re:publica 2016 eröffnet: "Post Love, not Hate"

Die zehnte re:publica begann mit einem Appell, "das offene Internet zu feiern" und zu erhalten, da es bedroht sei durch zunehmende staatliche sowie private Überwachung und Kontrolle. Das große Motto ist Selbstreflektion.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 19 Kommentare lesen
re:publica 2016

(Bild: heise online / Stefan Krempl)

Lesezeit: 3 Min.

"Uns alle eint, dass wir das Internet eher als Chance sehen", erklärte Markus Beckedahl, netzpolitik.org-Blogger und Mitgründer der re:publica, am Montag vor einem übervollen "Haus" zur Eröffnung der zehnten Ausgabe der großen Internetkonferenz in Berlin. "Es geht uns darum, ein offenes Internet zu feiern."

Doch mischte Beckedahl auch ernste Töne in seinen Vortrag. Das Netz sei bedroht durch zunehmend mehr Überwachung- und Kontrollinfrastrukturen. "Wir machen uns immer mehr abhängig von immer mehr Plattformen, die uns einseitig die Regeln vorgeben." Gesucht werden müssten daher Strategien, "unsere Grundrechte anders durchzusetzen".

Für Johnny und Tanja Haeusler vom Spreeblick-Verlag, die den Kongress gemeinsam mit der Agentur newthinking communications aufgebaut haben, steht die re:publica auch für zehn Jahre Netzgeschichte. "Wir sind mit Euch gewachsen", betonte Tanja Hauesler. Die Sorge, "dass das, was die re:publica ausmacht, verloren gehen könnte", sei grundlos gewesen: "Es ist uns zwar nicht gelungen, die Welt in vollem Umfang zu einer besseren zu machen. Es kämen aber "viele Menschen zusammenkommen, denen Freiheit und Menschenrechte etwas bedeuten".

Johnny Hauesler rechnete mit der Ansage von Politikern und Rechteinhaber ab, dass das Netz "kein rechtsfreier Raum" sei. Diese sei 2013 endgültig ad absurdum geführt mit den Snowden-Enthüllungen: "Kein Rechtsstaat hatte dafür gesorgt gehabt, dass wir nicht massenüberwacht werden." Inzwischen sei es vordringlich, das Netz zu bewahren vor Hass und allen Formen von Intoleranz. Am besten helfe es, selbst positive Inhalte dagegen zu stellen: "Post Love, not Hate."

Die "digitale Avantgarde" bekommt dieses Jahr auch den Spiegel vorgehalten: "Ten is Net", lautet der Titel des dreitägigen Kongresses, reflektierende Flächen stellen auch vor Ort in der wieder aus allen Nähten platzenden Station ein entscheidendes Design-Element dar. Schon die Namensschilder sind mit Spiegelfolie überzogen, damit auch die Selbstreflektion nicht zu kurz kommt.

Die re:publica hat sich in den vergangenen zehn Jahren vom beschaulichen Blogger-Treffen in der Kalkscheune ohne Internet zu einer der größten Konferenzen zu Themen der digitalen Gesellschaft gewandelt, auf dem das WLAN aber nach wie vor nicht problemlos läuft. Dieses Jahr zelebrieren die Macher des Großereignisses das Jubiläum mit gut 750 Vortragenden auf 17 Bühnen und mehren Subkonferenzen wie der Media Convention, fast 400 Stunden Programm und rund 8000 erwarteten Besuchern.

Zumindest für die Darbietungen in Saal 1 und 2 gibt es einen Live-Stream. Vorträge und Diskussionen auf ausgesuchten anderen Bühnen sollen binnen weniger Tage auf einem speziellen YouTube-Kanal hochgeladen werden. Tickets gibt es nicht mehr online, aber noch an der Tageskasse zu erwerben, der Standard-Eintritt für drei Tage schlägt dort mit 195 Euro zu Buche. Für alle, die im Anschluss nicht ein Jahr auf das nächste Szene-Stelldichein warten wollen, kündigte Andreas Gebhard von newthinking fürden 20. Oktober in Dublin die erste englischsprachige Ausgabe der re:publica an.

re:publica 2016: Impressionen von der Eröffnung (14 Bilder)

(Bild: heise online / Stefan Krempl)

(anw)