im Kindergarten und der Schule vermittelt werden. Hilfreich sind auch außerschulische Aktionsorte, an denen junge Menschen mit technischen Berufen in Berührung kommen", fordert Barbara Schwarze.

Vorurteile wirken über wichtige Ansprechpersonen wie etwa Eltern, Lehrkräfte, Ausbildende, Arbeitgeber. Wege zur Lösung? – Der "Girls' Day" fördert beispielsweise wichtige Aktionsorte und macht sie sichtbar und zugänglich. Hier lernen junge Mädchen Rollenvorbilder und Berufsmöglichkeiten kennen, außerdem Chancen und Gestaltungsmöglichkeiten für die jeweiligen Berufe. Verbände, Kammern, Hochschulen und Forschungseinrichtungen bringen mit Videos speziell jungen Frauen technische Berufe näher. Schwarze: "Diese Videos müssen mit der Praxis verknüpft werden, Schülerinnen sollten sich selbst in diesen Berufen erproben können. Dann erhalten sie auch eine Rückmeldung zu ihren eigenen Fähigkeiten in der Technik."

Die Bundesinitiative "Klischeefrei" leistet hier Aufklärungsarbeit und bietet Materialien an, um Stereotypen in der Erziehung vorzubeugen und entgegenzuwirken. Zum Beispiel kann es Kinder prägen, wenn beim Spielen von Mädchen mit Puppen gelächelt und bei dem Griff zum Auto als Spielzeug die Stirn gerunzelt wird – bis hin zur elterlichen Aussage: "Lern doch besser einen Beruf, in dem du mit mehr Frauen zusammenarbeitest." Dabei ist die Sorge, dass ein technisches Unternehmen, in dem wenige Frauen tätig sind, für die berufliche Entwicklung der Töchter nachteilig sein könnte, überholt.

Schwarze meint: Schulen sollten sich verstärkt mit regionalen Unternehmen oder Hochschulen vernetzen, die Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte vorantreiben und Fachkräfte aus der Praxis einbinden.

Laut der neuesten McKinsey-Studie ist es bereits 5 vor 12. Soll das BIP bis 2025 um bis zu 600.000 Milliarden Euro in Europa steigen, braucht es statt derzeit 22 Prozent Frauen in MINT-Berufen 45 Prozent – zugleich ein Beitrag zur Stärkung der Innovationsfähigkeit Europas! Es fehlen Quereinsteigerinnen, die ihre Praxiserfahrungen einbringen. Auch hier wird aber bei Einstellungen immer noch zu Ungunsten von Bewerberinnen ausgewählt. Die Initiative "She Transform IT" etwa zeigt, dass die Begeisterung junger Frauen für die Digitalisierung stärker gehoben werden muss – allein schon, weil Digitalisierung in vielen Bereichen Arbeitserleichterung und mehr Effizienz bedeutet.

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Barbara Schwarze fordert eine bessere und mehr auf Frauen ausgerichtete Kommunikation. Unternehmen, Schulen, Forschung, Verbände etwa müssen Karrieren sichtbar und auch möglich machen. Unternehmen und Organisationen sollten sich die Frage stellen, wie sie sich selbst verändern müssen, um breitere Zielgruppen – insbesondere junge Frauen – für sich zu gewinnen und zu halten.

(bme)